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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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diesem gesunden Vorhaben wollte José Antonio nichts wissen, und der Engländer, außerstande, sich gegen die Energie des Chefs aufzulehnen, quetschte sich wieder mit den anderen in dessen Auto.
    Sie fuhren denselben Weg zurück und über die Cedaceros Richtung Alcalá; dann parkten sie hinter der Plaza de Cibeles und gingen zu Fuß zu einem Lokal namens Der heitere Wal im Untergeschoss des Café Lyon d’Or. In diesem kleinen, lauten, rauchgeschwängerten Lokal mit seinen von Seestücken behängten Wänden pflegten José Antonio und seine Freunde einen literarischen Stammtisch. Jetzt tauschten sie Grüße aus, stellten kurz den Ausländer vor und stürzten sich sofort in die Debatte. In diesem Radau schien sich José Antonio wie ein Fisch im Wasser zu fühlen, und Anthony, dem die Madrider Gesprächsrunden vertraut waren, nahm bald einen diskreten Platz unter Freunden ein. Die meisten Gäste waren nicht nur Poeten, Romanciers oder Dramatiker, sondern auch glühende Falangisten, doch in dieser entspannten Atmosphäre gab es beim Pingpong der Argumente keine Hierarchien. Angenehm überrascht sah Anthony, dass sich José Antonio in diesem feurigen Wortwechsel ideologisch flexibler zeigte als seine Kameraden. In diesen Tagen wurde in den Theatern mit großem Erfolg das Stück Unsere Natascha von Alejandro Casona gezeigt, dessen explizite Sowjetpropaganda nach Meinung der Gäste im Heiteren Wal der Haupt-, wenn nicht gar der einzige Grund für den Publikumszustrom und das Kritikerlob war. José Antonio hatte das Stück nicht gesehen, lobte aber Die gestrandete Sirene , ein früheres Werk desselben Autors. Nach einer Weile bekundete er, wieder gegen die allgemeine Meinung, eine vorbehaltlose Begeisterung für Charles Chaplins Moderne Zeiten , trotz der offen sozialistischen Botschaft des Films.
    So verflogen bei Whisky und Disputen im Nu zwei Stunden. Nachdem sie das Lokal verlassen hatten, blieben die Gäste nach spanischer Art lange mitten auf der Straße stehen, sich umarmend und lauthals weiterplaudernd, als hätten sie sich seit Urzeiten nicht mehr gesehen oder würden sich für immer voneinander verabschieden. Eine zerlumpte, unglaublich winzige Frau trat zu ihnen, um Lose zu verkaufen. Sánchez Mazas kaufte ihr ein Zehntellos ab. Bevor sie wieder ging, lächelte sie ihn an: «Wenn Sie gewinnen, wird es für die Sache sein.»
    «Man soll das Glück nicht versuchen, Rafael», sagte José Antonio kopfschüttelnd.
    Schließlich trennte man sich.
    Ordentlich beschwipst machte sich Anthony auf den Weg zum Hotel. Nachdem er ein Stück der menschenleeren Calle de Alcalá zurückgelegt hatte, hörte er hinter sich eilige Schritte. Seine Beunruhigung legte sich halbwegs, als er feststellte, dass sein Verfolger Raimundo Fernández Cuesta war. Er fühlte sich in Gesellschaft dieses Mannes gehemmt, der den ganzen Abend über schweigsam gewesen war und jetzt ein noch ernsteres Gesicht machte.
    «Haben wir denselben Weg?», fragte er.
    «Nein», antwortete der andere mit vom Laufen stockendem Atem. «Ich habe die Kameraden stehenlassen, um dich einzuholen und dir ein paar Worte zu sagen.»
    «Schieß los.»
    Bevor er zu sprechen begann, schaute der Generalsekretär der Partei in alle Richtungen. Als er sah, dass sie allein waren, sagte er gemessen: «Ich kenne José Antonio seit seiner Geburt. Ich kenne ihn so gut wie mich selbst. Es hat keinen zweiten Menschen wie ihn gegeben, und es wird auch keinen solchen mehr geben.»
    Da er nach diesem lapidaren Satz lange schwieg, dachte Anthony, das sei vielleicht das Gesprächsthema, und wollte eben eine harmlose Antwort formulieren, als der andere vertraulich hinzufügte: «Ganz offensichtlich ist er dir ehrlich und brüderlich zugetan, aus einem Grund, der mir am Anfang nicht klar war. Aber dann habe ich begriffen, dass ihr, José Antonio und du, etwas für ihn sehr Wertvolles gemeinsam habt, etwas Erhabenes, Vitales. Unter anderen Umständen wärt ihr Rivalen. Aber die Umstände sind weit davon entfernt, normal zu sein, und sein edles Gemüt kennt weder Feindseligkeit noch Egoismus.»
    Wieder schwieg er, und nach einer Weile fügte er heiser hinzu: «Ich kann seine Gefühle nur respektieren und eine Mahnung aussprechen: Verrate die Freundschaft nicht, mit der er dich ehrt. Das wär’s – gute Nacht, und Arriba España!»
    Er machte auf dem Absatz kehrt und ging eilig davon. Anthony dachte über die Bedeutung der seltsamen Botschaft und der ihr innewohnenden Drohung nach. Er war ein

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