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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Anlauff
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unangenehmer Gedanke auf. Sollte etwa eines der Mädchen sich trotz der für elf Uhr verordneten Hausruhe draußen herumtreiben? Während sich Elsa zu ärgern begann, ging Estebans Bellen in Winseln über und verstummte schließlich ganz.
    Mit einem Ruck warf sie sich den Morgenmantel um die Schultern und verließ ihr Schlafzimmer. Die wollte sie sehen, die es wagte, den anderen ihren kostbaren Schlaf zu rauben!
    Sobald sie den Flur betrat, riss sie sich zusammen und schlich auf Zehenspitzen zur Treppe. Ihre kleine Wohnung lag rechts neben dem Büro im ersten Stock, wo sich ansonsten nur Unterrichtsräume befanden. Das sicherte ihr eine praktische Nähe und gleichermaßen die nötige Distanz zu ihren Schülerinnen.
    Von oben hörte sie nichts. Offenbar befand sich die Übeltäterin noch im Garten und hatte es irgendwie geschafft, Esteban zu beruhigen.
    In Elsas Groll mischte sich leichte Unruhe. Constanze? Nein. Es gab auch andere im Haus, die Einfluss auf den Hund hatten. Esteban, so bedrohlich er aussah, war im Grunde zahm wie ein Lamm, wenn man ihn richtig zu nehmen wusste. Und nach ihrer Unterhaltung heute Mittag würde Constanze es nicht wagen, durch die geringste Nachlässigkeit aufzufallen. Ach Constanze! Als sie zum ersten Mal im Büro aufgetaucht war, die Mappe mit den Bewerbungsunterlagen gegen die Brust gepresst, war Elsa ein heiliger Schreck in die Glieder gefahren. Derselbe Blick, dieselben Gesten. Auf eine beinahe unheimliche Art war ihr gewesen, als stünde sie ihrem zwanzig Jahre jüngeren Spiegelbild gegenüber. Nur dass Constanze über eine natürliche Eleganz verfügte, die Elsa sich erst mühsam über lange Jahre hatte antrainieren müssen. Abgesehen davon war das Mädchen eine Kleinigkeit attraktiver als sie. Mit dem entsprechenden Know-how und ein wenig mehr Reife würde sie es weit bringen. Es musste nicht an der Schule sein, das hatte Elsa nur gesagt, um ihr den Kopf zurechtzurücken, ehe sie ihn über dem Tod dieses Trottels noch völlig verlor. Der Auftritt der beiden Polizisten am Vormittag hatte sie aufgewühlt, aber aus einem anderen Grund, als die beiden wahrscheinlich annahmen. Elsa war über Constanzes Geheimnislängst im Bilde gewesen. Vielleicht hätte sie ihr sagen sollen, dass es auffiel, wenn ein gesundes Mädchen dauernd zum Arzt ging, um mit glänzenden Augen und geröteten Wangen zurückzukehren. Stattdessen hatte Elsa für sich beschlossen, vorläufig den Mund zu halten. Schon weil sie um die Konsequenzen wusste, sie hatte sie schließlich selbst beschlossen. Wie hätte sie auch ahnen sollen, dass er hinter der Romanze steckte?
    Der eigentliche Schock lag in den Verknüpfungen, die Elsas alarmiertes Hirn in Gegenwart der Polizisten in Sekundenschnelle hergestellt hatte. Kaiser, Constanze, die Schule … Nein, das brachte nichts. Was geschehen war, war geschehen, jetzt hieß es die Backen zusammenkneifen und den Blick nach vorn richten. Aus diesem Grund hatte sie auch nichts von der verschwundenen Putte erzählt. Die Vorstellung von einem Fremden, der nachts durch ihren Garten schlich und Statuen stahl, war Horror genug. Sie brauchte nicht noch einen Trupp schnüffelnder Bullen dazu.
    Allmählich begann Elsa in ihrem dünnen Morgenmantel zu frieren. Die letzten Nächte waren unerfreulich kühl gewesen. Nicht mehr lange, und sie musste die Heizung einschalten. Was die Unterhaltungskosten für die Villa rapide in die Höhe treiben würde. Sie seufzte. Im Ernst, sie sollte sich langsam überlegen, ob sie die ganze Nacht hier auf dem Treppenabsatz zubringen und sich wegen einer pädagogischen Maßnahme eine Lungenentzündung holen wollte. Entweder stieg sie die restlichen beiden Treppen auch noch hinab, oder sie ging zurück zu ihrer Lektüre. Elsa entschied sich für den Garten.
    Als sie die Terrasse betrat, fragte sie sich zum zweiten Mal innerhalb einer Woche, ob sie langsam unter Halluzinationen litt. Esteban hockte friedlich unterhalb der Treppe und spielte ein nicht ganz eindeutiges Spiel mit einer der jüngeren Perserinnen. Hinter dem Brunnen entdeckte Elsa den dunklen Rücken einer weiteren, und als sie sich umsah, blickte sie in Wus glühende Augen.Darüber hinaus wirkte der Garten wie am fünften Tag der Schöpfung.
    Elsa fuhr sich in einer leicht pathetischen Geste mit dem Handrücken über die Augen, was sie manchmal tat, wenn sie sich allein wähnte, und sagte zu Esteban: »Die Grundlage für einen wachen Verstand ist Schlaf. Das gilt nicht für dich,

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