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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Anlauff
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eine Einfahrt. Serrano wähnte sich am Ziel. Irrtum. Weiter ging es, durch eine Wohnanlage, über einen Balgplatz für menschliche Junge und durch ein Zaunloch in den Park hinein, der das Revier im Westen und Norden umschloss. Der Park hatte früher dem Schwätzer unterstanden, einem ebenso ehrgeizigen wie boshaften Kater, den Serranos Vorgänger seinerzeit mit Gewalt in die Schranken hatte weisen müssen. Seitdem galt der Schwätzer als verschollen und der Park als Niemandsland, das man mit ehrfürchtiger Scheu betrat, als lauere sein boshafter Schatten dort noch immer. Eine Ausnahme bildete Majas derzeitiger Gefährte Streuner, der sich an seinem Rand in einem verlassenen Imkerwagen eingerichtet hatte. Aber auch dorthin führte Cäsar Serrano nicht. Stattdessenerhöhte er das Tempo, und allmählich begann Serrano sich zu fragen, ob Maja noch ganz bei Trost war, ihn ans Ende der Welt zu bestellen. Sie ließen den Maschinenteich und die alte Pferderennbahn hinter sich. An der Fasanerie holte Serrano seinen Sohn ein.
    »Einen Grund!«, keuchte er. »In wenigen Metern beginnt das Revier eines anderen. Entweder du sagst mir jetzt, was los ist, oder ich kehre um!«
    Cäsar umrundete ihn kurzerhand. »Wir sind so gut wie da.«
    Schon rannte er weiter. Serrano folgte ihm widerstrebend.
    Nur einen Wimpernschlag lang war er Cäsars Blick begegnet. Es hatte ausgereicht, um zu begreifen, dass Cäsar seine Mission zutiefst verabscheute.
    Sie passierten einen Weg und gelangten auf einen etwas schmaleren, den Serrano noch nie gegangen war. Endlich wandte Cäsar sich um. »Hier verlasse ich dich. Am Ende dieses Pfades stößt du auf einen Berg von faulendem Grünzeug. Dahinter wartet Maja. Ich hab ihr versprochen, dich zu holen, mehr nicht.«
    Serrano gab ihm ein Zeichen, dass er verstanden hatte. Für Worte fehlte ihm der Atem. »Ich besuche dich später, um zu erfahren, was du davon hältst«, fügte Cäsar mit abgewandtem Gesicht hinzu. Eine Sekunde später war er verschwunden.
    Serrano wartete, bis das Rascheln im Unterholz verklungen war. Dann ging er langsam weiter. Der Pfad endete auf einer Lichtung. Als Serrano sie betrat, umfing ihn eine Wolke der Verwesung.
    Wie von Cäsar angekündigt, erhob sich etwa in der Mitte des Platzes ein Berg aus gärendem Gras und Laub vom Vorjahr, gespickt mit modernden Blüten.
    Mit angehaltenem Atem begann Serrano ihn zu umrunden. Auf der Rückseite ließ der Gestank etwas nach, vielleicht, weil der Wind gen Osten stand oder weil die Pflanzen hier frischer warenund die Fäulnis sich mit dem milden Duft von Heu mischte. Er sah Maja reglos vor einem haarigen Gegenstand am Fuße des Berges sitzen. Ein Stück dahinter schlängelte sich eben Streuner aus einem Brennnesselwald, im Gefolge einen zerzausten Braunen, den Serrano nicht kannte. Die beiden hockten sich in gebührendem Abstand von Maja ins Gras und blickten stumm zu ihr hinüber.
    Mit einem flauen Gefühl, das nicht nur dem Geruch geschuldet war, näherte Serrano sich seiner Exgeliebten.
    »Du hast lange gebraucht«, murmelte Maja, als er bei ihr anlangte.
    »Wir sind gerannt, so schnell wir konnten.« Serrano warf einen Blick auf den Kadaver. Kein Zweifel. Den geschwollenen Zitzen sah man noch die Last der Fruchtbarkeit an. »Wie hast du sie gefunden?«
    Maja machte eine Bewegung zu den Katern. »Streuner.«
    Serrano nickte. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Dass, falls er sich Krümels Ende je ausgemalt hätte, es genau so ausgesehen hätte? Dass ihm beim letzten Mal im Angesicht einer toten Katze das Herz zerrissen war und diesmal nicht? Was vielleicht daran lag, dass ein Herz nur einmal reißen konnte. Oder daran, dass Krümel nie bis zu seinem Herzen vorgedrungen war.
    Majas Trauer hingegen war echt. Ihre Augen ruhten trübe auf der Toten, während eine Spur auf Krümels Flanke darauf hindeutete, dass erst vor kurzem eine Pfote darübergefahren war. »Warum?«, flüsterte sie.
    Auch dazu wusste Serrano nichts zu sagen. So war es eben. Man lebte und starb, manchmal zur Unzeit und manchmal, weil man zu unbeholfen zum Leben war. Er sah sich die Leiche genauer an. Sie lag lang ausgestreckt auf einem Heupolster. Einigen welken Halmen nach hatte sich auch auf ihrem Körper einmal Heu befunden, Maja musste es beseitigt haben. Serrano überwand sich und roch an dem spröden schwarzen Fell, dannversuchte er, eines von Krümels Beinen zu bewegen. Es ging. »Was denkst du«, fragte er, »wann sie von uns gegangen ist?«
    Statt einer

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