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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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nicht diesen Ton! Ich hätte von deiner Einsicht erwartet, daß du begreifst, wie schwierig meine Lage augenblicklich ist. Schon wenn ich jetzt neben dir gehe, riskiere ich, daß irgendein Detektiv es beobachtet und weitermeldet.«
    »Du Ärmster! Dann will ich dich aber nicht der Gefahr aussetzen, erneut in Mißkredit zu kommen. Trennen wir uns doch hier!«
    »Wenn du es durchaus willst ...«
    »O gewiß, Steve! So angenehm mir deine Begleitung war.« Sie rief ein Auto an und reichte Hopkins die Hand.
    »Ehe ich fortfahre, werde ich dich noch einmal sprechen, Juliette. Auf Wiedersehn!«
    »Rotenfelser Straße 17!« rief Juliette dem Chauffeur zu.
    Der Wagen fuhr an.
    Unter Rotenfelser Straße 17 war im Adreßbuch der Name von Waldemar Hassenstein zu finden. Im ersten Impuls war es ihr über die Lippen gekommen. Übereilt, diese schroffe Trennung von Hopkins eben, gestand sie sich ärgerlich. Aber als der Wagen hielt, war ihre schlechte Laune verflogen.
    Sie klingelte im Hochparterre. »Herr Hassenstein zu Hause?« fragte sie die öffnende Wirtin.
    »Gewiß, Fräulein! Wen darf ich melden?«
    »Nicht nötig! Herr Hassenstein erwartet mich!«
    Waldemar lag auf einem Diwan, neben sich ein Tischchen mit Kaffee, Zigaretten und Kognak, und las in einem Magazin. »Na, Frau Weber?« fragte er, ohne sich umzugucken.
    »Ich bin’s, Waldemar!«
    »Du? Juliette? Großartig! Tadellos!« Er war aufgesprungen, küßte ihr die Hand und wollte ihr den Mantel abnehmen. Doch sie wehrte: »Nein – nein! Ich will nicht bleiben!«
    »Oh – oh! Bitte, liebste Juliette! Eben gekommen – schon wieder gehen? Das wäre mehr als grausam. Wenn Sie wüßten, wie ich mich freue!«
    Er nahm ihr, trotz ihres Widerstrebens, den Mantel ab und führte sie zu einem Sessel. »Und dieses schöne Frühlingshütchen ... so reizend es Ihnen steht, Juliette, Sie erlauben doch!« Mit raschem Griff hatte er es ihr abgezogen. »Entzückend! Das allerschönste Blondhaar! So voll, so echt ...
    Nicht hat hier Figaros färbende Kraft Aus Schwarz oder Braun das Goldblond geschafft –!«
    Juliette hielt sich lachend die Ohren zu. »Waldemar! Entsetzlich! Das durfte nicht kommen! Sie – ein Dichter? Ausgerechnet Sie?«
    »Dichten verrät den idealen Liebhaber!« Waldemar drückte einen Kuß auf ihr Haar – auf ihre Stirn ... Sie lachte leise vor sich hin. Da wurde er kühner und küßte sie auf den Mund – bis sie ihn energisch zurückdrängte. Hochatmend strich sie sich über die Lider. Sekundenlang kreuzte das Bild eines anderen Mannes ihr Auge. Dann sprang sie jäh auf.
    »Wie ist’s, Waldemar? Ich war in der Stadt. Dieser Staub, diese schlechte Luft! Ich bin abgespannt. Haben Sie nicht eine kleine Erfrischung hier?«
    »Aber natürlich! Entschuldigen Sie, liebe Juliette, daß ...« Er war an einen Wandschrank geeilt, der ein wohlassortiertes Lager von Likörflaschen barg und überlegte einen Augenblick. »Ah, jetzt weiß ich! Die Mischung, die Sie in Paris so liebten!« Er drehte sich um und sah sie mit einem langen Blick an. »Oder hat sich Ihr Geschmack verändert?«
    »Ja«, sagte sie gedehnt, »meine Zunge, mein Mund lieben ab und zu die Abwechslung. Aber immerhin – mixen Sie die Pariser Mischung, wenn Sie die noch kennen!«
    Waldemar bot ihr das Glas. »Auf das Wohl meines liebsten, schönsten Gastes!« Und wieder sah er sie mit seinen großen, dunklen Augen an.
    Juliette wollte dem Blick ausweichen – vermochte es nicht. Ihre Blicke tauchten ineinander – lange ... Mit Mühe zwang sie sich endlich, den Kopf zu wenden, hob mit leicht zitternder Hand ihr Glas und trank es leer.
    Dies Augenpaar ... nie glaubte sie ein schöneres gesehen zu haben. Ein unendlicher Reiz ging von diesen dunklen Sternen aus und verschönte das lange, ungleichmäßige Gesicht. Oft und oft hatte sie sich gefragt: Was findest du eigentlich an diesem jungenhaften, ewig törichten Menschen? Gewiß, er hatte gute Manieren, war äußerlich ein vollkommener Kavalier ... aber unsichere Existenz – mäßige Bildung – schwacher Geist ... eigentlich nichts, was sie auf die Dauer fesseln sollte. War sie aber mit ihm zusammen, verfiel sie immer wieder dem Bann dieser Augen. Ihre stumme Sprache, ihre verwirrende Macht berauschten, zwangen sie immer wieder, trotz aller inneren Abwehr. Und wenn er lachte – Waldemar lachte, trotz allem Mißgeschick, viel –, welch froher Glanz dann darin! Welch Zauber strahlte dann aus ihnen und riß alles mit sich, was ihr Blick traf ...
    Wie um

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