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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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alten Onkel. Schlaganfall ... Ist aber, Gott sei Dank, nicht so schlimm, wie’s zuerst aussah! Aber Sie hatten wohl Geschäfte in Berlin?« fragte Witteboid.
    »Na, selbstverständlich! Es gibt ‘ne ganze Menge Geschäfte, die da ihre Büros haben. Ich war bei einer Firma Boffin. Sind Engländer. Wir beziehen von ihnen allerhand für die Kantine, besonders Fruchtkonserven. Tadellose Firma! Und preiswert! Es kommt ja alles aus erster Hand ...«
    »Brauchen Sie denn soviel von dem Zeug?«
    »Massenhaft! Und, wie gesagt, die Firma ist bedeutend billiger als die Konkurrenz.«

»Na, wissen Sie: billig und gut ist zweierlei.«

»Da sind Sie aber diesmal auf dem Holzwege! Mein Bruder ist verflucht vorsichtig. Wenn er da mal wieder irgend was Neues kriegt, läßt er sich ‘ne Analyse machen, wie man’s nennt. Das ist so ‘ne chemische Untersuchung, ob’s nicht gefälscht ist. Kriegt er ja im Werk billig gemacht!«
    Meyer erzählte das alles so harmlos-natürlich, daß Wittebold den geringen Verdacht, daß der Büfettier zu anderen Zwecken nach Berlin gefahren sei, mehr und mehr schwinden fühlte. Schade um die Fahrspesen! Teures Vergnügen! Die anderen Ausgaben dazu ... Ich muß mich bis zum Ende des Monats krumm legen!

Den zehnfachen Betrag hätte er gewiß darangewendet, hätte er sehen können, wie kurz nach Meyers Weggang auch Steve Hopkins aus der Tür von Boffins Büro trat. Der schwache Verdacht gegen Meyer und Boffin, der ihn zu dieser Reise veranlaßt, wäre dann wohl beinahe zur Gewißheit geworden. Daß der Präsident der United Chemical und Morris Boffin nicht in direkter Geschäftsverbindung standen, war klar. Irgend etwas anderes führte die beiden zusammen.
    »Nun – sind Sie fertig, Herr Boffin?«
    »Jawohl, Mister Hopkins! Wir können jetzt ungestört sprechen.« Der Agent huschte nervös von der einen Doppeltür zur anderen, schloß, probierte mehrere Male. »Jetzt sind wir sicher!«
    »Das ist ja eine sehr überraschende Nachricht. Ein Spion der MEA-Werke bei uns, der solche geheimen Dinge so schnell berichten kann!« Hopkins schlug wütend mit der Faust auf den Tisch. »Unglaublich das! Er muß über allerbeste Informationsquellen verfügen.«
    »Nun – Ihr Telegramm ist ja schon aufgegeben. Vielleicht nur noch ein paar Minuten, und man weiß Bescheid. Hoffentlich gelingt es daraufhin, den Burschen zu fassen!«
    »Wahrscheinlich werde ich morgen um diese Zeit wieder zu Ihnen kommen.« Hopkins reichte Boffin, der ihn zur Tür brachte, die Hand. »Scharf aufgepaßt, mein Lieber! Es geht um hohen Preis. Gewinnen wir das Spiel, wird das Kartengeld für Sie nicht gering sein!«
    Als Hopkins auf die Straße trat, blieb er eine Weile wartend stehen und sah sich nach allen Seiten um. »Ah, da kommt sie ja!« Er ging in Richtung der Halenseer Brücke weiter.
    Jetzt hatte ihn auch Juliette erkannt und eilte auf ihn zu. Äußerlich wie immer: das schöne Gesicht in Frohsinn und Laune strahlend. Wie immer der heitere, liebenswürdige Klang ihrer Stimme. Nur einen leisen Unterton kühler Zurückhaltung glaubte Hopkins zu spüren.
    Unbefangen hängte sie sich in seinen Ann. Hopkins zuckte bei der Berührung leicht zurück. Unwillkürlich warf er einen scheuen Blick um sich und begann dann stotternd: »Verzeihung, Liebste! Vielleicht nimmst du deinen Arm zurück? Natürlich fällt mir diese Bitte schwer. Aber – es widerspricht gewissen Abmachungen ...«
    »Aha!« Juliette lachte herzlich. »Hab’ längst begriffen! Spar deine Worte, Steve!«
    Dieser warf ihr einen mißtrauischen Seitenblick zu. Ihre Stimme klang so natürlich und offen, und doch wehte aus den Worten ein heimlicher Spott.

»Wann wirst du heiraten, Steve?« fragte Juliette unvermittelt. »Bevor die Wintersaison beginnt.«
    »Hm – du kannst froh sein, wenn du dein ...« Wieder lachte sie laut.
    Er unterbrach sie in gereiztem Ton. »Wenn ich Dolly in Sicherheit habe, meintest du wohl?«
    »Nun ja: Dolly – oder wie man’s sonst nennen mag!«

Er biß sich auf die Lippen. Wie unbedacht, daß er früher in launigem Scherz das Wort »Paket« gebraucht hatte. Juliette würde es nie vergessen – das wußte er.

»Und eure Flitterwochen? Wo werdet ihr die verbringen?«
    »Wir reisen zur Jagd zu einem meiner Freunde im schottischen Hochland. Auch Dolly ist ja eifrige Jägerin. Jedenfalls werden wir uns dann gefahrloser wiedersehen können – sei es in London, sei’s hier in Berlin ...«
    »Denn dann bist du deines Paketes sicher!«
    »Bitte,

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