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Kauft Leute

Kauft Leute

Titel: Kauft Leute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Korssdorff
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etwa fünf Jahren ging ich eine Liebesbeziehung mit einer jungen Frau ein, welche in meiner Firma angestellt war. Wir wussten um die Problematik, welche mit so einer Verbindung einhergehen kann, jedoch waren unsere gegenseitigen Gefühle von derartiger Intensität und wir bereit, Konflikte, die uns vielleicht erwarteten, in Kauf zu nehmen. Unsere Beziehung entwickelte sich in eine Richtung, die ich nicht erwartet hatte. Schon bald nämlich begann die Bereitschaft der Frau, mich zu treffen und unsere Liebe zu leben, zu schwinden. Ich vermutete, ein anderer Mann übte Druck auf sie aus. Sie gestand, dass es so war. Um sie vor dem Zugriff dieses anderen zu schützen, begann ich, so gut ich es konnte, ein Auge auf sie zu haben. Ich musste wissen, wer sie so unheilvoll zu steuern versuchte. Um es abzukürzen: Die junge Frau, völlig in der Hand eines Unbekannten, brach mit mir und kündigte auch ihre Anstellung in meiner Firma. Es war hart, zu sehen, wie ein Mann Einfluss auf das Leben einer Frau und ihre Gefühle nehmen kann, ohne dass man etwas unternehmen kann. Ich versuchte, sie weiter zu erreichen, doch der andere schien ihre Identität wie ausgelöscht zu haben.
    Nun ein Sprung ins Frühjahr dieses Jahres. Ich befand mich geschäftlich in München. Nachdem ich den Freitag mit dem Treffen von Geschäftspartnern verbracht hatte, gedachte ich, den Samstag zur Zerstreuung in der Stadt zu verbringen. Durch einen Zufall reichte mir eine Reklameperson vor der Frauenkirche einen Flugzettel, auf welchem für den HÜMANIA-Markt geworben wurde. Ich hatte bereits von dem Unternehmen gehört, ja mir schon eine Meinung gebildet, dennoch verspürte ich Neugier, den Markt einmal selbst zu sehen. Also setzte ich mich in die U-Bahn und machte mich auf den Weg. Wie ich schon am Anfang dieses Schreibens erwähnt habe, war ich einigermaßen schockiert, welche Art von Kunden sich auf dem Gelände des Markts eingefunden hatte. Auch die Schaufenster und die Art, wie die Menschen dort ausgestellt wurden, ließ mich erschauern. Ich wollte mich schon wieder entfernen, als ich auf das »erotische« Haus aufmerksam wurde, das die meisten Kunden anzuziehen schien. Ich gab mir also einen Ruck, um dieses »Erlebnis« meinen Erfahrungen auch noch hinzuzufügen. Wie ich es erwartet hatte, konnte ich von Erotik nichts spüren, jedoch Ekel . Tatsächlich war es so, dass der Boden und die Handläufe in diesem Haus richtiggehend klebrig waren, weswegen das Haus auch einen seltsamen Spitznamen bekam, an den ich mich jetzt nicht mehr erinnern kann. Woran ich mich allerdings gut erinnern kann, ist, wie ich unter all den Gesichtern der jungen Frauen dort jenes von Ursula F ., der Frau, mit der mich das oben beschriebene Liebesverhältnis verband, wiedererkannte. Sie war nun etwas älter, und ein Zug des Leidens hatte sich in ihre Mimik gegraben, aber doch war es ganz zweifellos sie!
    Jetzt stellen Sie sich den Gewissenskonflikt vor, welcher mich dort befiel. So fremd es mir war, einen Menschen zu meinem Eigentum machen zu wollen, so wenig konnte ich sie doch dortlassen, den Augen all dieser Männer und einer völlig ungewissen Zukunft ausgesetzt!
    Ich unterschrieb also alles Notwendige, und eine Woche später wurde sie mir per Tür-zu-Tür-Service nachhause gebracht (das hat hervorragend funktioniert).
    Gewiss: Es war ein Schock für sie, in ihrem neuen Heim gerade auf mich zu treffen. Der Mann, welchen sie mal geliebt hatte, und der ihr von einem anderen verboten worden war. Es dauerte lange, bis sie Zutrauen zu mir fand. Um es ihr leichter zu machen, belohnte ich gemeinsam verbrachte Zeit mit kleinen Geschenken wie Wäsche oder Essen. Auf diese Weise gelang es mir, die Barriere, die der andere Mann in vielen Jahren zwischen uns errichtet hatte, Ziegel um Ziegel abzubauen, sodass wir zu unserer früheren Sympathie für den anderen zurückfinden konnten. Schwieriger wurde es, als ich versuchte, ihre Freude an Intimität, die sie einmal ausgezeichnet hatte, wiederzuerwecken. Es war, als hätte sie vergessen, wie ungezwungen sie sich früher hingegeben hatte. Um ihr die Angst vor der Nacktheit zu nehmen, die ihr der andere Mann eingeimpft haben muss, machte ich es uns zur Gewohnheit, im Haus ganz im Allgemeinen auf Kleidung zu verzichten. So gewöhnten wir uns an die unbekleidete Körperlichkeit des anderen, während wir unverfängliche Alltagsdinge wie Kochen, Wäschewaschen oder Fernsehschauen erledigten. Ihre Frigidität ließ sich davon allerdings doch

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