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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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aber sie wird verheilen. Es könnte sein, dass sie ihm das Bein abnehmen müssen, aber das können sie noch nicht entscheiden. Der Arm ist dreifach gebrochen. Außerdem hat er drei angebrochene Rippen, einen gebrochenen Zeh und zahlreiche Brandwunden, die anscheinend von Elektroschocks stammen könnten. Wahrscheinlich von kleinen Blitzen.«
    Ihre Miene war bedrückend. Menolly war gefoltert worden – viel schlimmer, als sonst jemand von uns es je hatte durchmachen müssen. Es machte sie fertig, wenn unseren Verwandten und Freunden etwas angetan wurde. Obwohl Wilbur ihr furchtbar auf die Nerven ging, hatte ich das Gefühl, dass sie den primitiven Lümmel insgeheim lieb gewonnen hatte.
    »Du glaubst auch nicht, dass er uns verraten hat, oder?«, fragte ich sie geradeheraus. »Camille glaubt es jedenfalls nicht.«
    Menolly runzelte die Stirn und fummelte am Saum ihres Shirts herum. »Ganz ehrlich? Nein. Ich glaube es nicht. Es muss irgendeine andere Erklärung geben. Wenn ihr ein bisschen Schlaf nachgeholt habt, geht doch noch mal rüber und durchsucht das Haus nach allem, was ein Hinweis sein könnte. Der Treggart ist zurückgekommen, um Wilburs Haus zu zerstören – dafür muss es einen Grund geben. Ich hoffe nur, dass er nicht noch einen Versuch startet, ehe wir uns dort umsehen konnten.«
    »Soll ich gleich jetzt rübergehen?« Ich wollte nicht – ich war erschöpft und stank nach Rauch. Aber wenn Menolly es für wichtig hielt, würde ich mich sofort wieder hinausschleppen und in der qualmenden Ruine herumstochern.
    Sie runzelte nachdenklich die Stirn. »Nein. Warte bis morgen. Schlaf erst mal ein bisschen. Ihr alle – geht wieder hin, wenn es hell ist. Wer weiß, was da noch alles in irgendwelchen dunklen Ecken lauert. Außerdem ist Wilbur bis dahin vielleicht wieder aufgewacht und kann uns etwas sagen.«
    Ein Blick auf die Uhr machte klar, dass sie sich jetzt in ihren Unterschlupf zurückziehen musste. Gähnend verschwand sie hinter dem Bücherregal. Ich streckte mich und wandte mich den anderen zu.
    »Gehen wir schlafen. Wird ein anstrengender Tag. Wir müssen herausfinden, wo Van und Jaycee sind. Wer der Mann mit dem Geistsiegel ist, und in welcher Beziehung er zu den anderen Beteiligten steht. Wir müssen …« Ich verstummte, als Shade in der offenen Küchentür erschien.
    »Komm schon, Delilah. Wir müssen schlafen. Ich bringe dich jetzt ins Bett.« Shade nahm mich auf die Arme, und wir winkten Camille und ihren Männern zu. Als die ersten Strahlen der Morgensonne durchs Wohnzimmerfenster fielen wie ein schwacher Hoffnungsschimmer, folgten die vier uns die Treppe hinauf.

[home]
    Kapitel 13
    D er Duft von gebratenem Speck und Eiern weckte mich. Ich blinzelte, reckte die Arme und richtete mich auf. Elf Uhr. Fünf Stunden Schlaf würden fürs Erste reichen müssen. Shade war schon aufgestanden, seine Seite des Bettes war leer.
    Als ich die Bettdecke von mir schob, wurde mir bewusst, dass ich mich daran gewöhnt hatte, nachts nicht mehr allein zu schlafen. Wenn Shade nicht zur selben Zeit wie ich ins Bett ging, döste ich nur und lauschte mit einem halben Ohr nach seinen Schritten auf der Treppe. Ich liebte seinen Geruch, seine Haut unter meinen Fingern, seine ruhige, sanfte Stimme und die Geborgenheit, die er mir vermittelte. Es fühlte sich so an, als könnte er mich vor allem Bösen dieser Welt beschützen, obwohl ich wusste, dass das unmöglich war.
    Ich liebe ihn. Ich liebe ihn wirklich.
Ich drehte den schweren Ring mit dem Rauchquarz an meinem rechten Ringfinger herum. Seit ich ihn angelegt hatte, an dem Tag, als ich Shade begegnet war, hatte ich ihn jeden Tag getragen. Ja, er war an meinem Finger genau richtig. Ich zog ihn ab, um kurz zu duschen, und schlüpfte dann in eine Jeans und ein Sweatshirt. Als ich die Treppe hinunterlief, war mir schon leichter ums Herz, obwohl uns ein langer Tag bevorstand.
     
    Camille, Morio, Shade und ich gingen hinüber zu Wilburs Haus. Smoky musste sich draußen bei seinem Hügel um irgendetwas kümmern. Wir ließen immer jemanden da, der auf Hanna, Maggie und das Haus aufpasste – und das war jetzt umso wichtiger, solange Iris in den Flitterwochen war. Iris konnte magisch mindestens so kräftig austeilen wie wir, doch Hanna war eine Sterbliche. Ihr Volk, die Nordmänner, waren sehr stark, aber eben nicht mehr.
    Vanzir und Roz hatten heute Wachdienst. Shamas war schon zur Arbeit gegangen, und Trillian hatte sich erboten, den Wocheneinkauf ganz allein auf sich zu

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