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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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sein!«
    »Ach, Sie meinen: wegen der Explosionsgefahr? Das kann man ja mit der nötigen Vorsicht machen. Aber könnten Sie sich nicht vorstellen, daß man auf die Manier die Reaktion vielleicht durch spontane Hydrierung erzwingt?«
    Tilly schüttelte den Kopf. »Mit den Homologen der neuen Heptanreihe ...? Da geh’ ich lieber weg! Das erscheint mir mehr als riskant!«
    Rudi ging ruhig zu seinem Platz zurück. »Heptan?« brummte er vor sich hin. »Gibt wieder wenigstens vierzig Versuche.«
    Er setzte sich und warf ein paar Formeln aufs Papier und überlegte. Mit der Heptanreihe müßte es gehen, wenn man den anderen Katalysator nahm. Aber sollte er’s riskieren? Bei vorsichtigster Dosierung konnte schließlich nicht allzuviel passieren, allenfalls ein paar Glassplitter, mehr nicht.
    Die anderen außer Tilly, die, Rudis Ausarbeitung vor sich, an ihrem Platz festgeschmiedet schien, machten ihre Frühstückspause. Rudi saß da mit rotem Kopf. Seine Augen hingen an dem Glaszylinder ...
    Der Büfettier Meyer war gerade in das Laboratorium gekommen, fragte die anderen nach ihren Wünschen und rief Rudi von weitem zu: »Was belieben Sie, Herr Doktor Wendt?«
    Das war Rudis Glück. Er richtete sich auf, wandte sich zu Meyer um und wollte sagen: ›Eine Tasse Bouillon!‹ ... da tat es einen lauten Knall.
    Rudi sah plötzlich den gefüllten Korb Meyers am Boden liegen. Nach allen Seiten hin verstreute sich dessen Inhalt. Er staunte. Was war das? Kam der Knall daher? Da fühlte er eine warme Feuchtigkeit an seinem Hinterkopf herunterrieseln.
    Gleichzeitig war Tilly aufgesprungen, eilte zu ihm. »Rudi! Unglücksmensch! Was haben Sie angestellt?«
    Doch der hatte schon begriffen und sich zu seinem Tisch gewandt. Starrte, aufs höchste interessiert, in den heil gebliebenen Boden des Glases. Was war das? Was sah er da? Triumphierend hielt er Tilly das Bodenstück hin. »Etwas HeptanButadien gefällig, Tilly?«
    »Ach, lassen Sie die Dummheiten! Merken Sie denn nicht, daß Sie bluten?«
    »Ach was, Tilly! Die paar Kratzer fallen nicht weiter auf. Hier, meine Teure! Hier haben wir das Zeug! Glauben Sie, daß Doktor Fortuyn zufrieden sein wird? Ich sollte denken, mit diesem kleinen Kladderadatsch hätte ich ihm ein paar Wochen Arbeit erspart!«
    Tilly drückte jetzt Rudi auf seinen Stuhl nieder und wusch ihm mit einem nassen Schwamm den Kopf. »Müßte Ihnen ganz anders den Kopf waschen, Sie leichtsinniger Bruder! Ist wahrhaftig, Gott sei Dank, noch verhältnismäßig gut gegangen. Auf die paar Schrammen werde ich Ihnen nachher ein Heftpflaster kleben.«
    »Aber da!« Rudi lachte laut. »Gucken Sie doch mal, Tilly! Unser geschätzter Mitbürger Meyer, wie der sich seine Würstchen und Semmeln zusammenklaubt!«
    Meyer hatte die Scherben in den Korb gesammelt. Las jetzt die verstreuten Lebensmittel auf. Er warf Rudi einen ärgerlichen Blick zu, der den aber nicht im geringsten genierte.
    »Schlechte Nerven, Herr Meyer! Wie kommt das? Sie trinken wahrscheinlich zuwenig Bier – oder fahren zuviel nach Berlin. Ja, ja, Herr Meyer!« sprach Rudi, unbekümmert um die wütenden Blicke, die der andere ihm zuwarf, weiter. »Von nix kommt nix, Herr Meyer! Von nix kommt auch kein HeptanButadien, teure Tilly! Wenn Sie sich doch mal endlich überzeugen möchten!«
    Tilly wischte ihm noch einmal mit dem feuchten Schwamm über den Kopf, band ein weißes Tuch turbanartig darum. Lachend hielt ihm ein anderer Kollege einen Spiegel vor. Rudi warf einen Blick hinein. Machte dann ein zeremoniöses Gesicht, sagte auf sich deutend und dann auf Tilly: »Der Maharadscha und seine Lieblingsfrau!«
    Ein ziemlich derber Klaps von Tillys Hand schloß ihm den Mund. Alles drängte um Rudis Tisch, schaute interessiert auf die Glasscherben. »Wirklich, Heptan-Butadien, Rudi?« schrie es durcheinander.
    »Das werden wir gleich haben«, sagte Tilly und bereitete ein Reagens vor.
    Während sie eifrig arbeitete, verzehrte Rudi vergnügt sein Frühstück. »Na, Sie ungläubiger Thomas«, sagte er, den letzten Bissen in den Mund schiebend, »stimmt’s immer noch nicht?«
    Tilly richtete sich auf. »Scheint wahrhaftig Heptan-Butadien zu sein. Sie haben recht. Fortuyn wird zufrieden sein. Wenn ich Ihnen raten darf, setzen Sie sich a tempo auf die Hosen und suchen Sie einen Weg, daß die Reaktion weniger stürmisch verläuft! Denn die Methode an sich ist unbedingt richtig.«
    In diesem Augenblick trat Fortuyn in das Laboratorium. Rudis Turban leuchtete ihm schon von

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