Katzenmond
dachten. Irgendwie hatte diese Bedrohung etwas wiedererweckt, das sie schon verloren geglaubt hatten.
»Wir lassen uns nicht von den Koyanni vertreiben.« Sie lächelte kalt, und auf einmal wirkten ihre Zähne spitz und bösartig. »So leicht bin ich nicht kleinzukriegen. Sie haben Trixie ermordet, sie haben mein Haus zerstört und mein Café angezündet. Jetzt ist Schluss.«
Ich tätschelte ihr den Arm. »Das verstehe ich gut. Hoffentlich ist mit heute Nacht tatsächlich Schluss. Aber ihr könnt gern hierbleiben, solange ihr ein Dach über dem Kopf braucht.«
»Ich habe alle eure Sachen vorbereitet. Geht in Ruhe duschen und zieht euch um.« Roz hatte unsere sämtlichen Waffen im Wohnzimmer bereitgelegt.
Nachdem wir geduscht hatten, brachte Hanna das Essen auf den Tisch. Sie kochte nicht so gut wie Iris, aber ihre Erbsensuppe war der Hammer, dick und herzhaft mit geräucherten Würstchen, die sie vorher mit Zwiebeln und Knoblauch anbriet.
Wir versammelten uns am Tisch. Morio wollte den Laptop aufklappen, doch Hanna schüttelte den Kopf. »Erst essen. Ihr habt danach noch Zeit, eure Pläne zu besprechen. Jetzt setzt euch hin. Und esst.«
Ich kicherte. Hanna fühlte sich an ihrem Platz in unserem Haushalt immer wohler, und nun, da Iris auf Hochzeitsreise war, schien sie regelrecht aufzublühen. Sie achtete sehr darauf, Iris nicht auf die Zehen zu treten – sie respektierte ihren Platz in der Familienhierarchie. Doch jetzt schien sie in ihre eigene Rolle im Haus hineinzuwachsen.
Trillian lachte. »Die Köchin stellt die Regeln auf.« Er zwinkerte Hanna zu, und sie errötete. Ihr weizenblondes Haar war zu einem Zopf zurückgebunden, der ihr zwischen die Schultern fiel. Nach den Jahren bei Hyto sah man ihr das Alter an, aber sie war immer noch eine attraktive Frau. Nach menschlichen Maßstäben hätte man sie auf knapp vierzig geschätzt, und ihre Augen strahlten in einem warmen Braunton.
Hanna griff nach dem Brotkorb, doch Roz sprang auf und nahm in ihr ab. »Lass mich das machen.« Er berührte sie leicht am Arm, als er ihr den Brotkorb abnahm, und stellte ihn dann auf den Tisch. Sie lächelte ihn schüchtern an, und er lächelte zurück. Es sah beinahe so aus, als ob … nein. Die beiden schliefen doch nicht etwa miteinander, oder?
Roz war ein Inkubus und damit nicht in der Lage, sich auf eine Frau zu beschränken. Allerdings schien Hanna auch nichts an einer festen Beziehung gelegen zu sein. Sie lernte neue Dinge und Gepflogenheiten kennen und versuchte sich an eine für sie völlig fremdartige Welt anzupassen.
Ich sah Camille vielsagend in die Augen und ließ dann den Blick erst zu Hanna und dann zu Roz schweifen. Sie runzelte die Stirn, musterte die beiden rasch und schüttelte leicht den Kopf. Aber sie lächelte dabei.
Als wir gerade aufgegessen hatten, betrat Menolly die Küche. Wir erzählten ihr, was tagsüber alles passiert war, und halfen Hanna, den Tisch abzuräumen. Dann machten Hanna und Marion sich an den Abwasch, während Morio den Laptop aufklappte und die Lagepläne aufrief.
Menolly schwebte zur Decke hinauf – ihr gefiel es ganz oben am besten. »Und Asteria will wirklich kein Wort zu den Geistsiegeln sagen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Wir haben ja damit gerechnet, dass sie unsere Bedenken einfach beiseitewischen würde. Sie wird tun, was sie für richtig hält. Selbst wenn die Portale dadurch noch mehr beschädigt werden sollten, können wir kaum etwas dagegen tun. Was denn auch? Sollen wir die Geistsiegel vielleicht von ihr zurückstehlen und sie … bitte wo verstecken? Bei ihr sind sie wahrscheinlich trotz allem am sichersten.«
Camille tigerte auf und ab. »Das Problem ist, dass sie nicht richtig geschützt sind – nicht so, wie sie es versprochen hatte. Als wir Königin Asteria das erste Geistsiegel gebracht haben, hat sie uns versichert, dass sie sie verstecken und wegschließen würde. Aber sie sind nicht verborgen, sondern leicht zu finden, falls jemand es darauf abgesehen hat.«
»Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen – was könnten wir dagegen tun?« Ich zögerte, denn ich wollte das Thema eigentlich nicht ansprechen, aber es musste sein. »Was ist mit Vater?«
Menolly räusperte sich. »Du hast doch gesagt, unser werter Herr Papa habe sich mit Tanaquar zerstritten? Sie hat wohl einen anderen Lakaien gefunden, der ihr nützlicher ist. Allerdings überrascht es mich, dass sie sich nicht einfach einen weiteren Geliebten zugelegt hat. Wir sind von Natur aus nicht
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