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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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vertieft.
    »Was habt ihr da gefunden?«, fragte Morio. Er sah sich gerade den Inhalt eines Sideboards an.
    »Ich weiß es nicht, aber wir wollten dich bitten, es dir erst anzuschauen. Du kannst doch magische Fallen erkennen?« Shade hielt den Beutel hoch.
    Morio runzelte die Stirn. »Einige. Gib mal her.« Er legte den Beutel auf den Couchtisch und setzte sich auf das zerknautschte Sofa. Eine Staubwolke stieg auf, und ich hustete und wedelte gegen den schalen Geruch von Bier, fauligem Obst und Zigarrenrauch an.
    Camille blickte auf. »Wilbur ist schon ein seltsames Kerlchen. Er hat alles Mögliche aufgezeichnet, was uns nur nützlich sein kann. Anscheinend hat er ein fast krankhaftes Bedürfnis, jede Einzelheit seines Tages festzuhalten. Ihr möchtet lieber nicht über alle seine Geheimnisse Bescheid wissen, glaubt mir. Ich bräuchte jetzt so was wie Chlorreiniger fürs Hirn, um ein paar dieser Bilder wegzubekommen …« Sie schauderte.
    »Was denn zum Beispiel?« Ich stand auf Klatsch und Tratsch. Und je mehr wir über Wilbur wussten, umso besser.
    »Vor vier Tagen hat er Besuch erwartet, für abends. Anscheinend alte Freunde aus seiner Zeit beim Sondereinsatzkommando. Aber er nennt sie Mango und Trent und schreibt von beiden als ›er‹ … also nicht Van und Jaycee. Hier steht, dass sie ihn angerufen hätten, weil sie gerade in der Stadt seien und ihn gern mal wiedersehen würden.«
    »Die haben ihn reingelegt. Van und Jaycee … was wetten wir?«
    »Das Geld spare ich mir. Natürlich waren es die beiden. Aber er hat zwei alte Kumpels aus seiner Zeit beim Militär erwartet. Sie müssen also in seiner Vergangenheit nachgeforscht haben.« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Er schreibt, dass sie ihn um einen Gefallen bitten wollten, aber am Telefon nicht darüber reden konnten. Er ist davon ausgegangen, dass sie einen Platz zum Schlafen brauchten und bei ihm übernachten wollten.«
    »Tja, offensichtlich stimmte das nicht. Was sie wohl wirklich von ihm wollten?«
    »Das kann ich dir sagen.« Shade blickte von dem Beutel auf. Morio hatte ihn untersucht und mit einem Kopfschütteln an Shade zurückgereicht.
    »Was?«
    »Das hier.« Er holte ein kleines Notizbuch aus dem Beutel und blätterte darin. »Alle möglichen Informationen über euch drei, über Smoky, Morio, Trillian. Und Iris, Nerissa …« Während Shade weiterblätterte, wurde seine Miene immer finsterer. »Carter. Er weiß über Carter und Vanzir Bescheid – dass sie Dämonen sind. Und … Scheiße. Eine Seite über die Geschichte der Geistsiegel. Wilbur kennt eure sämtlichen Geheimnisse, und er weiß auch, dass ihr die Geistsiegel zu Königin Asteria gebracht habt.«
    »Woher zum Teufel hat er das alles?« Panisch sprang ich auf. »Und Schattenschwinge?«
    Shade nickte. »Ja, offenbar weiß er auch darüber Bescheid.«
    »Heilige Scheiße. Ich habe gerade herausgefunden, was Martin und Wilbur verbindet.« Camille blickte gequält von dem Tagebuch auf. »Wilbur … Martin war sein Bruder.«
    »Wie bitte?« Stirnrunzelnd neigte ich den Kopf zur Seite. »Was soll das heißen?«
    »Martin war Wilburs jüngerer Bruder. Er war Buchhalter und ist vor ein paar Jahren an Krebs gestorben. Vor drei Wochen war sein Todestag, und Wilbur hat etwas darüber geschrieben. Dass er immer noch nicht begreifen könne, warum ein so liebevoller Mensch … auf diese Weise sterben müsse.« Sie sah aus, als wäre ihr ein wenig übel, als sie das Tagebuch von sich schob. »Und da hat er wohl das Einzige getan, was ihm einfiel. Er hat Martin von den Toten erweckt, um seinen Bruder nicht zu verlieren. Martin ist nicht sein Sklave. Er ist seine
Familie.
«
    Ihre Worte hallten in dem stillen Raum nach. Dass Wilbur überhaupt so etwas wie Familie hatte, kam mir schon seltsam vor. Aber … natürlich hatte jeder eine Familie. Auch wenn davon niemand mehr da war.
    »Ist schon gut.« Ich ging zu ihr und legte ihr einen Arm um die Schultern. »Wir müssen in seinem Tagebuch lesen. Wir müssen herausfinden, was er vorhat. Er weiß alles über uns. Er weiß über die Dämonen Bescheid. Das könnte alles ändern.«
    »Aber er hat diese Informationen vor Van und Jaycee versteckt«, sagte Camille. Sie blickte bekümmert zu mir auf. »Er hat sich geweigert, ihnen etwas zu sagen. Deshalb haben sie ihn so zugerichtet. Dann wollten sie wohl noch mal wiederkommen und das Haus auseinandernehmen, um etwas zu finden. Aber wir waren schon da, also hat ihr Treggart kurzerhand

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