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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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hast du, Waldemar?«

Er beichtete stotternd. Sein ganzes Kapital bestand noch aus einem Fünfzigmarkschein.

»Oh«, sagte Juliette, »ich dachte doch ...«
    »Ja, auch der größte Geldsack kriegt mal ein Loch! Da heißt’s eben, das Loch wieder stopfen ... Leicht gesagt, aber schwer getan!«
    »Kannst du nicht irgend etwas unternehmen?« sagte Juliette leichthin.
    »Gewiß! Aber zu ‘nem Unternehmen gehört Betriebskapital, und das fehlt mir leider ...«
    »Nun, vielleicht sagst du mir, was du brauchst. Ich helfe dir selbstverständlich gern aus.«
    »Du mir aushelfen? Bist du so reich, Juliette?«
    »Reich nicht; aber was ich brauche, hab’ ich immer; und ein paar tausend Mark könnte ich schon mal entbehren. Wieviel wäre denn nötig?«
    »Viertausend Mark«, kam es zögernd aus Waldemars Munde.
    »Kannst du haben! Aber sag’ erst mal, was hast du vor?« »Was ich vorhabe? Ich möchte denselben Coup von neulich noch einmal machen. Und diesmal noch etwas besser!«
    »Du willst nach Paris? Mit dem Auto? Aber sagtest du nicht einmal, es sei verpfändet?«
    »Gewiß – aber das schadet ja nichts ... Das heißt, wenn man mich schnappte ... Aber damit rechne ich nicht.«
    »Und wann gedenkst du ...?«
    »Je eher, desto besser! Wenn ich das Geld heute noch haben könnte, würde ich morgen fahren.«
    »Gut, Waldemar! Ich gehe nach oben und schreibe dir einen Scheck. Und dann wollen wir den Tag noch einmal recht nett und vergnügt verbringen!«

Am nächsten Morgen – Juliette lag noch in tiefem Schlaf – rief Boffin sie an. Als sie zu ihm ins Büro kam, gab er ihr einen wichtigen Auftrag nach London. Mit Freude ging Juliette darauf ein. Wenn sie zurückkam, mochte Waldemar wohl auch aus Paris wieder da sein. —
    Gleich nach ihrer Rückkunft aus England rief sie bei Waldemars Wirtin an und hörte: »Nein – Herr Hassenstein ist noch nicht zurück.«
    Ein paar Tage vergingen in unruhvollem Warten. Dann hielt sie es nicht mehr aus. Sie erinnerte sich an ein Lokal, in dem ein paar Freunde Waldemars, die sie einmal flüchtig kennengelernt hatte, verkehrten, und fuhr dorthin.
    Das Lokal lag hoch im Norden. Die abgelegene Gegend, das häßliche Straßenbild, die grauen, eintönigen Häuserreihen – das alles verdüsterte ihre Gedanken. Mit einem gewissen Bangen trat sie in das Lokal. Im Billardzimmer traf sie Waldemars Bekannte, die sie geräuschvoll begrüßten. »Waldemar! ... Sie wissen noch nicht, gnädiges Fräulein –?« Die Worte überstürzten sich.
    Juliette fühlte das drohende Unheil. »Was ist mit ihm? So sagen Sie’s doch!«
    Die Antwort – leise, im Flüsterton – traf sie wie ein Donnerschlag. Waldemar war auf der Rückfahrt an der Grenze angehalten worden; sein Wagen samt Ladung beschlagnahmt. Nur mit halbem Ohr hörte sie die teilnehmenden Worte der anderen. Wie betäubt fuhr sie nach Hause.
    Schlaflos verbrachte sie die Nacht. Kein Gedanke in ihr an das verlorene Geld – nur die Sorge um Waldemar. Würden sie ihn dort verurteilen, oder würde er nach Deutschland ausgeliefert werden? Hohe Strafen standen auf derartige Geschäfte ... Tausend Gedanken in ihr, wie sie ihm helfen könne ... Ob sie sich an Boffin wenden, den um Rat fragen sollte? Sie wußte, der war mit allen Wassern gewaschen ...
    Der Tag war schon angebrochen, als sie endlich in einen unruhigen Schlummer fiel. In ihren Schlaf schrillte das Telefon. Übermüdet, verdrossen, wollte sie es überhören und drehte sich zur Seite. Doch das ließ nicht nach – schrillte mit kurzen Pausen immer wieder.

Ärgerlich richtete sie sich auf und ergriff den Hörer. Es war Boffins Stimme ... Etwas Wichtiges, besonders Interessantes mußte vorliegen – entnahm sie seinen Worten. Ihre verweinten Augen wurden klarer, als er ihr in vorsichtigen Andeutungen eine neue Beschäftigung in Aussicht stellte.
    Wenn Dr. Fortuyn früher einige Zeit lang den kranken Ter-linden nicht hatte besuchen können, kam mit Sicherheit ein telefonischer Anruf. Es war ihm aufgefallen, daß dies in letzter Zeit unterblieb. Und erschien er dann wieder in der Villa, so erwarteten ihn nicht mehr, wie sonst, freundschaftliche Vorwürfe über sein Wegbleiben. Im Gegenteil: der Kranke empfing ihn mit mürrischem Gesicht und legte eine solche Gleichgültigkeit an den Tag, daß der Gast stutzig wurde.
    Es war ihm klar, daß Clemens’ Gefühle für ihn sich gewandelt hatten. Um Klarheit zu gewinnen, wandte er sich eines Tages an Johanna. Schon bei seinen ersten Worten merkte er,

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