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Kauft Leute

Kauft Leute

Titel: Kauft Leute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Korssdorff
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auffiel, der diese Fotos sah. Einem Mann zum Beispiel. Caro vermutete, ein Mann würde einen Blick auf eines der Fotos werfen, die Frau als unattraktiv, mollig, langweilig einstufen und keinen weiteren Blick mehr darauf verlieren. Im richtigen Leben wäre es nicht anders: Caro nahm an, Danesita könnte innerhalb eines Sommers mit vier verschiedenen Frauen bei vier Gartenfesten eines Freundes auftauchen, und wenn die Erscheinung der Frau – eine bravbiedere Dicke – die gleiche wäre, würde der Mann gar nicht merken, dass es verschiedene Frauen waren …
    Danesita plauderte immer noch mit seiner Assistentin, längst schon ging es nicht mehr um die Kontaktdaten des Kollegen in München, sondern um ein Restaurant, in das der junge Scheich sie eingeladen hatte.
    Caro betrachtete die restlichen Fotos der Tapete. Einige zeigten ihren Boss in einer anderen Filiale von HÜMANIA, sie schätzte, es war München, wo er mit dortigen Managern für die Presseabteilung posierte. Auf anderen Bildern war er vor spektakulären Werbesujets zu sehen, wie zum Beispiel die dem Betrachter unendlich lang vorkommende Gesichterkette auf jener Straße Wiens, die aus der City hinaus bis zum Markt führte, oder er steckte in einem Trikot des Fußballvereins Ajax Amsterdam, dessen rechter Ärmel das Logo von HÜMANIA trug. Eines der Fotos auf der Leinwand schien älter zu sein als die anderen. Die Farben begannen schon zu verblassen, und Danesitas Gesicht wirkte noch jungenhafter als in diesen Tagen. Auf dem Bild waren vier Männer zu sehen, die vor einer schlichten Lagerhalle standen. Neben ihnen: eine hässliche alte Bushaltestelle. Der Mann ganz links war Danesita, neben ihm stand ein auffallend großer dunkelhaariger Mann mit einem selbstsicheren Verkäuferlächeln – Helby. Die anderen zwei waren nicht zu erkennen. Ihre Gesichter waren hinter einem Schild verborgen, das die beiden hochhielten; es war das Schild einer Immobilienfirma, auf dem das Wort
Verkauft
stand.
    Caro hörte, dass im Vorzimmer das Telefon läutete, und sie nahm an, Danesita würde jeden Moment wieder zu ihr hereineilen. Sie ging ihm also entgegen und hoffte, auf diese Weise auch gleich einer längeren nebulösen Unterhaltung zu entkommen. Zwischen Tür und Angel übergab ihr Danesita ein Post-it mit dem Namen und der Telefonnummer eines Herrn Neureither in der Filiale München.
    »Der ist jung«, sagte er, »mit dem können Sie ganz offen reden.«
    Caro schlurfte schon wieder den Gang hinunter, als ihr Danesita nachrief: »Sie haben mir noch gar nicht auf meine E-Mail geantwortet!«
    »Tut mir leid«, sagte Caro, »aber ich brauche momentan keinen Lebenspartner, Mitarbeiter-Rabatt hin oder her!«
    »Nicht diese Mail«, rief ihr Danesita zu, »ich spreche von Schloss Schleißheim am Wochenende. Ich möchte, dass Sie mich begleiten! Keine Kosten, kein Haken!«
    Der Haken stand vor ihr.
    »Danke«, winkte Caro ab, »ich möchte an diesem Wochenende meine Balkonpflanzen einwintern, es ist wirklich Zeit.«
    »Sie wissen aber, dass wir von dem Firmenevent des Jahres sprechen. Es wird ziemlich exklusiv …«
    »Ich denke darüber nach!«, rief Caro, und bereute es gleich. Sie wollte nicht mit. Und das lag weniger an dem Event selbst, als an der Vorstellung, fünf Stunden mit Danesita im Auto zu sitzen. Natürlich könnte sie vorher ein Schlafmittel nehmen, sie hatte auch schon im Internet nachgesehen, welches geeignet wäre, aber das war natürlich keine optimale Lösung.
    Nach einem deprimierenden Mittagessen, das Caro alleine in einer der Fresshütten am Gastro-Ring zu sich nahm, zog sie sich wieder in ihr Büro zurück und rief jenen jungen Mann an, den der
Fünfte Keks
für sie in München herausgesucht hatte (diese Geschichte über Danesita gehört zu haben, machte es ihr nicht eben einfacher, ihren Chef mit dem angemessenen Respekt zu betrachten).
    Beim dritten Versuch erreichte sie diesen Neureither auch, der sich tatsächlich als freundlich und in der Sache bereits unterrichtet herausstellte. Caro musste sich erst daran gewöhnen, dass er schnell sprach und im Hintergrund andere Leute telefonierten.
    »Frau Novara, es tut mir wirklich wahnsinnig leid, dass sich Herr Z. nun an Ihre Filiale gewandt hat! Wir haben ehrlich gesagt versucht, die Sache einfach auszusitzen. Wir hatten ja schon x-mal Leute zu ihm geschickt, um die Situation vor Ort zu beurteilen – vor allem auch nach den Beschwerden der Nachbarn –, aber solange Frau F. nicht ausdrücklich verlangt, den

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