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Katzensprung

Katzensprung

Titel: Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Gibiec
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ungeklärte halbe Stunde, und wenn man davon ausgeht,
dass der Angestellte im Sinne seines Chefs aussagt, kann man vielleicht noch
etwas dazugeben, da hätte er es schaffen können«, meinte Fischbein.
    »Bis zum Elba-Gelände? Ich weiß nicht«, warf Stefan Bauer ein.
»Hinfahren, die Tat begehen, die Leiche in die Wupper schaffen, dann wieder
nach Barmen zurück, dafür sind dreißig oder auch bis zu fünfzig Minuten äußerst
knapp.«
    »Es gibt natürlich zu denken, dass er ausgerechnet an diesem Abend
zu Hause gewesen ist. Frau Sassi sagte, das sei die ganz große Ausnahme
gewesen, auch ihr sei das komisch vorgekommen. Er sei allerdings nicht
besonders erregt oder sonst irgendwie verändert gewesen. Aber bis jetzt haben
wir keinen wirklichen Beweis für einen dringenden Tatverdacht«, sagte Olga,
»und es gibt auch noch eine andere Richtung, in die wir ermitteln.«
    Sie berichtete von den Plänen Ramona Wenklers, einen Film mit
Jugendlichen auf dem Elba-Gelände zu drehen, und dass Frau Wenkler unter
Alkohol manchmal Schüler angemacht habe.
    »Die Schüler haben sie als abstoßend geschildert, zu alt, und
zunehmend alkoholisiert.«
    »Jugendliche würden eher zum Tatort passen als der Herr Sassi«,
sagte Bauer, »andererseits ist auffällig, dass so gut wie kein Müll herumlag,
nur einige nicht relevante Dinge im Gebüsch, das passt wiederum nicht zu
Jugendlichen und spricht eventuell für eine planmäßige Spurenvernichtung.«
    »Sonst gar nichts? Kein Blut, keine Kampfspuren? Nichts in der
Wupper?« Fischbein nahm die Brille ab und rieb sich die Augen.
    »Nichts, was uns weiterhelfen würde. Die Taucher haben auch nichts
gefunden«, sagte Olga. »Es fing ja gleich nach dem Leichenfund an, wie aus
Eimern zu regnen. Sagen Sie mal was zu der Zeugenlage am Tatort«, forderte sie
Lepple auf.
    »Die ist auch nicht berauschend. Das Elba-Gelände ist ja jetzt
verlassen, im Sommer haben dort viele Kulturaktivitäten stattgefunden. Zurzeit
bereiten sie jedoch alles für den Abrissbagger vor. Tagsüber sind manchmal
Arbeiter da, aber an dem Tatabend hat niemand etwas gesehen. Wir haben alle
Anlieger in diesem Bereich befragt.«
    »Außerdem gibt es noch weitere Erkenntnisse über das Opfer«, fuhr
Olga fort. »Die Schwester von Frau Wenkler, übrigens die einzige nahe
Verwandte, vermutet, dass Frau Wenkler als Kind von ihrem Vater missbraucht
wurde. Das passt zu den Verhaltensmustern, die wir feststellen konnten, das
sexualisierte Verhalten, die Konkurrenz zu Frauen. Andererseits tiefe
Depressionen, Alkoholmissbrauch, Kontaktstörungen, die ganze Palette. Ich habe
eine Hypothese im Kopf und bitte um Ihre Meinung dazu.«
    Fischbein nickte ermunternd.
    »Die Persönlichkeitsstruktur des Opfers erlaubt den Schluss, dass es
eine wie auch immer geartete Täter-Opfer-Beziehung inszeniert haben könnte.
Frau Wenkler hatte an der Schule und auch vorher bei ihrer Tätigkeit in
verschiedenen Jugendzentren mit vielen Jugendlichen zu tun, da dürften auch
schwierige Fälle drunter gewesen sein. Möglicherweise war jemand dabei, zu dem
sie eine Beziehung hatte. Einer ihrer Schüler von der Hauptschule
Wichlinghausen hat ja auch ausgesagt, dass sie ihn mal bedrängt hat, mit ihr
auszugehen. Ich denke, dass sie zumindest unter Alkohol zu distanzlosem
Verhalten neigte.«
    Lepple nickte eifrig. »Es war dem Jungen unangenehm«, warf er ein,
»der arme Kerl fühlte sich sehr in die Enge getrieben.«
    »Am Vormittag vor der Tat hat sie nicht nur Frau Sassi angerufen,
sondern auch zahllose SMS an Emilio Sassis Handy
geschickt«, fuhr Olga fort, »am späten Nachmittag kamen noch mal welche. Wir
können daraus schließen, dass sie hochgradig emotionalisiert war. Sassi hat sie
auflaufen lassen, und da brauchte sie etwas, um sich abzureagieren und die
Kränkung aufzuheben. Vielleicht hat sie Kontakt zu jemandem von früher
aufgenommen, möglicherweise zu einem Jugendlichen.«
    »Das erscheint mir plausibel«, sagte Fischbein. »Das heißt, wir
müssen uns die Schüler noch mal vorknöpfen und die früheren Arbeitsverhältnisse
des Opfers überprüfen. Haben wir da Informationen?«
    Lepple nickte. »Wir sind dabei, die Unterlagen zu sichten, es gibt
einige Honorarverträge mit verschiedenen Jugendzentren. Frau Wenkler hat in den
letzten Jahren häufig die Stelle gewechselt.«
    Stefan Bauer fasste das Ergebnis der Sitzung zusammen. Die
Mitglieder der Familie Sassi sollten weiter im Auge behalten und die
Ermittlungen im beruflichen Umfeld des

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