Katzenmond
auf die harte Tour gelernt, dass nicht einmal sie alles auf der Welt beeinflussen und das Böse nicht immer aufhalten kann. Aber sie kann Trost spenden. Die Götter sind weder allmächtig noch allwissend.«
Wir warteten – starrten das Haus an und hofften –, bis eine Bewegung in der offenen Küchentür bewies, dass unsere Gebete doch erhört wurden. Smoky und Shade kamen heraus, nicht gerade taufrisch, aber heil und ganz. Camille sprang auf und eilte Smoky entgegen, während ich bei Wilbur blieb. Sie schlang die Arme um seine Taille und ließ ihn auf dem Weg zu uns nicht mehr los. Shade hockte sich neben mich und musterte den Nekromanten.
»Wie sieht’s aus?«
»Nicht gut, aber Sharah wird gleich hier sein. Ist das Haus noch zu retten?«
Smoky seufzte. »Ich weiß es nicht. Ich habe einen eisigen Schneesturm auf die Flammen gespien, aber sie haben nur leicht geflackert. Ich fürchte, Wilbur wird sein Haus verlieren.«
In diesem Moment hielt der Krankenwagen mit Blaulicht und Sirene, und Sharah sprang heraus und rannte zu uns herüber. Mit einem Blick auf das Haus fragte sie: »Habt ihr die Feuerwehr gerufen?«
»Ja, aber eigentlich bräuchten wir jemanden, der etwas gegen Hexerei ausrichten kann. Shamas! Vielleicht kann er diese Flammen löschen!« Camille wandte sich Menolly zu. »Lauf schnell nach Hause und hol ihn.«
Ohne ein weiteres Wort rannte Menolly los.
Sharah untersuchte währenddessen Wilbur und wies ihre Rettungsassistenten an: »Wir brauchen die Trage. Und bestimmt seine Blutgruppe, er hat ziemlich viel Blut verloren und steht unter Schock. Ein Arm und ein Bein sind schwer verletzt – ich fürchte, das Bein ist zertrümmert, und der Arm ist an mehreren Stellen gebrochen. Sieht so aus, als könnte er auch einen Schädelbruch erlitten haben. Er ist dehydriert und hat vermutlich seit Tagen nichts gegessen. Eigentlich erstaunlich, dass er noch lebt.«
»Martin hat wahrscheinlich versucht, ihm Essen zu bringen. Wir haben neben Wilbur einige Teller gefunden. Was meinst du, wie lange er schon da lag?«
Sie hängte einen Beutel mit einer klaren Flüssigkeit an den Venenzugang in Wilburs unverletztem Arm und blickte dann zu mir auf. »Mehrere Tage lang. Er hat schnell eine Menge Gewicht verloren, vor allem durch den Flüssigkeitsmangel. Okay, sobald er stabil ist, bringen wir ihn in die Klinik.« Sie sammelte ihre Ausrüstung ein. »Dass er so schwere Verletzungen überlebt hat … er muss die Konstitution eines Elefanten haben. Was ist passiert?«
Ich schüttelte den Kopf. Da erschien Menolly mit Shamas. Er lief direkt zum Haus und blieb vor der Treppe zur hinteren Veranda stehen. Camille und Morio folgten ihm.
»Ich weiß es nicht. Wir sind hergekommen, um ihn zur Rede zu stellen, aber Martin hat uns praktisch in den Keller geführt, und da haben wir Wilbur gefunden. Dann kamen ein Treggart und zwei Zombies durch irgendeine Art Portal. Die Zombies haben mich angegriffen, und der Treggart hat eine Brandgranate gezündet.«
Sharah presste die Lippen zusammen. Ehe sie zum Rettungswagen ging, warf sie mir noch ein schwaches Lächeln zu. Ich verschränkte die Arme. Eine dicke Wolkenbank rollte in der finsteren Nacht heran. Sie war unnatürlich und wurde immer dunkler, brodelte vor Energie. Als ich nach Shamas sah, hatte er die Arme gen Himmel gereckt, und Camille und Morio standen neben ihm, Hand in Hand und die Köpfe in den Nacken gelegt. Ich wusste nicht recht, wie und was genau sie da machten, aber sie arbeiteten offensichtlich alle zusammen.
Ein gewaltiges Krachen zerriss die Nacht, und Regen prasselte auf einmal so heftig herab, dass die Tropfen wehtaten. Gleich darauf folgte der Hagel, so dicht wie Schnee, und ich suchte mit Shade und Smoky unter dem nächsten Baum Schutz vor den dicken Körnern. Menolly kümmerte sich um Martin, und obwohl er sich vor ihr zu fürchten schien, gehorchte er und ließ sich von ihr unter die schützenden Äste führen.
Shamas besaß also die Fähigkeit, mit dem Wetter zu arbeiten? Camille konnte Blitze herabrufen, und Iris und Smoky waren sehr gut in allem, was mit Eis und Nebel zu tun hatte. Aber mit dem aktiven Wettersystem zu arbeiten, war gefährlich. Das wusste sogar ich.
Hexer strebten eben nach Kontrolle über alles in der Welt. Bedenkenlos beschworen sie alle möglichen Wesen und ließen sie nach ihrer Pfeife tanzen. Doch im Augenblick war mir das relativ egal, denn Shamas’ Regen und Hagel wirkten gegen die Flammen. Das Wasser musste außerdem
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