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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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nehmen – eine gewaltige Aufgabe schon für drei Leute.
    Die Feuerwehr hatte auch die letzten Glutnester gelöscht, und nun dampfte das Haus noch ein wenig vor sich hin, doch es bestand keine Brandgefahr mehr. Das Grundstück war mit gelbem Band umgeben – Betreten verboten –, aber Chase hatte mit dem Brandermittler gesprochen und erreicht, dass wir das Haus untersuchen durften. Während wir uns vorsichtig einen Weg durch Schutt und Asche bahnten und nach allem Ausschau hielten, was wichtig sein könnte, klingelte mein Handy. Es war Tim.
    »Der ÜW -Gemeinderat fand auch, dass wir schnell eine besondere Versammlung abhalten sollten. Heute Abend um acht im Saal der Anonymen Bluttrinker. Könnt ihr kommen?« Papier raschelte, und ich hörte ihn einen Schluck von irgendetwas trinken. Tim war süchtig nach Cola light und trank das Zeug literweise.
    »Ja, wir kommen. Nett von den AB , dass sie uns ihr Haus zur Verfügung stellen.« Vampire und Werwesen verstanden sich nicht immer gut, und alle möglichen Gestaltwandler stellten einen großen Teil der ÜW -Gemeinde.
    »Nicht nur das. Roman hat offenbar selbst angeordnet, dass ihr den Saal bekommt, und der Hof des Purpurnen Schleiers schickt Gesandte als Vertreter des Vampirvolks.« Er klang beeindruckt, und das sollte er auch.
    Ich blinzelte erstaunt. Menolly musste Roman angerufen haben, ehe sie ins Bett gegangen war. Roman war ein Sohn der Vampirkönigin Blodweyn. Nachdem sie sich lange Zeit zurückgezogen hatte, war sie kürzlich wieder in Erscheinung getreten. Und binnen drei Wochen waren sämtliche Vampirenklaven der Welt vor ihr auf die Knie gegangen und hatten ihre Herrschaft über das Vampirvolk anerkannt. Diejenigen, die das nicht getan hatten, waren von der Bildfläche verschwunden. Entweder hatten Blodweyns Gefolgsleute sie gepfählt, oder sie waren in den Untergrund gegangen. Als Romans offizielle Gefährtin war Menolly in eine Menge hoch geheimer Dinge eingeweiht.
    »Also dann um acht. Tim – sei vorsichtig. Und wir müssen dich um noch etwas bitten …«
    »Den Proxy-Server? Shamas hat mich angerufen und mir erklärt, was ihr vorhabt – so gut er eben konnte. Ich bin schon dran. Heute Abend bekommt ihr von mir alles, was ihr braucht. Lasst mir nur noch ein paar Stunden, das für euch einzurichten.« Er gab mir durch das Telefon noch einen Schmatz und legte auf.
    »Tim ist zehnmal so viel wert, wie wir ihm zahlen. Ich wünschte, wir könnten ihm mehr geben, aber die ÜW -Gemeinde ist leider nicht so reich.« Ich hob ein weiteres Stück verkohltes Holz auf – diesmal anscheinend vom Esstisch – und schleuderte es beiseite. »Das war’s dann wohl mit diesem Tisch. Wenn Menolly sich nicht daran erinnert hätte, wo sie ihn schon mal gesehen hat, wäre Wilbur jetzt wahrscheinlich tot. In gewisser Weise hat mein Einblick in Wylies Gedanken Wilbur das Leben gerettet.«
    »Allerdings. Die Ewigen Alten haben schon eine unergründliche Art, ihre Netze zu weben, nicht?« Camille ging ins Wohnzimmer, das arg verrußt, aber im Wesentlichen heil geblieben war. »Ich sehe mir mal Wilburs Schreibtisch an.«
    Während sie in den Schubladen herumkramte, lugten Shade und ich in das stinkende Loch hinab, das einst der Keller gewesen war. Die Treppe war weg, und die gähnende Leere sah gefährlich aus. Die Kellerdecke kam mir vor wie dünnes Eis, das jeden Moment nachgeben könnte. Und dann stand mir plötzlich ein Bild vor Augen.
Menolly auf Knien neben Wilbur im strömenden Regen, und sie hielt irgendetwas in der Hand.
    »Komm schnell!« Ich eilte die Hintertreppe hinab, die die Explosion überstanden hatte, und hinüber zu der Stelle, wo wir Wilbur in der Nacht ins Gras gelegt hatten.
    Shade folgte mir, während Morio drin bei Camille blieb. »Was ist los?«
    »Letzte Nacht hat Menolly etwas mitgenommen, weil Wilbur darauf gezeigt hatte. In der Aufregung hat sie es irgendwo hingelegt, und wir haben es vergessen. Ich will sehen, was es ist.« Von der Stelle aus, wo Wilbur gelegen hatte, blickte ich mich um und entdeckte etwas: einen kleinen schwarzen Beutel. »Da!«
    Shade hob ihn vorsichtig auf und drehte ihn in den Händen herum. »Fühlt sich sehr schwer an für so ein kleines Ding.«
    »Mach ihn auf.«
    »Ich glaube, wir lassen Morio lieber erst nach Fallen oder Schutzzaubern suchen. Das kann er gut.« Shade wies mit einem Nicken zum Haus, und wir gingen wieder hinein. Camille saß am Schreibtisch, in ein Buch mit handschriftlichen Aufzeichnungen

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