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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Doktor Moran placieren, dessen Kraft Freund Hopkins anscheinend nicht sehr hochgeschätzt hat.«
    Kampendonk runzelte die Stirn; der Streit innerhalb des Direktoriums war ihm unangenehm.
    Düsterloh griff jedoch sofort die Fehde auf. »Ich dächte doch, Kollege Lindner, wir sollten uns allmählich über die Richtigkeit unserer Dispositionen einig sein. Ihr Vorwurf hätte eine Berechtigung, wenn wir Doktor Fortuyn entlassen hätten. Aber bei dem Stand der Fortuynschen Versuche – es steht doch fest, daß man vorläufig nicht absehen kann, ob und wann sie mit praktischem Erfolg zu Ende gebracht werden ..., ich meine also, daß wir richtig handelten, bei diesem Stande ein fertiges Verfahren, nämlich das von Doktor Moran, zu erwerben, um unsere Kautschukisolation umgehend besser und rentabler zu gestalten ...«
    »Wobei Fortuyns Gegner«, warf Direktor Lindner ein, »stillschweigend annahmen, daß das Moransche Verfahren besser ist, als das Fortuynsche je sein wird.«
    »Diese Unterstellung, Herr Lindner, weise ich für meine Person jedenfalls zurück!« unterbrach ihn Düsterloh in scharfem Ton.
    Lindner zuckte die Achseln; dachte sich dabei aber im stillen: Wer das glaubt! – Die Kontroverse wurde durch den Eintritt Fortuyns und Morans unterbrochen. Noch einmal las Kampendonk den Brief aus Schottland vor.
    »Merken Sie, wie Fortuyn blaß wird?« raunte Düsterloh seinem Freund Bünger zu. Der nickte eifrig: »Gewiß ... sehr merkwürdig!«
    »Merkwürdig? Sagen wir ruhig: auffällig!« vollendete Düsterloh.
    Kampendonk hatte nach dem letzten Wort des Briefes eine kleine Pause gemacht. »Hätten Sie dazu etwas zu sagen, Herr Doktor Fortuyn?«
    Der sprach, langsam die Worte wagend: »Eine sehr schmerzliche Überraschung für mich! Wie es möglich war, daß Material von mir dorthin gelangen konnte, ist mir ein Rätsel. Ich will jede Garantie übernehmen, daß von dem Material, für das ich persönlich verantwortlich bin, nichts in unrechte Hände geriet.«
    »Wollen Sie damit andeuten, Herr Doktor«, fragte Düsterloh, »daß das Werk für die Sicherheit seines Materials keine Garantie übernehmen kann?«
    »Nach den Vorfällen der letzten Wochen besteht doch die Möglichkeit, Herr Direktor, daß das Material, das die jetzt drüben verwerten, aus dem Werk entwendet ist. Eine genaue Antwort könnte ich nur geben, wenn ich wüßte, was für Material man dort hat. Das heißt, wenn ich die Schriftstücke selbst oder Kopien davon sähe.«
    Kampendonk ergriff jetzt das Wort. »Ich wäre schon etwas beruhigt, wenn ich wüßte, daß das entwendete Material nicht besonders wertvoll ist. Könnten Sie uns darüber irgendwelche Auskunft geben, Herr Doktor Fortuyn?«
    »Eine bestimmte Auskunft natürlich nicht, Herr Generaldirektor. Ich glaube jedoch kaum, daß besonders wertvolle Aufzeichnungen abhanden gekommen sein können; denn darüber verfüge ich allein. Immerhin, Sie wissen, daß auch weniger Wichtiges in den Händen eines sehr Tüchtigen wertvoll werden kann.«
    »Ah, gut«, fiel Kampendonk ein. »Herr Doktor Moran, darüber möchten wir gern Ihre Meinung hören. Ist Ihnen dieser Doktor Watson bekannt?«
    »Gewiß, Herr Generaldirektor. Persönlich sogar. Er gilt als sehr begabt, und Hopkins selber hält große Stücke auf ihn.« Ein Lächeln glitt über Morans Züge. »Mittelbar ergab sich daraus mein Zerwürfnis mit der ›United‹. Hopkins glaubte, meiner Dienste nicht mehr zu bedürfen. Schon damals hörte ich – allerdings nur gerüchtweise –, daß Hopkins Watson besondere Mittel zur Verfügung gestellt habe, um umfangreiche Vorstudien für die Herstellung einer neuen Isolationsmasse zu betreiben.«

»Dann ist die Sache ernst. Meine Herren, ich richte nochmals die Bitte an Sie, alle Sicherungsvorschriften genauestens befolgen zu lassen. Mit Ihnen, Herr Doktor Fortuyn, möchte ich in den nächsten Tagen über besondere Vorsichtsmaßregeln sprechen. Jedenfalls darf niemand Ihre Räume und diejenigen Doktor Morans betreten, der nicht dazu legitimiert ist. Auch nicht besuchsweise. Ich danke Ihnen, meine Herren!« —
    In seinem Arbeitszimmer hatte Fortuyn sofort eine Besprechung unter vier Augen mit Fräulein Dr. Gerland. »Ich habe«, schloß er, »keine Befürchtungen, daß man uns wirklich Wertvolles gestohlen hat ...« Das Eintreten Schappmanns unterbrach ihr Gespräch. Als der wieder gegangen war, fragte Fortuyn: »Wo ist denn Wittebold heute?«
    »Ein Verwandter von ihm in Berlin ist erkrankt. Ich hab’ ihn

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