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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Anlauff
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Oder einfach die Quintessenz einer Summe von Erfahrungen und Beobachtungen. Im Grunde weiß doch jeder, dass die meisten, die viel daherreden, oberflächlich sind und Euphorie nur eine kurze Halbwertszeit hat, aber es ist angenehm, es noch einmal in einem schönen Satz gesagt zu bekommen.«
    »Sie haben Ihrem Geliebten also verübelt, dass er zu viel geplappert hat?« Liebermann schob den Stick in den Rumpf des Laptops.
    »Warum nehmen wir nicht einfach den ganzen Kasten mit«, brummte Müller.
    Constanze schnellte hoch. »Dürfen Sie das?«
    »Durchaus nicht«, sagte Liebermann. »Bleiben Sie ruhig!«
    »Dieser Computer ist mein Arbeitsmittel«, stieß sie hervor, »meine Bibliothek, mein Kontakt zur Außenwelt. Ich kann nicht auf ihn verzichten.«
    »Geht mir genauso«, murmelte Liebermann und löschte mit schlechtem Gewissen ein paar Fotos, die Miri und ihn auf einem Apfelbaum zeigten. Dann belud er den Stick mit dem Briefwechsel der Liebenden. »Wir waren bei Kleingeld und Euphorie.«
    Constanze bewegte matt die Lider. »Ja … Also vielleicht lag es an diesen Sprüchen. Sie fielen mir ein, als ich Knuts Mails las. Ich weiß nicht, warum, ich kannte ihn ja, und ich wusste, dass er weder oberflächlich noch launisch war, und so überschwänglich wie hier war er vorher noch nie gewesen.« Sie sah zu, wie Liebermann den Stick aus dem Laptop zog und ihn wieder in der Hosentasche verstaute. »Möglicherweise wollte ich auch nur, dass er seiner Frau die Wahrheit sagt, bevor er mich trifft.«
    »Etwa so haben Sie es ihm geschrieben«, bestätigte Liebermann. »Und was war nun am letzten Mittwoch um zwölf Uhr dreißig?«
    Ihr Gesicht wurde grau. »Ich war da.«
    »In der besagten Möwe?«
    »Ja. Das ist ein kleines Restaurant beim Yachthafen, unser üblicher Treffpunkt.«
    »Und dort haben Sie Zander gegessen«, stellte Müller grinsend fest. »Oder nur er?«
    Constanze runzelte die Stirn. »Ich fürchte, ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Auf Ihr Menü.«
    »Es gab kein Menü, weil er nicht gekommen ist, habe ich das nicht gesagt?«
    Müller stieß einen tiefen Seufzer aus. »Dann gibt es sicher Zeugen, die Sie da so mutterseelenallein im Restaurant sitzen sehen haben.«
    »Ich habe vor der Möwe gewartet.«
    »Zeugen«, echote Müller.
    Ihre Augen verdunkelten sich plötzlich. »Vielleicht sind ein paar Radfahrer vorbeigekommen. Unter der Woche ist in der Möwe nicht viel los. Deswegen haben wir sie uns ja ausgesucht.«
    Liebermann bestand darauf, Constanze zum Abschied die Hand zu geben, während Müller seinen umfangreichen Körper aus der Kammer manövrierte.
    »Er meint es nicht so«, sagte er. »Das ist sein Job. Eigentlich findet er Sie sympathisch.«
    Sie sah dem Oberkommissar zweifelnd nach. »Meinen Sie?«
    »Ja, er ist nur etwas unbeholfen, das liegt ihm in den Genen. Ein direkter Nachfahre der Goten. Dürfen Sie während der Schulzeit keinen Schmuck tragen?« Er wies auf einen hellen Streifen, der sich auf ihrem rechten Ringfinger abzeichnete.
    Müller streckte den Kopf zur Tür herein. »Was jetzt?«
    Constanze nutzte die Gelegenheit, um ihre Hand zurückzuziehen. »Es gibt keine Regel, die uns das Tragen von Schmuck untersagt«, sagte sie. »Außer während der Massageeinheiten.«
    »Hatten Sie heute eine Massageeinheit?«
    »Nein.« Ihre Rechte glitt in die Hosentasche und vereinigte sich dort mit dem durchweichten Taschentuch.
    »Um was geht’s?«, fragte Müller.
    »Um einen Ring.«
    Constanze schob das Kinn vor. »Macht es mich jetzt schon verdächtig, einen Ring abgelegt zu haben?«
    »Nicht im mindesten«, entgegnete Liebermann. »Es sei denn, es handelt sich um einen silbernen Reif in Form einer Schlange.«
    Durch den Jeansstoff sah er, wie sich die Hand der Studentin ballte. »Und was wäre dann?«
    »Dann würde ich Sie höflich bitten, uns diesen Ring zu zeigen, um auszuschließen, dass es sich um denselben handelt, den die Rechtsmedizinerin im Hals Ihres Freundes gefunden hat.«
    Constanze wich zurück. Sie öffnete den Mund, aber nicht um etwas zu sagen. Ihre Lippen schaufelten nur Luft.
    »In Gesellschaft eines Fisches mit Gurkensalat und eines giftigen Beerenkompotts«, fügte Liebermann der Vollständigkeit halber hinzu.
    Müller riss der Faden. »Ich weiß von keinem …«
    Eine schwache Handbewegung gebot ihm Einhalt. »Und wenn es ein anderer Ring wäre?«
    »Warum zeigen Sie ihn uns nicht einfach«, sagte Liebermann freundlich. »Das würde uns allen Zeit und Nerven

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