Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
Vom Netzwerk:
José Antonio richtig. «Er ist ein exzellenter Experte in spanischer Malerei. Was wolltest du mir sagen, Raimundo?»
    «Vor einer Weile hat Sancho aus Sevilla angerufen. Nichts Dringendes, ich sag’s dir nachher.»
    José Antonio wandte sich an Anthony und sagte: «Sancho Dávila ist der Chef der Falange in Sevilla. Es ist immer wichtig, mit den anderen Zentren in Verbindung zu stehen, in diesem Augenblick mehr denn je. Dieser Kamerad ist Raimundo Fernández Cuesta, Anwalt und Freund seit eh und je. Er ist Gründungsmitglied der spanischen Falange und derzeit ihr Generalsekretär. Und der dort, der mir gleicht, aber ohne Schnurrbart, das ist mein Bruder Miguel. Und was Sie da um sich herum sehen, ist die Raubtierkammer – da haben die Universitätsgewerkschaft, die Presse- und Propagandaabteilung und die Milizen ihren Sitz.»
    «Das ist sehr interessant», sagte Anthony, «und ich danke Ihnen für das Vertrauen, dass Sie mich hierher mitgenommen haben.»
    «Von Vertrauen kann keine Rede sein, zum Glück oder leider brauchen wir wegen unserer Bekanntheit nichts geheimzuhalten, weder die Identität unserer Kameraden noch unsere Aktivitäten. Nicht einmal unsere Absichten. Die Polizei überwacht uns alle, und zweifellos befindet sich in unseren Reihen ein verdeckter Spitzel. Etwas anderes zu denken wäre naiv. Wenn Sie gestatten, erledige ich einige Dinge, und dann gehen wir essen. Ich bin bereit, für das Vaterland zu sterben, aber ich bin nicht bereit zu verhungern.»
    Mehrere Falangemitglieder waren gekommen, um sich mit dem Chef zu besprechen. José Antonio stellte sie Anthony vor, und der versuchte vergeblich, die einzelnen Namen zu behalten. Obwohl sich alle in lakonischen Sätzen ausdrückten und so militärisch-präzise Knappheit imitierten, offenbarten sie in Diktion, Wortschatz und Manieren ihre Abkunft aus der Oberschicht und ein beachtliches Bildungsniveau. Die Kadermitglieder waren wie José Antonio um die dreißig, die anderen noch sehr jung, vermutlich Studenten. So wich Anthonys anfängliche Nervosität einer gewissen Behaglichkeit, verstärkt noch durch die allseitigen Sympathiebekundungen. Vielleicht sahen sie in ihm einen Sympathisanten, und da ihn der Chef höchstpersönlich mitgebracht hatte, der genau wusste, welche seine Haltung war, fühlte er sich nicht verpflichtet, sie eines anderen zu belehren. Wenn sie ihn etwas über die British Union of Fascists fragten, sagte er nur, er habe noch keine Gelegenheit gehabt, Oswald Mosley persönlich kennenzulernen, und murmelte vage Sätze, die im Mund eines Ausländers überzeugend klangen.
    Nach einer Weile unterbrach José Antonio, zwar immer noch herzlich und energisch, aber mit deutlichen Zeichen der Ungeduld, die nicht abreißenden Fragen, ermahnte alle, in der Arbeit nicht zu erlahmen und den Glauben an ihr Projekt nicht zu verlieren, dessen Verwirklichung unmittelbar bevorstehe. Dann hakte er Anthony unter und sagte: «Verlieren wir keine weiteren Worte, sonst kommen wir hier nie weg.»
    Laut fragte er seinen Bruder, ob er mit ihnen essen kommen wolle. Miguel Primo de Rivera schützte dringendere Geschäfte vor. Anthony dachte, vielleicht wolle er es, bewusst oder unbewusst, vermeiden, mit seinem älteren Bruder gesehen zu werden, damit dessen umwerfende Persönlichkeit, größer, hübscher, brillanter, seine eigene nicht in den Schatten stelle. Natürlich war Miguel José Antonio ergeben, aber er wollte auch keine Vergleiche provozieren, die zwangsläufig zu seinen Ungunsten ausfallen würden.
    Zwar hatte die Frage Miguel gegolten, aber José Antonios Verhalten schloss eine allgemeine Einladung mit ein, und so gesellten sich der Gruppe Raimundo Fernández Cuesta und ein weiterer, schmächtiger und scheuer Mann zu, dessen dicke runde Brille ihm jeden Anflug von Würde nahm. Rafael Sánchez Mazas war eher ein Intellektueller denn ein Mann der Tat; dessen ungeachtet war er, wie José Antonio dem Engländer beim Hinausgehen sagte, Gründungsmitglied der spanischen Falange gewesen, und jetzt war er Vorstandsmitglied. Ihm war die Losung zu verdanken, in die nun alle einstimmten: «Arriba España!» Anthony war er auf der Stelle sympathisch.
    In José Antonios gelbem Chevrolet drängten sich die vier sowie die beiden Leibwächter zusammen und fuhren zu einem baskischen Restaurant namens Amaya in der Carrera de San Jerónimo. Als sie eintraten, empfing sie der Wirt mit erhobenem Arm.
    «Das darfst du nicht sehr ernst nehmen», sagte José Antonio,

Weitere Kostenlose Bücher