Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
und bat ihn, auch für sie einen Flugplatz in dieser Maschine nach Hannover buchen zu lassen.

Es war ein glücklicher Tag für Fortuyn gewesen. Am Morgen war Kampendonk zu ihm in sein Arbeitszimmer gekommen. Nach einigen Fragen über den Stand seiner Arbeiten sagte der Generaldirektor: »Soweit ich im Bilde bin, Herr Doktor, dürfte der Verwirklichung meiner Idee, Sie auf den freiwerdenden Direktorposten zu bringen, nichts im Wege stehen. Die Stimmung gegen Düsterloh ist derartig, daß von seinem Verbleiben im Werk keine Rede sein kann. Ich möchte Ihnen schon mitteilen, daß man Sie auffordern wird, bereits an der morgigen Direktionssitzung teilzunehmen. Von gewisser Seite wurden zwar dagegen Bedenken geäußert – in dieser Sitzung soll der Plan einer Großfabrikation nach dem Moranschen Verfahren besprochen werden – aber ich habe zu Ihrer Objektivität volles Zutrauen und werde, wie gesagt, veranlassen, daß Ihnen eine Einladung zugeht.«
    »Ah ... Verzeihung, Herr Generaldirektor!« Fortuyn stockte einen Augenblick. »Ich möchte Sie bitten, von meiner Teilnahme an dieser Sitzung abzusehen.«

Kampendonk machte ein erstauntes Gesicht und wollte fragen – da ging Fortuyn zu seinem Schreibtisch, nahm Rudis Arbeit und überreichte sie Kampendonk. »Hier, Herr Generaldirektor, finden Sie meine Ansicht über die eventuelle Aufnahme der Großfabrikation nach der Moranschen Methode in ganz vorzüglicher Weise niedergelegt. Das heißt«, – ein Zug von Humor huschte über sein Gesicht – »dieses hier ist nicht mein Elaborat, sondern die Arbeit eines meiner Assistenten, eines Doktor Wendt. Vielleicht erinnern Sie sich dieses Namens, Herr Generaldirektor? Sein Vater ist Mitbesitzer der chemischen Fabrik Wendt & Co.«

Kampendonk nickte. »Ich erinnere mich.«

Und dann erzählte Fortuyn, wie Rudi den wunden Punkt in der Arbeit Morans instinktiv erkannt und dann privatim seine Meinung zu Papier gebracht hätte. Daß aber nicht er selbst, sondern seine Assistentin Dr. Gerland ihm diese Arbeit zur Begutachtung gegeben hätte.
    »Und Ihre Meinung ist –?«
    »Meine Meinung, Herr Generaldirektor, deckt sich vollkommen mit der in dieser Arbeit vertretenen: daß eine Großfabrikation auf Grund der bisherigen Moralischen Laboratoriumsfabrikation – zur Zeit wenigstens – unmöglich ist.«
    »Ah!« Kampendonk blätterte das Schriftstück durch. »Das wäre allerdings eine unangenehme ...« Er suchte nach einem Wort. »... sagen wir: Überraschung!« Es war ersichtlich, daß er das andere, was ihm auf der Zunge lag, unterdrückte.
    Er wollte gehen, da sagte Fortuyn: »Ich erlaube mir, Ihnen vorzuschlagen, diese Arbeit alsbald vervielfältigen zu lassen und an die Herren, die an der Sitzung teilnehmen, zu verteilen. Es würde mich natürlich lebhaft interessieren, die verschiedenen Meinungen von Freund und Feind zu hören. Aber ich möchte nicht den Anschein erwecken, als sei dies alles« – er deutete auf das Schriftstück – »auf meine Veranlassung geschehen und als läge mir daran, das Moransche Verfahren zu diskreditieren.«
    Als Kampendonk ihn verlassen, nahm Fortuyn die durch den Besuch des Generaldirektors unterbrochene Arbeit wieder auf. Vielleicht durch Rudis Husarenstückchen angespornt, hatten auch andere Assistenten besonderes Glück bei ihren Arbeiten entwickelt. Eine Reihe günstiger Umstände gestattete ihm heute schon Kombinationen, die erst später zu erwartende Resultate in greifbare Nähe rückten. So war er schon seit gestern beschäftigt, teilweise mit Tillys Hilfe, die Gewinnung der letzten Versuchsreihen auszuwerten.
    Als Tilly ihn nach Beendigung der Bürozeit noch über Stößen von Material beschäftigt sah, erbot sie sich bereitwillig, ihm behilflich zu sein. Entdeckerfreude, wissenschaftlicher Ehrgeiz hatten sie jetzt mehr als je ergriffen.

»Dann müßten Sie, mein liebes Fräulein Tilly, schon mit mir nach Hause kommen. Ich habe einen großen Teil des Materials dort, und eine endgültige Zusammenstellung kann ich leider hier nicht machen. Haben Sie Lust dazu?« fragte er mit leichtem Lächeln. »Meine Wirtschafterin würde für eine kleine Stärkung sorgen.«
    »Gewiß – gern, Herr Fortuyn! Ich muß sagen, ich brenne darauf, das Schlußergebnis zu sehen. Wenn wir weiter so schnell vorwärts kämen, dann ...«
    »Ja, Fräulein Tilly, wenn – wenn –! Sie wissen ebensogut wie ich, daß das leider nicht der Fall sein wird. Das achte Kohlenstoffatom anzureihen, wird selbst mit Wendtschen

Weitere Kostenlose Bücher