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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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schaute ihm über die Schulter.
    Hanna nahm uns die Mäntel und Taschen ab und drückte uns Becher mit heißer Suppe in die Hand. Erschöpft ließen wir uns am Küchentisch nieder, wo eine Platte Sandwiches schon auf uns wartete. Ich schnappte mir eines und biss hinein, zu müde, um darauf zu achten, was genau ich da aß, bis kalter Rinderbraten und Käse an meinen Geschmacksknospen explodierten, und dazu das köstliche Brot – es war mit irgendetwas gewürzt, das ich nicht bestimmen konnte. Jedenfalls weckte es meine Lebensgeister.
    »Okay, erzähl. Wer oder was zum Teufel ist Gulakah?« Ich war zu müde, um mich mit Small Talk aufzuhalten.
    Vanzir schob den Laptop ein Stück von sich. »Carter weiß nicht viel über ihn, aber was wir wissen, hört sich übel an. Wir sind nicht sicher, wann und wie er hier herübergekommen ist, aber es besteht kein Zweifel daran, dass er für Schattenschwinge arbeitet. Der Fall liegt also anders als bei Stacia – das ist kein Diener, der seinen Herrn zu überlisten versucht.«
    »Schön, er meint es also ernst und wird gar nicht erst versuchen, uns auf seine Seite zu ziehen.« Ich trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte. Stacia hatte versucht, mit uns zu verhandeln. Sie hatte es darauf abgesehen, Schattenschwinge von seinem Thron zu stoßen, und uns überreden wollen, ihr dabei zu helfen. Der Feind meines Feindes und so weiter. »Du hast vorhin etwas von Geistern gesagt?«
    Vanzir nickte und zeigte mir die E-Mail, die Carter nach seinem Anruf geschickt hatte. »Gulakah ist als Fürst der Geister bekannt. Ursprünglich war er mal ein Gott der Schattenwelt, aber er hat seine Macht über die unschuldigen Toten missbraucht, deren Seelen noch keine Ruhe gefunden hatten. Sein Bruder Shekah hat ihn in die Unterirdischen Reiche verbannt und seinen Platz eingenommen. Er hat Gulakah verflucht, so dass der jetzt nur noch über die zornigen Geister zwischen den Welten gebietet – diejenigen, die sich entscheiden, nicht ins Jenseits weiterzugehen, weil sie zu wütend sind. Der Fluch soll zehntausend Jahre währen, und dann soll ein Gericht der Götter darüber urteilen, ob Gulakah wieder in seinen alten Stand gesetzt werden kann.«
    »Wir haben also einen wütenden Gott, der zum Dämon degradiert wurde und jetzt irgendwo in Seattle herumläuft. Wann ist er hierhergekommen?« Ich dachte an die stark gestiegene Aktivität von Geistern in den vergangenen Monaten. Zornige Geister hatten Morio beinahe umgebracht.
    »Carter sagt, er weiß es nicht genau, aber soweit er es sich zusammenreimen kann, dürfte Gulakah höchstens seit zwei Wochen da sein. Ich habe alles nachgelesen, was ich über ihn finden konnte, aber er wird kaum je irgendwo erwähnt. Ein paar Websites von PSI -Forschern, die den Namen in Séancen oder von Medien gehört haben, aber nichts Konkretes.« Er zeichnete einen Kreis um einen Absatz auf seinem Notizblock. »Ich habe eine Idee, aber sie wird euch nicht gefallen.«
    »Raus damit. Im Moment dürfen wir keine Möglichkeit ausschließen.« Die Geschichte wurde immer schlimmer, und wir konnten es uns nicht leisten, dass noch mehr unschuldige Leute zu Opfern wurden.
    Vanzir richtete sich auf. Seine Augen funkelten, und er neigte den Kopf zur Seite. »Wir könnten Trytian um Hilfe bitten. Wir erzählen ihm, dass wir Informationen haben, die ihn sehr interessieren dürften, aber erst muss er uns sagen, wo Van und Jaycee sind. Dann geben wir ihm, was wir über Gulakah haben.«
    »Trytian? Wir sollen uns mit diesem Abschaum einlassen?« Camille knallte ihren Becher so heftig auf den Tisch, dass die Suppe überschwappte. Hanna griff schon nach einem Lappen, aber Camille winkte ab. Sie schnappte sich eine Serviette von der Sandwichplatte und wischte die dampfende Brühe auf.
    Trytian war der Sohn eines mächtigen Daimons, der in den U-Reichen eine Armee gegen Schattenschwinge aufstellte. Dieser Daimon hatte seinen Sohn in die Erdwelt geschickt – wir wussten nicht genau, wie er das angestellt hatte, und Trytian behielt es natürlich hübsch für sich. Er sollte den Dämonischen Untergrund hinter seinem Vater versammeln. Er hatte Camille bedroht, uns alle beinahe in die Luft gejagt und sich dann auf einmal um 180  Grad gewendet und uns einen Waffenstillstand angeboten. Er war ungefähr so vertrauenswürdig wie Schlankmacherpillen aus dem Internet.
    »Ich weiß, dass ihr ihn nicht mögt, aber seht euch mal die Tatsachen an. Er hat uns vor Hyto gewarnt. Er hat den ersten

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