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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Anlauff
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Fellklumpen!«
    Wu war verwirrt. Erst das Mädchen und jetzt die Frau, mitten in der Nacht. Und beide hatten mit Esteban gesprochen. Die eine beruhigend, die andere streng. Nach einer Weile kam Wu zu dem Schluss, dass Esteban gerügt worden war, weil er das Mädchen nicht aufgehalten hatte. Die Frau hielt ihre Zöglinge an der kurzen Leine. Nur so konnte man sie schützen, dachte Wu zustimmend und rief Bella heran, die schon viel zu lange in einem Laubhaufen neben Estebans Schuppen herumscharrte.
    Obwohl sie es ihr mehrfach erklärt hatte, weigerte sich Bella zu glauben, dass ein Laubhaufen nicht zwangsläufig eine Mahlzeit bedeutete. Wu rief noch einmal, diesmal lauter. Aber sie erreichte nur, dass Esteban herangeschlingert kam. Wu wusste nicht, ob sie wütend oder verblüfft sein sollte. Es war das erste Mal, dass sich eine der Perserinnen ihrer Anweisung widersetzte. Mit dem Vorsatz, ihr gehörig ins Ohr zu pfeifen, marschierte sie zum Schuppen. Als sie dort ankam, richtete Bella sich mit glasigen Augen auf.
    »Putz dich und komm auf die Veranda!«
    Bellas weiches Kopffell war von Laubresten und Dreck verklebt. Angeekelt wollte Wu sich abwenden. Dabei fiel ihr Blick auf eine dünne Wurzel, die ihr aus einem Winkel des Mauls hing.
    Interessiert ging Wu ein Stück näher heran. Es war keine Wurzel, stellte sie fest. Es war ein schmales, in einen schwarzen Rahmen gefasstes menschliches Zweitauge.
    »Bring das Ding in den Pavillon«, sagte sie zu Bella. »Und dann putz dich, du siehst aus wie ein Maulwurf.«

16
    Liebermann erwachte auf recht angenehme Weise davon, dass sich Nico über seinen Körper rollte. Als er jedoch die Arme um sie legen wollte, stieß sie ihn beiseite und sprang aus dem Bett. Hinter ihr schlitterte Dienstag über die Dielen. Einige Minuten später drangen gurgelnde Geräusche aus dem Bad. Verwirrt stemmte Liebermann sich hoch.
    »Das war dieser klebrige Wein von Laura«, ächzte Nico, als er neben ihr auftauchte. »So ein Werderaner Obstgesöff. Ich hätte wissen müssen, wie das endet.«
    Sie betätigte die Spülung, füllte einen Zahnputzbecher mit Wasser und goss es, ohne abzusetzen, hinunter. Dann strich sie eine Strähne hinter das Ohr und atmete ein paarmal ein und aus. Langsam kehrte etwas Farbe in ihre Wangen zurück. »Jetzt geht’s wieder. Ich hab einen langen Tag heute. Kannst du die Mädchen abholen?«
    »Kein Problem.«
    Nico küsste ihn durch die Luft, wofür Liebermann ihr dankbar war. Es gab Gerüche, bei denen sein Magen Eigenschaften einer beleidigten Diva zeigte. Der von Erbrochenem rangierte ziemlich weit oben auf der Liste. Gleich gefolgt von dem, der ihm entgegenschlug, als er seine Hose vom Boden aufhob.
    »Dienstag!«
    Statt des Katers erschienen Zyra und Miri in der Tür.
    Kochend vor Wut deutete Liebermann auf seine Hose. Auf der linken Gesäßtasche saß ein symmetrischer, hellbrauner Haufen.
    »Iiih!«, machte Miri.
    Zyra hingegen betrachtete den Haufen fachmännisch. »Er hat ein bisschen Dünnpfiff. Das kommt bestimmt von der Milch.«
    »Mir egal!«, schrie Liebermann. »Wo ist das Mistvieh!«
    Es stellte sich heraus, dass sich die Frage nicht beantworten ließ, obgleich Liebermann in seinem göttlichen Zorn die halbe Wohnung auf den Kopf stellte.
    Er warf den Mädchen vor, nur halbherzig zu suchen, und wurde von Nico in die Schranken gewiesen. »So etwas passiert eben manchmal. Er ist doch noch ein Baby.«
    »Er ist ein hinterhältiges, feiges Biest! Ist dir nie aufgefallen, dass er es ausschließlich auf mich abgesehen hat?«
    »Nein«, sagte Nico und stellte ihm eine Tasse Kaffee hin. »Das denkst du nur, weil du ihn nicht magst.«
    Zehn Minuten später verließ Liebermann das Haus in rabenschwarzer Laune, um in seine Wohnung hinüberzuhetzen, wo er eine Jogginghose von Nico, aus der zwanzig Zentimeter schwarz behaarter Wade herausstaken, gegen eine passende Jeans umzutauschen gedachte. Das Kichern der Mädchen am Fenster machte die Sache nicht besser.
    Ebenso wenig der Gruß des alten Bellin, der mal wieder mit dem Besen unterwegs war. Zu seinen Füßen lang ein Häufchen welkes Laub.
    »Was für ein Elend. Kaum hört man mit den Blüten auf, fängt man bei den Blättern wieder an.« Bellin seufzte und versperrte Liebermann mit dem Besenstiel den Weg. »Man sieht Sie mittlerweile recht selten hier im Haus«, sagte er mit einem neugierigen Blick auf dessen Beinkleid. »Nicht, dass es mich was anginge. Aber es gibt eine Warteliste für meine Wohnungen. Die

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