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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Beziehung ja. Die Sache mit Fortuyn hat natürlich für ihn das größte Interesse ... Obgleich ...« Juliette hielt ihm abwinkend die Hand entgegen. »Obgleich er selbstverständlich von unsrer Geschichte nichts weiß – auch nichts wissen darf!«
    Waldemar schnitt eine Grimasse. »Du meinst, das Stückchen sei selbst für einen Mann wie Hopkins etwas zu stark?«
    »Ja, das ist nun mal so«, meinte Juliette mißmutig. »Klappt’s ist’s gut. Geht’s schief, passiert was, heißt’s: ›Ja, wie konnten Sie auch so etwas ...?‹«
    »Ich weiß nicht, was bei der Sache eigentlich so – so bedenklich ist. Einen Mann ... zum Lachen zu bringen, ist doch schließlich nicht strafbar!«
    Juliette sprach zögernd: »Ich weiß ja mit diesem Zeug nicht Bescheid. Aber ich kann mir nicht denken, daß die Sache so ganz harmlos sein wird ... Na, das müssen die wissen!«
    Der Gong des Kellners rief zum Mittagessen. Die beiden bezahlten, standen auf und gingen hinaus. Auch Johanna stand auf, während neue Gäste erschienen, um ihre Plätze einzunehmen.
    In ihrem Abteil saß sie eine Weile wie betäubt von dem Gehörten da. Eine unbestimmte Ahnung in ihr ließ sie an irgendeine schwarze Tat denken. Und doch –: diese beiden Leute Verbrecher? Sahen die wie Verbrecher aus? Nein, unmöglich! Sie hatte hinreichend Gelegenheit gehabt, das Gesicht des jungen Mannes zu studieren. Hübsche, offene Züge. Nichts darin deutete auf einen Verbrecher. Aber hatte er nicht von seinen Erlebnissen in einem französischen Gefängnis erzählt?
    Sie stand vor einem Rätsel und versuchte vergeblich, sich ein klares Bild dieses Menschen zu machen. Seine Gesichtsbildung, seine ganze Redeweise ließen wohl auf einen schwachen Charakter schließen, aber nicht auf einen Verbrecher.
    Seine Begleiterin? Dieses natürliche, frische Geschöpf, dessen Eleganz und Schönheit ihr, wenn nötig, Anbeter in Hülle und Fülle verschafften – sie eine Verbrecherin? Niemals!
    Sie schalt sich selbst überängstlich, nervös und suchte sich zu beruhigen. Doch es gelang ihr nicht ganz. Warum nannten sie Fortuyns Namen? Wäre das nicht gewesen, wäre sie wohl allmählich zur Ruhe gekommen. Doch der Name des Geliebten aus dem Munde dieser fremden, zweifelhaften Menschen? —
    Um halb sieben traf der Zug fahrplanmäßig in Berlin ein. Schon beim langsamen Einfahren hatten zwei Herren von draußen dem jungen Paar, das am Fenster stand, zugewinkt. Auf dem Bahnhof setzte sofort eine lebhafte Bewillkommnung ein. Der Herr wurde besonders freudig begrüßt.
    Johanna folgte der Gruppe unauffällig durch die Sperre. In dem Lärm und Gedränge konnte sie nur wenige Worte von der an sich reichlich lauten Unterhaltung verstehen. Unten am Ausgang blieb das Paar mit einem der Herren vor einem Auto stehen. Johanna sah sich um und tat, als ob sie auf jemanden wartete, der sie abholen sollte. Dabei hörte sie, wie der Fremde mit etwas lauter Stimme sagte: »Also morgen vormittag, Waldemar, erfährst du noch Einzelheiten und erhältst das Zeug. Wir treffen uns um elf bei Schlicker.«
    »Wo ist das?« fragte Waldemar.
    »‘n kleines Restaurant in der Schlüterstraße am Kurfürstendamm, ich frühstücke da gelegentlich.«
    »O. k., bis morgen!« Waldemar und Juliette verabschiedeten sich und fuhren fort. Johanna ging in Gedanken versunken dem Kurfürstendamm zu.
    Ein plötzlicher Regen setzte ein. Sie blieb vor einem Schaufenster stehen. Eine Ausstellung von Regenmänteln in, der Auslage brachte sie auf einen Gedanken. Sie trat in das Geschäft ein und wählte sich einen einfachen Mantel mit dazugehöriger Kappe und ließ die gekauften Stücke in das Hotel schicken, wo sie schon von Köln aus ein Zimmer bestellt hatte.
    Trotz des rieselnden Regens ging sie weiter zu Fuß, und trotz aller Beschwichtigungsversuche wurde die innere Unruhe in ihr immer größer. Die Gesichter der beiden Leute auf dem Bahnhof hatten ihr wenig gefallen. Immer wieder tauchte der Gedanke in ihr auf, zu einem Postamt zu gehen und nach Langenau zu telefonieren. Doch immer wieder scheute sie davor zurück. Was sollte sie Fortuyn sagen? Ihn warnen vor einer Gefahr? Vor welcher Gefahr? Und wenn keine Gefahr da, wenn alles nur Einbildung war – wie würde sie dann vor sich selber, vor Fortuyn dastehen wegen ihrer kindischen Angst?

Während sie so noch mit sich selbst uneins war, fiel ihr Auge auf ein Schild ›Postamt‹. Unwillkürlich trat sie hinein und meldete ein dringendes Gespräch nach Langenau an. Sie

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