Kauft Leute
nicht heilen.
Etwa zu dem Zeitpunkt begannen die Nachbarn ihre Kampagne gegen mich, die in dem Zwischenfall gipfelte, der in dem beigefügten Polizeiprotokoll beschrieben wird. Aus diesem geht klar hervor, dass Ursula F. zu diesem Zeitpunkt keine Vorwürfe gegen mich erhob, ja, sogar bat, man möge uns in Frieden lassen (!!).
Alles wurde nun noch schwieriger. Die Anschaffung von Ursula F. hatte ein großes Loch in meine Finanzen gerissen und die dauernde Sorge, ob sich unsere Beziehung wieder zu voller Intensität aufschwingen würde können, hatte meine Konzentrationsfähigkeit und Verlässlichkeit im Geschäft zum Fatalen hin beeinträchtigt. Auch fürchtete ich, sie könnte weglaufen, oder schlimmer noch von dem anderen Mann gekidnappt werden, daher blieb ich oft zuhause, anstatt in die Firma zu gehen.
Heute nun stellt sich unsere Zweisamkeit folgenderweise dar: Ich arbeite viel von zuhause aus, um Ursula F. unter vernünftiger Beobachtung zu halten. Die Kommunikation zwischen uns ist fast erloschen und auch wenn meine sexuelle Sympathie noch vorhanden ist, spüre ich von ihrer Seite bloß ungerechte Gefühle. Ungerecht, weil ich so viel gegeben habe für sie. Ich habe sie a) aus dem Haus in München befreit , b) für ihre vielfältigen täglichen Bedürfnisse gesorgt und sie c) regelrecht verwöhnt (!).
Besonders schwer aber war es für meine Frau, die all die Zeit zu mir gehalten und geduldet hat, dass sich Ursula F. wie eine Prinzessin in ihrem Haus bewegt hat.
An dieser Stelle möchte ich Sie nun zu einer Intervention auffordern! Eine kompetente Person aus Ihrem Haus muss das Gespräch mit Ursula F. suchen. Ich bin immer noch daran interessiert, dass sich alles zum Guten wendet! Wenn sie endlich Abstand davon nimmt, mir ihre Liebe vorzuenthalten, werde ich nicht davon Gebrauch machen, sie gegen einen besseren Menschen umzutauschen.
Ich erwarte Ihre Antwort,
Bernhard Z.
Caro hatte bereits bemerkt, dass es ihr immer schwerer fiel, sich über die Absurditäten, die ihr in diesem Haus begegneten, aus ganzem Herzen zu ärgern, aber dieser Brief war ein Schlag in die Magengrube. Doch erst als sie die letzte Seite des Briefes umdrehte und die Notiz Danesitas las, begann der ganz große Aufruhr in ihr.
Seine handschriftliche Bemerkung lautete: »Caro, wie kann man diesem Mann helfen?!«
Es war genug.
Sie würde jetzt in sein Zimmer platzen (das hatte er sich ja auch so gewünscht) und ihm ihren Job vor die Füße knallen.
Caro war eine Texterin, nicht aber eine Anwältin polymorph Perverser.
Sie hatte doch nicht eine gute Position als Raumtransporterpilotin aufgegeben, um jetzt in einer Firma festzusitzen, die es nach allen Gesetzen der Vernunft gar nicht geben durfte.
Caro sprang auf und marschierte mit dem Papier in der Hand in Richtung Danesitas Büro. Auf dem Flur bemerkte sie, dass sie keine Schuhe trug, ihre Hose nicht zugeknöpft war und sie sich noch nicht mal die Zähne geputzt hatte, weil sie sich das für ihr schönes Bürobadezimmer aufheben wollte, wo jede Hygieneverrichtung doppelt so viel Freude machte. Also zurück und alles in Ordnung bringen.
Erneut auf dem Flur, hatte ihr Kündigungsschwung bereits etwas nachgelassen und als sie auch noch in Danesitas Vorzimmer darauf warten musste, dass er eine Besprechung beendete, und ein Schwätzchen mit seiner Assistentin hielt, die seit Neuestem mit dem Sohn eines Scheichs liiert war, was vielerlei Fragen aufwarf, blieb für den dramatischen Auftritt, den der Brief verdient gehabt hätte, einfach keine Energie mehr übrig.
Caro hing schlaff und frustriert in einem der Vorzimmersessel, als Danesitas Assistentin sie bat, für ein paar Momente aufs Telefon zu sehen, während sie auf die Toilette verschwand.
Als Caro alleine in dem Warteraum saß, hörte sie deutlich Stimmen aus Danesitas Büro. Da war die ihres Chefs, die sie schon allzu gut kannte, und eine zweite, viel tiefere, die ihr auch nicht fremd war. Sie stand auf, warf einen Blick auf den Gang, aus dem die andere Frau kommen musste, dann huschte sie in Richtung der Tür zu Danesitas Zimmer. Obwohl sie verschlossen war, konnte sie jedes Wort des Gesprächs hören, das inzwischen auch lauter als zu Anfang geführt wurde.
Gerade sagte Danesita mit gezwungen klingender Ruhe: »Ich frage dich nur eines, wie viele gibt es? Wie viele, die du verteilt hast, wie viele, die du noch planst, zu verteilen?«
Die tiefere Stimme antwortete gelassen: »Was versprichst du dir von dieser Information?
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