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Kauft Leute

Kauft Leute

Titel: Kauft Leute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Korssdorff
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nicht alle mit nachhause nehmen kann, aber anfreunden kann ich mich schon mit ihnen!«
    Caro packte einen Kellner am Arm und fragte, ob es noch Champagner gäbe.
    »Weißt du, Caro«, gestand ihr Kessie, »ich hatte für dieses Jahr nur drei Wünsche: Ich wollte zur Bambi-Verleihung, zum
Ladys Lunch
von
Sixt
, und zur HÜMANIA-Präsentation im Schloss Schleißheim. Der erste Wunsch ist mir heute in Erfüllung gegangen, die anderen zwei werden auch noch wahr!«
    Danesita beugte sich zu der Frau hinüber und fragte: »Was gefällt Ihnen denn besonders gut an HÜMANIA?«
    Kessie strahlte. »Oh, alles. Die interessanten Lebensgeschichten der Helden, ihre positive Einstellung! Und ich liebe die kleinen Häuschen, in denen sie leben, die so eingerichtet sind wie Puppenstuben! Und wenn sie einem dann nachhause geliefert werden, das ist sooo aufregend! Man möchte sie gleich neu ankleiden und ihnen alles zeigen und mit den anderen guten Hausgeistern bekannt machen!«
    Danesita rückte fasziniert näher, ein so schönes Feedback bekam man selten. »Und wie viele haben Sie?«, fragte er.
    »Im Moment sind es sieben, aber am Montag kommt die Trompetenspielerin aus Wien zu uns, wir sind alle schon ganz aufgeregt!«
    Danesita blieb der Mund offen stehen. »Sie haben Trompetra gekauft?«
    Caro stieß ihn an und flüsterte: »
Will ich etwas Schönes kaufen, kann ich in die City laufen, möcht ich mir wen vermitteln lassen, muss ich zu HÜMANIA rasen!
«
    »Sie haben Trompetra engagiert?«, besserte er aus.
    »Ja«, erwiderte Kessie, »aber der Name gefällt uns nicht. Wir wollen sie Mavie nennen und sie soll Claudettes beste Freundin werden. Claudette ist unser Nesthäkchen. Mein Mann kümmert sich ganz rührend um sie.«
    Danesita verstand nicht, »Aber Trompetra ist doch ein so wunderbarer Name, der auch noch so gut zu ihr passt! Wegen ihrem Trompetenspiel!«
    Kessie schüttelte sich: »Wir mögen Trompete überhaupt nicht! Von mir aus soll sie am Flügel herumklimpern, aber so ein Blashorn kommt uns keines ins Haus.«
    Caro beobachtete, wie das ihr bekannte lächelnde, unlesbare Gesicht Danesitas verschwand und ein anderes erschien, eines, das entschlossen und hart aussah. Ohne jede Freundlichkeit stellte er fest: »Trompetra hat ein Anrecht darauf, ihr Instrument zu spielen. Sie müssen ihr dies ermöglichen, oder wir werden sie nicht ausliefern. Ich gebe Ihnen Trompetra nicht, wenn sie dem Mädchen sein Instrument wegnehmen.«
    Kessie sah sich nach ihrem Mann um, konnte ihn aber nirgendwo sehen. »Ich habe einen Vertrag, ich kann mit ihr machen, was ich will!«, gab sie unsicher zurück.
    »Das ist ein Irrtum, Madame, es gibt Bedingungen! Und ich habe das Gefühl, wir sollten demnächst mal einen Hausbesuch bei Ihnen anordnen und nach dem Rechten sehen!«
    Einige Leute in der Umgebung ihres Tisches sahen bereits zu ihnen her. Wie sich das Gespräch entwickelte, passte nicht zu der feierlichen Stimmung dieses Abends im Schloss.
    Kessie verzog den Mund, als ekelte ihr, sie warf Caro und Danesita ein »’n schönen Abend noch« hin und verschwand in der Menge.
    Im selben Moment verstummte die klassische Musik, die aus versteckten Lautsprechern an der Außenseite des Schlosses gedrungen war. Erst jetzt wurde den meisten der Gäste bewusst, dass da noch ein anderes Geräusch war, ein konstantes Knattern und Brummen.
    Ein Mann mit grauen Schläfen und weißem Smoking, den Caro noch nie zuvor gesehen hatte, tauchte im Hauptportal des Schlosses auf und stellte sich an ein Mikrofon.
    Caro sah Danesita fragend an. Er brauchte einen Moment, um aus dem Gespräch mit Kessie wieder zurückzufinden.
    Er beugte sich zu Caro und flüsterte einen Namen. »Er leitet die hiesige Filiale.«
    Der Münchner begann zu sprechen: flott, munter und zwischen Jovialität und Pathos hin und her schwankend, wie es ihm einfiel.
    »Sehr verehrte Gäste, liebe Kollegen, Oberbürgermeister,
    ich heiße Sie aufs Herzlichste im Schloss Schleißheim willkommen. Ich glaube, man müsste weit in der Geschichte zurückgehen, um auf eine Versammlung eines so erstklassigen Publikums auf dem Grund dieses Schlosses zu stoßen! Ich will mich kurz fassen, denn auf der anderen Seite des Gebäudes wartet der wahre Grund unserer Anwesenheit darauf, enthüllt zu werden. Ich möchte nur so viel sagen: Heute ist eine besondere Nacht. Wir haben die letzten Monate ganz außergewöhnliche Menschen kennengelernt, die sich außergewöhnliche Chancen verdient haben. Wie viele unserer

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