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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Anlauff
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zu ticken. Die blauen Lippen waren in der Mitte ein wenig eingedellt, aber doch. Die Augen? Eine Kleinigkeit zu eng zusammen. Franziska hob ein paar Härchen der rechten Augenbraue an und starrte auf den winzigen Fleck, der sich weiß aus seiner blauen Umgebung hob. Atmete ein paarmal tief durch und legte die Haare wieder zurück. Es gab haufenweise Leute mit Windpockennarben, auch unter den Augenbrauen. Sie selbst hatte welche auf der Schulter. Und Kaiser war ein Allerweltsname.
    »Wir sprechen uns noch«, murmelte Franziska. »Denn falls ich es vergessen habe zu erwähnen: Alles, was hier reinkommt, gehört mir.«
    Der Tote verzog keine Miene. Aber für einen verwirrenden Moment hatte sie den Eindruck, dass er grinste.
    Serrano fand Cäsar beim Fressen. Ein bisschen spät für seinen Geschmack, aber so wie er aussah, schien Cäsar nicht früher dazu gekommen zu sein. Da es als Unhöflichkeit galt, einen Artgenossen bei der Nahrungsaufnahme zu stören, setzte Serrano sich in den Schatten eines vertrockneten Buchsbaums und wartete.
    Seit ihrer letzten Begegnung war Cäsar noch staubiger geworden und schien abgenommen zu haben. Vielleicht erklärte das die Leidenschaft, mit der er sich über seinen Napf hermachte. Serrano verurteilte sie trotzdem. Als Princeps hatte Cäsar, unabhängig von der Situation, als Vorbild zu fungieren. Und Selbstbeherrschung,das lernte jedes Junge schon in der Kinderstube, war die elementare Eigenschaft, die sie von Hunden unterschied. Gleich gefolgt von Reinlichkeit.
    Die Kletten in Cäsars Bauchzotteln waren so eingefilzt, dass sie haarigen Geschwülsten glichen, und um seine Flanken wurde hier und dort das Unterfell sichtbar, als er sich endlich aufrichtete und zu Serrano gesellte. Es verstrichen die üblichen Minuten, dann fragte er: »Hast du das Gift gefunden?«
    »Ja und nein.«
    »Keine Rätsel!«, knurrte Cäsar. »Dafür habe ich nicht die Nerven. Ich will nur wissen, ob Krümel ein Einzelfall bleibt.«
    Serrano warf ihm einen warnenden Blick zu. »Ja heißt, ich habe die Quelle ihres blauen Leichensacks gefunden.«
    »Und nein?«
    »Maja bezweifelt, dass der Quellwart mit dem Mörder identisch ist. Was ist mit deinen Nerven?«
    Cäsar schüttelte müde den Kopf. »Es gibt hier nicht nur Tüten, die für Unruhe sorgen, wie du inzwischen begriffen haben solltest.«
    Normalerweise hätte Serrano die Beleidigung mit einem Prankenhieb beantwortet. Angesichts Cäsars offensichtlicher Erschöpfung jedoch ließ er seine Krallen stecken. Stattdessen hörte er sich zu seiner eigenen Überraschung fragen: »Brauchst du Hilfe?«
    »Nein.«
    Einen Augenblick starrten sie in die Luft, der eine enttäuscht, der andere abweisend. »Falls du darauf hoffst, dass ich dich mitmischen lasse, vergiss es«, sagte Cäsar endlich. »Such dir andere Hobbys.«
    »Ich bin Krümels Vater«, erwiderte Serrano. »Und ihre Mutter hat ihre Ruhe verloren. Nenn es Hobby, wenn ich sie ihr wiedergeben will.«
    Cäsar dachte darüber nach. »Schön. Was Krümel betrifft,werde ich dir nicht reinreden. Aber lass deine Pfoten aus dem Übrigen.«
    »Das kann ich nicht. Ich brauche einen Überblick, um das Bild im Ganzen zu sehen. Bis jetzt sehe ich nur einen Kompost mit einer toten Katze.«
    »Einer eingetüteten Katze, die an Gift gestorben ist. Menschenwerk also. Ich sehe nicht, was das mit dem Schatten zu tun hätte.«
    »Welchem Schatten?«, fragte Serrano.
    »So nennen wir den Unhold, der ohne Regeln aus dem Hinterhalt angreift.«
    Nach kurzer Bedenkzeit akzeptierte Serrano den Namen mit einem Nicken. »Hör zu«, sagte er. »Es mag Zufall sein, dass Krümel zur selben Zeit getötet wurde, in der euer Schatten sein Unwesen treibt. Aber erstens hat Bismarck mich gelehrt, dem Zufall stets mit Misstrauen zu begegnen. Und zweitens ist Krümel nicht von ungefähr auf dem Kompost gelandet. Sie war gerade Mutter geworden und hat ihr Nest laut Maja ausschließlich verlassen, um zu fressen. Und der Kater, der sie geschwängert hat, ist ein Unbekannter. In gewisser Weise hat sie auch ihn als Schatten beschrieben, der sie abends aus einem Hinterhalt angefallen hat, um seinen Samen brutal in sie hineinzuspritzen.«
    Cäsar bewegte nervös die Ohren. Vielleicht drang aus dem Verborgenen die Stimme des Schattens zu ihm.
    »Na gut«, seufzte er. »Ich führe dich ein. Aber versprich mir, deine Nase aus allen Angelegenheiten rauszuhalten, die Krümel nicht direkt, und ich betone: direkt, betreffen.«
    »Du bist der Princeps«,

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