Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
Waschbecken wieder und immer wieder die Hände, bis die sonderbare Beute auf der Heizung so weit trocken geworden war, daß er sie in ein Zeitungsblatt legen und einstecken konnte.
    Als am Abend dieses Tages bei Schappmann alles schlief, saß Wittebold an seinem Tisch und hatte jene harmlose Drucksache vor sich, die er unter so wunderlichen Umständen in seinen Besitz gebracht hatte. Wohl die meisten dieser umfangreichen Offerten von Abzahlungsgeschäften verschwinden in ähnlicher Weise auf Nimmerwiedersehn. Dieser hier, die auch der Büfettier Meyer schon mit besonderer Sorgfalt behandelt hatte, schien ein interessanteres Schicksal bevorzustehen. Für alle Fälle standen verschiedene Gläschen mit allerlei Mixturen auf dem Tisch.
    »Nun«, murmelte Wittebold vor sich hin, »ich denke, die Kerze wird das Geheimnis enthüllen, wenn hier wirklich eins verborgen ist!«
    Die umfangreiche Offerte zeigte neben den Abbildungen, Namen und Preisen, wie üblich, viele weiße unbedruckte Stellen größerer und kleinerer Art. Wittebold begann jetzt Blatt für Blatt mit den weißen Stellen an die Kerzenflamme zu bringen. War nach einer Weile das Papier heiß geworden, heftete sich sein Auge scharf auf diese Stelle.
    Die ersten beiden Seiten verrieten nichts. Auf der dritten Seite, wo eine Korbmöbelgruppe abgebildet war, zeigten sich beim Halten über die Flamme nach der Erwärmung auf unbedruckten Stellen blaue Schriftzüge.
    Ehe sich Wittebold daranmachte, die Schrift zu entziffern, legte er sich, befriedigt über seinen vorläufigen Erfolg, in seinen Stuhl zurück und zündete sich die Pfeife an. Dachte dabei im stillen: Der Absender hat mit Kobaltchlorür geschrieben ... Es war doch dumm von Meyer, so viele Streichhölzer anzuzünden. Hätte er sich eine Kerze besorgt, würde ich nicht auf ihn aufmerksam geworden sein. Aber zwei Dutzend Streichhölzer hintereinander – wenn das nicht auffällt, an solchem Orte?
    Schmunzelnd betrachtete er den Umschlag. »Wieder ein Fehler«, brummte er, »der nicht hätte passieren dürfen! Der Poststempel zeigt Berlin W; die Firma wohnt Neukölln. Es ist doch kaum anzunehmen, daß sie ihre Drucksachen erst nach Berlin W befördert und da der Post übergibt ...«
    Seine Hand fuhr prüfend über die Adresse. Diese war nicht direkt auf den Umschlag geschrieben, sondern, wie es große Firmen wohl häufig machen, auf einen weißen Klebezettel. Er nahm einen feuchten Schwamm, legte ihn über die aufgeklebte Adresse und schob das Kuvert beiseite.
    Dann nahm er die Offerte wieder zur Hand. Die blauen Schriftzeichen waren spurlos verschwunden; doch sobald er das Papier über der Kerzenflamme erwärmte, kamen sie wieder zum Vorschein. Mit der Linken hielt er jetzt die Stelle mit den Korbmöbelbildern an die Flamme; mit der Rechten schrieb er die Buchstaben, wie sie nacheinander wieder sichtbar wurden, auf ein Blatt Papier. Zeichen reihte sich an Zeichen, bis endlich das erste Wort gefunden schien. »Die« hieß es.
    Eine weitere Erwärmung dieser Stellen ergab nichts. Langsam ließ er die nächsten weißen Partien an der Flamme vorübergleiten. Am unteren Rand, zwischen den Beinen eines Tischchens, erschienen wieder blaue Flecken, doch sehr undeutlich. Hier war das Wasser hingekommen. Die Schriftzüge waren teilweise stark verwischt. Das Wort fing jedenfalls mit »Sac« an, und da war es nicht allzu schwer, sich den Rest zu ergänzen. »Die Sac« mußte aller Wahrscheinlichkeit nach »Die Sache« heißen.
    Die nächste Seite zeigte schon am oberen Rand Schriftzüge. Deutlich war zu lesen »wird«. Etwas weiter darunter ergab eine weiße Stelle »sofort«. Der untere Rand lieferte nur blaue, kaum noch entzifferbare Flecken, da hier das Wasser gewirkt hatte. Aber nach dem Sinn des Ganzen und den ungefähren Schriftzügen mußte es »gemacht« heißen. Der Rest des Papieres lieferte keine Zeichen mehr, enthielt auch keine Spur vom Absender.
    »Schade!« brummte Wittebold. »Vielleicht gibt der Briefumschlag einen Fingerzeig.«
    Er nahm den Schwamm von dem Kuvert. Die aufgeklebte Adresse »Herrn Büfettier Franz Meyer, MEA-Werke Langenau« war so weit erweicht, daß sie sich unschwer abziehen ließ.
    »Ah!« Wittebolds Blick stürzte sich auf die Stelle, wo die Adresse geklebt hatte. »Wieder flüchtig gearbeitet, der Herr! Der alte Zettel, der hier klebte, ging ihm nicht schnell genug ab. Statt einen Schwamm zu nehmen, hat er versucht, die Adresse mit dem Messer abzukratzen, aber nur mit halbem

Weitere Kostenlose Bücher