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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Uhr. »In zwei Stunden geht mein Zug. Geben Sie mir, bitte, tausend Mark Vorschuß! Ich brauche das Geld dringend.«
    Boffin legte ihr den Betrag anstandslos auf den Tisch. »Abgemacht! Sie werden mir also an dem Morgen, an dem Sie in Berlin eintreffen, telegrafieren. Ich lasse alles vorbereiten, und die Sache wird dann noch in derselben Nacht steigen!«

Johanna wollte nach Berlin fahren, um im Auftrage ihres Mannes einige geschäftliche Dinge zu erledigen. Sie stand schon im D-Zug-Gang am Fenster und besah sich den lebhaften Umsteigeverkehr auf dem Hauptbahnhof Hannover.
    Eine junge Dame fiel ihr auf, die sich, von einem Gepäckträger begleitet, ihrem Wagen in großer Hast näherte. Die diskrete Eleganz ihrer Erscheinung, das hübsche, durch die Eile gerötete Gesicht fingen Johannas Blicke. Kaum war die Reisende eingestiegen, ruckte der Zug an. Als sich Johanna zu ihrem Abteil umwandte, ging die fremde Dame gerade an ihr vorbei. Johanna sah ihr nach, bis sie in einem andern Abteil des Wagens verschwand. ›Ein entzückendes Geschöpf!‹ dachte sie bei sich. Wer sie wohl sein mag?
    Eine Viertelstunde später ging Johanna zum Speisewagen. Dort sah sie die junge Dame von vorhin in den Armen eines jungen Mannes. ›Verliebte Leutchen!‹ dachte sie im stillen und betrachtete amüsiert die beiden, die sich immer wieder umarmten und küßten. An ihrem Tisch war noch ein Platz frei. Johanna ließ sich eine Tasse Tee geben. Während sie ein Journal durchblätterte, hörte sie den Namen »Fortuyn« fallen.
    Gespannt horchte sie auf das Gespräch der beiden, das auf englisch geführt wurde. Aus den Bruchstücken entnahm sie, daß die beiden auch nach Berlin wollten.
    Johanna überlegte, was sie wohl über Fortuyn zu sprechen hatten, und wie gar Fortuyn mit einem gewissen Boffin in Verbindung zu bringen wäre. Den Namen hatte sie noch nie gehört.
    Dann bewegte sich das Gespräch wieder um gleichgültige Dinge. Die beiden betrachteten die vorübergleitende Landschaft. Ein paarmal fragte der Herr seine Begleiterin nach besonderen Punkten, sah jedoch dabei auch Johanna fragend an, als ob sie vielleicht Auskunft geben könne.
    Johanna tat, als merke sie das nicht, und vertiefte sich immer wieder in ihre Zeitungen. Plötzlich stellte der Herr in englischer Sprache direkt eine Frage an Johanna.
    Johanna zuckte die Achseln, schüttelte den Kopf, sagte auf deutsch: »Verstehe leider nicht, mein Herr.«
    Der Angeredete zuckte nun seinerseits die Achseln und sah Johanna mit verständnislosem Lächeln an, bis seine Begleiterin ihm in englischer Sprache zurief: »Die Dame hat gesagt, sie verstünde dich nicht – sie verstünde kein Englisch!«
    Nach einer kleinen Gesprächspause sagte die Dame zu ihrem Begleiter: »Nun, Waldemar, erzähl noch ein bißchen von deinen französischen Erlebnissen! Wie war’s denn eigentlich in der Prison?«
    Johanna hörte mit Erstaunen, wie der Herr allerlei kleine, mehr oder weniger heitere Scherze aus einem französischen Gefängnis zum besten gab. Ein sonderbares Pärchen! Sie schielte verwundert auf ihre Nachbarin, die sich vor Lachen ausschütten wollte.
    »Da hast du nicht mal Gelegenheit gefunden, einen Spaziergang durch den Park von Saint-Cloud zu machen? Weißt du noch – die Katastrophe damals, wo du mit Dolly Farley und ich mit Steve Hopkins uns geradewegs in die Anne liefen? Das Gesicht dieser Dolly werde ich in meinem Leben nicht vergessen!«
    »Aber natürlich, Juliette. Das vergess’ ich auch so leicht nicht. Wo sind die beiden übrigens?«
    »Wahrscheinlich noch an der Riviera. Ich habe lange nichts von Hopkins gehört.«
    Johanna wurde innerlich immer unsicherer. Der Name »Hopkins« war ihr natürlich geläufig. Sie hatte auch gehört, daß er sich mit einer Dame namens Farley verlobt hätte. Was bestand für ein Zusammenhang zwischen diesen zweifelhaften Leuten neben ihr und den Engländern? Jetzt horchte sie aber doch auf. Wovon sprach so diese Dame Juliette?

»Ich glaube, daß er nicht so bald nach London zurückkehrt. Nicht allein seiner Dolly wegen, sondern dringender Geschäfte halber wird er wohl noch etwas länger auf dem Kontinent bleiben.«

»Ah, du meinst wohl damit diese Sache mit Fortuyn?«
    Das Zeitungsblatt in Johannas Hand begann zu zittern. Der Name »Fortuyn« aus dem Munde dieser Leute in Verbindung mit Hopkins ... Eine unbeschreibliche Erregung überkam sie; sie mußte alle ihre Selbstbeherrschung aufbieten, um äußerlich ruhig zu bleiben.
    »In gewisser

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