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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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die Möglichkeit eines Rechtsputsches. Die Monarchisten haben Gil-Robles aufgefordert, sich zum Diktator ausrufen zu lassen, und er hat sich geweigert.
    Da gibt es natürlich noch die Armee. Aber Azaña kennt sie genau, er ist nicht umsonst Kriegsminister gewesen. Er weiß, dass die Militärs zwar martialisch auftreten, aber letztlich opportunistisch sind; auf der einen Seite drohen und kritisieren sie, auf der anderen Seite lechzen sie nach Beförderungen, Ämtern und Orden; sie stehen auf ihre Pfründen und sind eifersüchtig auf diejenigen anderer, die sich ihrer Meinung nach trotz geringerer Verdienste vorgedrängt haben. Kurzum, sie lassen sich einseifen wie Kinder. Von der eisernen Hierarchie darauf gedrillt, nur das zu tun, was ein anderer entscheidet, können sie sich auf keine gemeinsame Aktion einigen. Alle Waffengattungen (Artillerie, Infanterie, Pioniere) könnten sich gegenseitig umbringen, und die Marine braucht nur das eine zu tun, damit die Luftwaffe das Gegenteil tut. Nach dem neulichen Wahlerfolg der Volksfront hat General Franco den Premierminister aufgesucht und beschworen, der Unordnung ein Ende zu setzen, nötigenfalls mit Hilfe der Armee. Francisco Franco ist ein junger General, er hat praktische Intelligenz und erprobten Mut. In Afrika ist er kometenhaft aufgestiegen und hat sich unter den Offizieren einen wohlverdienten Ruf erworben. Aufgrund seiner persönlichen Gaben und seines Einflusses könnte er einer der Rädelsführer der Revolte sein, wären sein süßlicher Charakter und seine natürliche Zurückhaltung den anderen Generalen nicht ein Dorn im Auge. Es ist zu bezweifeln, dass Francos verschleierte Drohung gegenüber dem Premierminister von der ganzen Armee unterstützt würde, aber der Besuch jagte Portela Valladares Angst ein, und er trat überstürzt zurück. Das durch diesen Rücktritt entstandene Vakuum machte Don Manuel Azaña erneut zum Premierminister.
    Ein Bote bringt dem Ministerialdirektor ein Tablett, auf dem neben einem Körbchen mit Feingebäck ein Tässchen Schokolade dampft. Ein weiterer Bote kommt mit Tassen, Tellern, Gläsern, Besteck, Servietten und einem Krug frischem Wasser und deckt den Tisch für den Imbiss. Nach dem Frühstück erscheinen Don Amós Salvador, Innenminister, und sein Staatssekretär, Don Carlos Esplá. Lachende Begrüßung. Zwischen Mallol und Esplá, beides Freimaurer, gibt es einen raschen Austausch von Symbolen. Inzwischen hat sich das Büro mit Gehilfen, Funktionären, Inspektoren und einem Zivilgouverneur gefüllt, der sich gerade in Madrid befindet. Auf dem Tisch stapeln sich die Aktenmappen, der Garderobenständer wankt unter dem Gewicht der Mäntel. Es werden Zigaretten gedreht, Pfeifen und Zigarren angezündet, der Rauch macht die Luft im Raum undurchsichtig.
    Wie zu erwarten, beschließt der Premierminister, die Demonstration für den toten Feuerwehrmann zu genehmigen, die Versammlung der Falange im Kino Europa dagegen zu verbieten. Es werden die gebotenen Maßnahmen ergriffen werden, und es wird geschehen, was geschehen muss. Wenn die Falangisten aufkreuzen und Radau machen, kann man das nutzen, um die Partei für illegal zu erklären und ihre wichtigen Anführer ins Gefängnis zu werfen. Und nötigenfalls wird eine Ausgangssperre verhängt. Mit dem üblichen Pathos und der gelegentlichen Mitwirkung seines Schattens, des Hauptmanns Coscolluela, berichtet Oberstleutnant Marranón von den letzten Bewegungen Primo de Riveras und seiner Clique, sowohl in der Hauptstadt wie in den Provinzen. Dann werden andere Geschäfte behandelt.
    Nach glaubwürdigen Berichten ist der Sekretär der Internationale, Georgi Dimitrow, nach wie vor entschlossen, die Republik um jeden Preis zu verteidigen. Wenigstens von dieser Seite droht keine Gefahr. Natürlich konspirieren die Militärs weiter; viele von ihnen stehen in engem Kontakt zur Falange oder zur Traditionalistenpartei mit Manuel Fal Conde an der Spitze. Im Sinn einer Präventivmaßnahme sind die aufsässigsten Militärs in periphere Garnisonen fern von den strategischen Zentren abkommandiert worden.
    Die Zensur der Medien wird beibehalten werden, sowohl was die Gewaltakte, Kirchenverbrennungen eingeschlossen, als auch die Streiks einzelner Sektoren im ganzen Land betrifft. Der Zivilgouverneur erwägt die Möglichkeit, die Armee einzusetzen, um die grundlegenden Dienstleistungen und die von den Streiks betroffene Versorgung zu gewährleisten. Im Prinzip ist das keine gute Lösung, aber man wird es

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