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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Professor Bauer von Ihnen Material hatte, und wie hat man es ihm gestohlen?«
    »Ich werde gleich morgen mit Doktor Wolff sprechen, Herr Generaldirektor. Der wird es wohl irgendwie an den Tag bringen.«
    »Ja, tun Sie das. Ich bin wirklich gespannt. Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, daß es mir manchmal direkt unheimlich wird. Die Last meines Amtes drückt mich oft schwer – fast zu schwer. Ich habe in der letzten Zeit schon hin und wieder daran gedacht, mich nach einer passenden Stütze umzusehen.« Er hob sein Glas und trank Fortuyn zu. »Wie würden Sie sich dazu stellen, Herr Fortuyn?« Der Generaldirektor strich seinen Bart, sprach betont: »Aller Wahrscheinlichkeit nach wird ja in nächster Zeit ein Direktorposten frei ... Würden Sie eventuell ein derartiges Amt übernehmen?«
    Fortuyn horchte auf. Kampendonks Worte trafen ihn so unvorbereitet, daß er einen Augenblick mit der Antwort zögerte.
    Der Generaldirektor schien dies falsch auszulegen. Er fügte hinzu: »Der Posten würde Sie natürlich nicht zu sehr in Anspruch nehmen; denn eine Störung in Ihren bisherigen Arbeiten soll selbstverständlich vermieden werden. Ich mache Ihnen dies Anerbieten auch nicht mit Rücksicht auf Ihre außergewöhnlich lange Unterhaltung mit Herrn Oboro«, setzte er mit feinem Lächeln hinzu. »Ich will da keine Fragen stellen, aber ich glaube wohl, das Richtige zu erraten?«

Fortuyn nickte lachend. »Irgendwelche Bedenken meinerseits, den Posten anzunehmen, bestehen natürlich nicht, Herr Generaldirektor. Im Gegenteil, ich kann Ihnen nicht wann genug danken, sehe ich doch jetzt die Möglichkeit, den anderen Traum der letzten Jahre verwirklichen zu können!«
    »Und der wäre?« fragte Kampendonk.
    »Nun, ich gebe mich ... in meinen Träumen ... mit dem bloßen Erfolg, nur die neue Kautschuksynthese zu schaffen, nie zufrieden. Träume vielmehr auch davon, später einmal selbst mit eigener Hand die Riesenorganisation aufzuziehen, die nötig wäre, um die Erfindung auszunutzen ... für das Werk ... für Europa.«
    Der Generaldirektor schaute ihn prüfend an. Er wußte, Fortuyn war eher bescheiden als großsprecherisch. Die Sicherheit aber, mit der er eben sprach, ließ ihn aufmerken. Er unterdrückte eine Frage, die sich ihm auf die Zunge drängte, und bemerkte nur, indem er Fortuyn zum Abschied die Hand reichte: »Ich wünschte wohl, es noch als Generaldirektor zu erleben, daß Fortuyn, der Organisator Fortuyn, den Erfinder ablöste.«
    Franz Meyer, der in diesem Augenblick die leeren Gläser wegnahm, wußte mit den letzten Worten Kampendonks leider sehr wenig anzufangen.

Boffin, das wußte er wohl, war ein Stückchen schlauer als er. Aber diese Tatsache gestand er sich nur ungern ein. Er wollte selbst versuchen, in die chaotischen Brocken, die er aufgeschnappt hatte, einen Sinn zu bringen, der seine Intelligenz bei Boffin ins rechte Licht setzte. So ging sein Brief erst mehrere Tage später ab. Aber auch dann noch, ohne daß es ihm gelungen war, einen Bericht zu geben, dessen Sinn er vollständig erfaßt hätte. Er kam um die unangenehme Konzession nicht herum.
    Was hätte er für Augen gemacht, wenn er Boffin beim Lesen dieses Briefes gesehen hätte! Gerade bei jenen letzten Worten Kampendonks geriet er in größte Erregung. Er schnaufte, prustete, und sein Klemmer machte unzählige Rutschpartien. »Wär’s möglich?« stieß er durch die Zähne. »Der Organisator soll bald den Erfinder ablösen? Die Sache ist also schon spruchreif! Wird’s jedenfalls bald werden! Jetzt heißt’s handeln!«
    Er nahm aus einem Schränkchen den bebilderten Prospekt eines Abzahlungsgeschäfts A. Hader, Berlin, tat ihn in ein Kuvert und machte ihn als Drucksache fertig – »an Herrn Büfettier Meyer«.
    Meyer fand am Morgen nach jenem Fest noch eine andere günstige Gelegenheit zu wichtigen Beobachtungen, über die er sofort an Boffin berichtete. Aus der Unterredung zweier Laboranten hatte er gehört, daß an diesem Vormittag die große Anlage Morans zum erstenmal voll arbeiten würde. Mit Geschick verstand er es, sich unbeobachtet auf dem Platz aufzuhalten. Alles war so mit der Beobachtung des Betriebes beschäftigt, daß sich keiner um den harmlosen Büfettier kümmerte. Und da gab es sehr interessante Dinge zu sehen.
    Auch Rudi Wendt, der zufällig, gerade als die Versuche begannen, dazu kam, wurde interessiert und gefesselt und folgte mit gespannter Aufmerksamkeit den Vorgängen und den Erklärungen Morans. Dabei bewegte dieser

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