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Katzensprung

Katzensprung

Titel: Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Gibiec
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Balken biegen, das muss mit der Frau mehr gewesen sein, als er
sagt. Und zu diesem Tattoo muss er ihr Grund gegeben haben, das macht keine
Frau einfach so.«
    »Er hat ihre Anrufe in den letzten Wochen nicht mehr beantwortet,
das haben wir festgestellt«, sagte Olga.
    Trudis Gesicht erhellte sich kurz.
    »Und davor?«
    »Mal hat er geantwortet, mal nicht, es sieht so aus, dass eher sie
die treibende Kraft war.«
    »Er weicht nicht von mir«, sagte Trudi, »er klammert sich an mich,
er beschwichtigt mich, er ist handzahm, ausgerechnet mein Mann. Aber ich
ertrage ihn nicht mehr, es ist vorbei, er ist mir zuwider. Die schlimmsten
Visionen kreisen mir im Kopf herum. Ich sehe ihn mit dieser Frau, ich überlege,
ob er das könnte, jemanden erschlagen. Sie glauben nicht, wie mich das quält.
Ich kann nicht einschlafen, obwohl ich Tabletten nehme, ich schlafe seitdem
überhaupt nicht mehr, es ist Folter. Ich überlege ernsthaft, mich zu trennen.«
    »Sie können davon ausgehen, dass Ihr Mann das Verhältnis beenden
wollte, das ist unser Eindruck.«
    »Das ist mir inzwischen egal, es ist etwas zerstört, unser Leben ist
kaputtgegangen, es ist nicht mehr zu kitten. Und ich mache mir Vorwürfe, dass
ich meine eigenen Bedürfnisse, meine Träume, alles für ihn hingeschmissen habe.
Ich hätte gerne eine Boutique eröffnet, stattdessen habe ich für seine Kneipe
die Schnitzel und zentnerweise Frikadellen gebraten, immer dieser Gestank in
den Haaren. Eimerweise Kartoffelsalat habe ich gemacht, jahrelang. Wenn ich
nachts wach liege, frage ich mich, warum ich diesen egoistischen Mann
ausgehalten habe und hinter ihm hergelaufen bin wie ein Schaf.«
    Trudi weinte wieder haltlos, eine Weile sagte niemand etwas.
    Lepple zuckte bei jedem Schluchzer zusammen, aus den Augenwinkeln
sah Olga, dass er mit Trudi litt.
    »Manchmal sind solche Krisenzeiten gut für einen Neuanfang«, sagte
er in die Stille hinein. »Ich habe auch eine schwere Ehekrise hinter mir, meine
Frau und ich hätten uns fast getrennt. Wir haben aber noch mal die Kurve
gekriegt, jetzt geht es besser.«
    Olga lächelte erfreut. Sieh an, sieh an, es gab also auch eine
private Seite an dem Kollegen Lepple, und gar keine unsensible.
    »Wie haben Sie das geschafft?« Trudis Stimme war dünn.
    »Eheberatung«, sagte Lepple, »das hat es gebracht. Ich würde es auch
Ihnen raten, Frau Sassi, und zwar schnell, quälen Sie sich nicht allein damit
herum. Es gibt dort spezielle Krisenberatungen, da bekommen Sie emotionale
Unterstützung und können sich in Ruhe klar darüber werden, wo Sie stehen und
was Sie wollen.«
    Sie fuhren auf den Parkplatz der Aachener Grenzpolizei und gingen in
die Wache. Luna hockte auf einem Stuhl, sie trug eine schwarze Bob-Perücke,
hatte die Arme um ihre angezogenen Knie gelegt und wiegte sich hin und her.
Emilio saß daneben und streichelte unbeholfen ihre Schulter. Als Olga und
Lepple mit Trudi im Schlepptau hereinkamen, baute er sich wütend auf.
    »Ich weiß nicht, warum ich hier festgehalten werde. Wenn meine Tochter
mal von zu Hause wegläuft und trampt, sind wir noch keine Verbrecher. Ich bin
erziehungsberechtigt, meine Tochter hat mich angerufen, ich bin ihr zu Hilfe
gekommen. Wenn sie etwas falsch gemacht hat, werde ich dafür geradestehen. Ich
weiß nicht, warum mir jetzt auch noch hier die Mordkommission auf den Pelz
rückt.«
    »Weil Ihre Frau befürchtet hat, dass Sie sich mit Ihrer Tochter
absetzen«, konterte Olga. »Sie können nicht so einfach ins Ausland fahren,
solange der Verdacht gegen Sie nicht ausgeräumt ist. Außerdem haben wir den
Anfangsverdacht einer Steuerstraftat.«
    »Wir würden uns gern den Inhalt Ihres Koffers ansehen«, schnarrte
Lepple.
    Emilio knallte den Koffer auf den Tisch und ließ den Deckel
aufschnappen. Die gebrauchten Scheine lagen in ordentlichen Bündeln abgepackt
vor ihnen, obendrauf ein Zettel mit der Zahl Einhundertzweitausendfünfhundert.
    »Schönes Sümmchen«, sagte Olga, »sind das Einnahmen aus Ihrem
Lokal?«
    »Ja«, quetschte Emilio hervor. »Aus welchem Zeitraum sie stammen,
werde ich Ihnen sagen, wenn ich mit meinem Steuerberater gesprochen habe.«
    »Melden Sie es am besten gleich unseren Kollegen im Finanzamt
Barmen.«
    Emilio kochte. Die Fahnder des Barmer Finanzamtes waren bundesweit
als scharfe Hunde bekannt und ein rotes Tuch für ihn. Er trat von einem Bein
auf das andere und stimmte zähneknirschend Olgas Bitte zu, Trudi und Lepple mit
zurück nach Wuppertal zu nehmen. Sie wollte

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