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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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Wortführer war die Falange eine kleine Randgruppe, zusammengehalten von der Zungenfertigkeit ihres Gründers und einem Dauerzustand physischer Gefahr, der ihre Mitglieder daran hinderte, eine kühle Bilanz der Situation zu ziehen. Und obwohl ihn das persönlich alles nicht betraf, deprimierte ihn diese Schlussfolgerung doch zutiefst.

23
    «Verzeihen Sie, dass ich Sie um diese Zeit störe, Don Alonso, aber ich wollte es nicht unterlassen, Ihnen mitzuteilen, dass das fragliche Subjekt schließlich gefunden und festgenommen worden ist und gerade unterwegs zum Präsidium ist.»
    Auf der anderen Seite der Leitung hört Don Alonso Mallol, Ministerialdirektor, Leiter der Obersten Polizeidirektion, mit einem Seufzer, was ihm Oberstleutnant Marranón mitteilt – zwar freut er sich über die Nachricht, aber sicherlich wird er jetzt nicht ruhig zu Hause dinieren können, wie er es vorhatte. Er antwortet: «In zwanzig Minuten bin ich da.»
    Oberstleutnant Marranón legt den Hörer auf und dreht sich stirnrunzelnd eine Zigarette. Auch ihn macht der Gedanke nicht glücklich, sich von der Kneipe unten ein Makrelensandwich heraufbringen zu lassen. Der Urheber des ganzen Ärgers wird sich damit die Stinklaune der beiden eingehandelt haben, denkt der Oberstleutnant, während er sich die Zigarette anzündet und sich daranmacht, den Schreibtisch aufzuräumen, um bei seinem Vorgesetzten einen guten Eindruck zu hinterlassen. Dann bestellt er die Sekretärin zu sich und informiert sie über die Situation. Die gemütliche Stenotypistin antwortet mit einem resignierten Heben der molligen Arme. Sie wirkt nicht verärgert, obwohl ihr Mann seit Jahren von einem chronischen Leiden geplagt wird und nicht mehr arbeiten kann, so dass der Broterwerb für die beiden, der Haushalt und die Pflege des Invaliden allein auf ihren Schultern ruhen. Wenn sie Überstunden leisten muss, gerät ihr alles durcheinander, und sie muss eine Nachbarin anrufen und bitten, sich ums Abendessen und den Kranken zu kümmern, bis sie kommt. Doch die gemütliche Stenotypistin beklagt sich nie, verliert nie ihre Sanftmut. Nicht so Hauptmann Coscolluela, dessen Charakter von Tag zu Tag schlechter wird, denkt der Oberstleutnant ärgerlich. Der Hauptmann ist ein Tatmensch, seine Sache sind Gefecht und Militärleben; jetzt muss er sich wegen seiner Wunde stundenlang in Geduld fassen und seine Energie in krausem Papierkram vergeuden.
    Unerwartet rasch tritt Don Alonso Mallol in elegantem, samtreversbestücktem marineblauem Mantel und mit Melone ins Büro. Den Anruf hat er während einer Veranstaltung im Ateneo erhalten, und so hat er es vorgezogen, den Weg zur Obersten Polizeidirektion zu Fuß zurückzulegen, um sich den Verkehr im Zentrum zu ersparen. Am Nachmittag haben die katholischen Studenten auf der Puerta del Sol gegen die Abschaffung des Religionsunterrichts demonstriert, und immer noch behindern einige Gruppen alles, sagt er, während er mit der Hilfe des Oberstleutnants Mantel und Melone ablegt.
    «Und ich frage mich: Wenn sie doch katholisch sind, wozu brauchen sie dann noch den Unterricht?»
    «Sie wollen nur Radau machen statt zu lernen, Don Alonso», stimmt der Oberstleutnant bei.
    Mallol und sein Untergebener setzen sich. Ersterer nimmt eine Zigarette aus dem Etui, bietet seinem Untergebenen ebenfalls eine an, nicht jedoch Pilar, steckt die seine in die lange Spitze und gibt sich und dann dem Oberstleutnant Feuer. Beide rauchen schweigend.
    «Und wo zum Teufel hat sich unser Mann verkrochen gehabt?», fragt Mallol schließlich.
    «Sie werden es nicht glauben, Don Alonso. Im Kino Europa, wo er sich Primo und sein faschistisches Gefolge angehört hat! Als wir ihn verhaftet haben, hat er zunächst geleugnet, aber einer unserer Agenten hat ihn in Begleitung der Tochter des Herzogs von Igualada den Tatort betreten sehen.»
    «Mein Gott, dieses verrückte Ding verdreht ja wirklich allen den Kopf. Was mag sie ihnen dafür geben?»
    «Was Frauen immer geben, Don Alonso: falsche Hoffnungen.»
    Mallol nickt mit einem angedeuteten Lächeln und fragt dann, ob die Versammlung denn nicht verboten worden sei. Ja, tatsächlich ist die Genehmigung verweigert worden, aber die haben sich nicht drum gekümmert. Der Kinobesitzer machte Nötigung geltend. Im letzten Moment entschied der Unterstaatssekretär des Inneren, keine Ordnungskräfte einzusetzen, um ein größeres Übel zu vermeiden. Aber am Ende war das Heilmittel schlimmer als die Krankheit: Nach der Veranstaltung gab es

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