Kauft Leute
bestimmt schwere Taue waren, und einige Männer im Schlosspark hechteten ihnen hinterher, um den Ballon am Boden festzumachen.
Gerald frohlockte: »Unser Firmenname auf so einem Ding – lüg mich nicht an und sag, dass dir da keiner abgeht!«
»Versprich mir einfach nur, dass du mich heute kaufst, wenn es keiner sonst macht!«
»Dich oder keinen!«
Caro und Danesita standen an einem der Stehtische vor dem Eingang des Schlosses. Es war halb neun, und die meisten der Gäste waren schon angekommen oder schlenderten den Kiesweg vom Parkplatz in Richtung des Schlosses hinunter. Caro nippte an einem Glas Champagner und sah sich im Publikum um. Es war fast wie
RTL exklusiv
schauen, nur dass sie nicht auf dem Sofa saß und ein Fußbad nahm. Eigentlich war es
genau
wie
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schauen, ein Kameramann des Privatsenders eilte gerade an ihr vorbei und nahm eine bekannte Ex-Sportlerin unter den Gästen ins Visier, die mit ihrem Lebensgefährten aus der Wirtschaft ein paar Tische weiter stand und PR-Arbeit leistete.
»Promis«, sagte Caro mit einem irgendwie unentschiedenen Achselzucken zu Danesita und lugte wieder zu dem Tisch hinüber, der nun in das gleißende Licht des Kamerascheinwerfers getaucht war.
Danesita erwiderte mit Pistazien im Mund: »Popularität ist eine Strafe, die wie eine Belohnung aussieht!«
»Ich glaube, die Frau steht auf Strafe!«, sagte Caro und deutete mit dem Kinn in Richtung der bekannten Sportlerin, die der Blendung und Bedrängung, die sie erfuhr, dankbar entgegenlächelte.
Eine Frau völlig unenträtselbaren Alters, die neben Caro stand, bemerkte: »Ich spiele im gleichen Golfclub wie sie. Sie hat viel Stil für eine Sportlerin.«
»Finden Sie«, sagte Caro, »mir hat sie im Sportdress, mit roten Backen und verschwitzen Haaren besser gefallen.«
»Ich bin Kessie, hallo«, stellte sich die Golferin vor. Sie trug ein rotes, tief ausgeschnittenes Abendkleid, einen prinzessinnenhaften Haarreif in frisch toupiertem Löwenhaar und so viel Make-up, dass sich darunter jedes Gesicht der Welt hätte verbergen können.
Sie sprachen über die Sportlerin, dann über Prominente im Allgemeinen, und bevor Caro sich versah, begann Kessie, ihre Lebensgeschichte vor ihr auszubreiten:
Sie hatte nach einer mittelmäßigen ersten Daseinshälfte den Notar geheiratet, der die Erbschaft ihres verstorbenen ersten Mannes geregelt hatte. Sie zogen nach München, und Kessie, die in ihrem früheren nichtssagenden Leben Kerstin hieß, begann Anschluss an die Society zu suchen. Sie konnte nicht oft genug betonen, wie langweilig früher alles gewesen war, als sie noch in dieser miefigen Kleinstadt gelebt hatte und mit dem Mann verheiratet gewesen war, der sie ein Mal im Monat ins örtliche Wirtshaus ausführte, aber das war es dann auch schon. In München aber, da passierte was! Kessie hatte schnell rausgekriegt, dass der Weg ins Herz der Münchner Society über den Ladentisch von
Tiffany
führte. Auf der Liste der Top-Kundinnen von
Tiffany
zu stehen, bedeutete, Einladungen zu exklusiven Events zu erhalten! Zum Beispiel
Frühstück bei Tiffany
im Bayrischen Hof, wo sich die 250 Leading Ladys der Stadt trafen, bevor es zum Anstich auf die Wiesn ging! Oder natürlich der
Tiffany Christmas Cocktail
! Dort dabei zu sein, das war wie ein Tanz im Schloss des Prinzen! Sie schlug die Hände zusammen und blickte zu den Sternen. Caro fragte sich, wie viel Freude die Leading Ladys der Stadt wohl mit dieser fünfzigjährigen Landpomeranze mit Prinzessinnenkomplex hatten.
Aber
Tiffany
war nur ein Treppchen die Stiege zum Märchenschloss hinauf. Natürlich mussten sie dort Urlaub machen, wo es die gute Gesellschaft hinzog, also am Starnbergersee im Sommer und in Kitzbühel im Winter. Am See waren sie sogar auf einer Warteliste für eine Motorbootlizenz. Davon gab es nur 255 Stück, und in 25 Jahren wären sie wohl an der Reihe.
Auch mussten sie eine VIP-Loge in der
Allianz
-Arena anmieten. Das kostete eine fünfstellige Summe im Jahr, und auch wenn sie Fußball eher so na ja fand, war es toll, wenn sie ihre neuen Freundinnen dort traf und sie sich gegenseitig in der Loge besuchen konnten!
Im Golfclub Thalkirchen sah man sich dann wieder, oder beim Tivoli-Tennis. Sport verband die Menschen, das hatte Kessie in München herausgefunden.
Aber noch lieber als die Sportclubs besuchte Kessie den HÜMANIA-Markt in München.
»Ich hab dort meine Lieblinge, die besuch ich immer wieder, die kennen mich auch schon. Ich weiß, dass ich
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