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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Er winkte Morio zu sich heran. »Kannst du irgendwelche Fallen aufspüren, oder vielleicht den Zugang?«
    Morio untersuchte die Ziegelmauer. »Der Mechanismus, mit dem man die Geheimtür öffnen kann, sitzt hier unten. Aber ich glaube, da ist etwas … tretet alle zurück.« Er ging ein Stück beiseite und streckte die Hände aus. Leise flüsternd krümmte er die Finger, und ein hellblaues Licht drang aus seinen Händen. Es kroch über die Wand wie eine suchende Wolke. Als sie den Mittelpunkt der Mauer erreichte, knisterten auf einmal Funken in dem blauen Nebel, und der Gestank von Schwefel erfüllte die Luft.
    Als die Lichtwolke wieder ruhig und klar war, untersuchte Morio die Mauer erneut. »Alles klar.« Er bückte sich, und ein leises
Klick
war zu hören. Eine Geheimtür tat sich auf.
    »Wir sind drin«, sagte er und nahm wieder seinen Platz neben Camille ein.
    Shamas und ich spähten um den Rahmen der Geheimtür herum. Zu unserer Überraschung sahen wir dahinter einen Gang mit abgehängter Decke, an der trübe Lampen leuchteten. Der Gang war leer, also betraten wir ihn vorsichtig. Ich bedeutete Vanzir, die Geheimtür hinter uns zu schließen.
    »Vielleicht haben sie zwischen dem Keller des Clubs und dieser Ebene hier ein Zwischengeschoss eingezogen.« Ich flüsterte, nur für den Fall, dass der Gang abgehört wurde oder jemand in unsere Richtung kam.
    »Wetten, dass wir da kein Spa vorfinden werden?«, brummte Camille. »Okay, wir steigen die Leiter hier hoch. Morio und ich können nicht zaubern, während wir klettern, aber wir haben einen Schutzzauber vorbereitet, den wir vorher sprechen können. Der dürfte uns alle schützen, wenn nichts dazwischenkommt. Wenn wir angegriffen werden, wird er brechen, weil wir uns auf der Leiter nicht genug darauf konzentrieren können, den Zauber aufrechtzuhalten. Aber er wird uns ein paar Sekunden Vorsprung verschaffen.« Sie lächelte grimmig. »Ein bisschen Schutz ist besser als gar keiner.«
    Wir alle nickten.
    »Was sollen wir tun?«
    Camille rückte uns alle so zurecht, dass wir auf Armeslänge voneinander entfernt standen. »Ganz einfach, schließt die Augen, bis wir euch sagen, dass ihr sie wieder öffnen könnt.«
    Morio trat hinter uns, Camille vor uns. Sie bewegten sich mit ausgestreckten Armen um uns herum, so dass ein Kreis entstand. Ich schloss die Augen, doch das Knistern ihrer Magie machte mich nervös. Kribbelnd lief sie über meinen Körper und drang mir in die Lunge.
    Camille und Morio begannen einen Sprechgesang, abwechselnd hin und her. Sehr leise, aber so machtvoll, dass ich davon eine Gänsehaut bekam.
    »Geister des Wassers, Geister der Erde …«
Camilles Stimme klang satt, kehlig und warm wie Schlehenschnaps.
    »Folgt dem Ruf, für uns sollt ihr werden …«,
antwortete Morio sanft und weich.
    »Geister des Feuers, Geister der Luft …«
    »Euch allein gilt unser Ruf …«
    »Den Geistern aus der Schattenwelt …«
    »In der Not auf euch gestellt …«
    »Schützt uns, warnet und verbannt …«
    »Alle, die wir nicht genannt …«
    »Wohin sich unser Kreis auch wendet …«
    »Bis dieser Zauber bricht und endet.«
    Der niedrige Gang schien tief durchzuatmen, und Camille bat uns, die Augen wieder zu öffnen. Ich sah keinen Unterschied zu vorher, aber das magische Feld war da, es hing dicht in der Luft um uns herum. Shamas’ Augen glitzerten, und er starrte die beiden an, eine Mischung aus Neid und Bewunderung auf dem Gesicht.
    »Fertig. Gehen wir.« Camille reihte sich wieder ein, und ich bedeutete Menolly, die Führung zu übernehmen. Ich nahm die zweite Position ein, Shamas direkt hinter mir, und dann folgten die anderen. Falls uns da oben schon jemand erwartete, war Menolly von uns allen am wenigsten verwundbar.
    Die Sprossen führten hinauf in einen engen, senkrechten Schacht. Ein Stück weiter oben sah ich, dass unterhalb des Straßenniveaus tatsächlich noch ein Stockwerk eingezogen war. Ich betrat eine kurze ebene Fläche neben der Leiter, die sich weiter nach oben zog. Der kleine Raum endete an einer Stahltür. Menolly presste das Ohr daran und lauschte angestrengt.
    »Ich höre nur so etwas wie ein Scharren.«
    Als sich alle auf der kleinen Fläche drängten, richtete Shamas den Strahl seiner Lampe auf das Türschloss, und ich sah es mir an. Leicht zu knacken – offensichtlich rechneten sie nicht damit, dass jemand durch ihre Mauer dort unten gelangen konnte. Ich zückte meine Picks – mein Werkzeug zum Schlösserknacken, das

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