Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
Wichtigste!« fiel ihr Fortuyn ins Wort: »Wir haben die richtige Kopulationsfrequenz!«
    »Gott sei Dank – wir haben sie!« fügte Tilly hinzu. »Wenn ich noch an unsre endlosen Versuche denke, wo uns aus den Molekülen vorn ein Kohlenstoffatom abgeschleudert wurde, während wir uns mühten, hinten eins anschwingen zu lassen! Die Höhe haben wir erreicht. Das Ziel liegt zwar nicht greifbar vor uns, aber der Weg ist offen.«
    »... wenn auch noch weit«, vollendete Fortuyn. »Und es soll nicht eher ein Wort von meinen Lippen kommen, bis wir nicht tatsächlich den letzten Schritt getan haben.«
    Fortuyn füllte zwei Gläser mit Wein und stieß mit Tilly an. »Meinem besten Mitarbeiter!«
    Einen Augenblick zitterte das Glas in Tillys Hand. Dann hob sie es schnell an ihre Lippen, stürzte es in einem Zuge hinunter.
    »Nun Schluß für heut!« Fortuyn sah mit bedenklichem Gesicht nach der Uhr. »Ist doch sehr spät geworden. Da darf ich Sie nicht allein gehen lassen. Ich werde Sie nach Ihrem Hause begleiten.«
    Als er sich auf dem Rückweg wieder seiner Wohnung näherte, sah er einen Mann vor sich hergehen, der ihm bekannt schien. Als er näher kam, erkannte er Wittebold.
    »Wohin so spät, Herr Wittebold?«
    Der drehte sich bei dem Anruf hastig um. »Guten Abend, Herr Doktor Fortuyn! Kommen Sie erst jetzt nach Hause? Ich sah doch vorhin Licht bei Ihnen.«
    »Ich war auch den ganzen Abend auf meinem Zimmer. Habe nur Fräulein Gerland nach Hause gebracht, die mit mir gearbeitet hat. Aber warum interessiert Sie ...?«
    Fortuyn glaubte so einen gewissen Ton in Wittebolds Worten gehört zu haben, der ihn aufmerken ließ. »Ja! Ich bekam unwillkürlich einen kleinen Schreck, als ich Sie eben so plötzlich neben mir sah, und ... wußte doch, daß da oben Licht war.«
    »Nun aber, Herr Wittebold! Sie glaubten doch nicht etwa, da oben wären fremde, ungebetene Gäste?«
    »Was weiß ich, was ich dachte? War mir den ganzen Abend so unbehaglich zumute.« Er sah nach dem trüben Nachthimmel. »Vielleicht gibt’s anderes Wetter. Na, kurz und gut: Ich fühlte mich nicht recht wohl zu Hause. Dachte: Gehst ein bißchen raus an die Luft!«
    »Hat aber auch nicht viel geholfen!« sagte Fortuyn lachend. »Sehen ja Gespenster!« Er deutete nach seiner Wohnung.
    »Gespenster?« knurrte Wittebold. »Gespenster sind’s gerade nicht. Sah in den letzten Tagen ein paarmal Gesichter hier, in der Gegend, die mir wenig gefallen wollten und absolut keine Gespenster waren.«
    Sie waren durch die Nebenstraße in Fortuyns Haus gekommen und konnten so das hellerleuchtete Arbeitszimmer, das nach hinten lag, gut sehen. Das sonderbare Wesen Wittebolds fiel Fortuyn nachgerade auf die Nerven. Er dachte im stillen: ›Das wäre nun gerade das Tollste, was passieren könnte, wenn ausgerechnet heute einer mir einen nächtlichen Besuch abstatten würde!‹
    Unruhig geworden, verabschiedete er sich von Wittebold und stieg zu seiner Wohnung hinauf. Als er in sein Zimmer trat und alles so daliegen fand, wie er es verlassen, atmete er wieder leichter. Er legte die Schriftstücke zusammen und trug sie in sein Schlafzimmer. ›Besser ist besser!‹ dachte er dabei. Hier soll mir keiner rankommen!
    Er sah nach der Uhr. Die elfte Stunde nahte heran ... Zu Bett gehen? Er fühlte, es klang noch zuviel in ihm nach. Der Schlaf würde doch nicht gleich kommen. Er streckte sich auf der Couch aus und versank in Nachdenken. Ab und zu glitt sein Blick zu dem Bild an seiner Seite. Wo mochte Johanna jetzt sein? Die Mitternachtstunde schlug, als er aufstand und sich in seinem Schlafzimmer zur Ruhe begab. —
    Auch Wittebold machte sich bereit, zu Bett zu gehen. Er begann sich auszukleiden, hielt dann aber inne, warf sich halb angezogen auf sein Bett.
    ›Was hatte – was hatte der verdammte Kerl in den letzten Tagen da immer ‘rumzuschmökern?‹ dachte er im Halbschlaf. Sein Ohr glaubte noch undeutlich das Knattern eines Motorwagens vorn auf der Straße zu hören. Der schien kurz zu bremsen und gleich wieder anzufahren ... Dann schlief Wittebold ein.


    Aus dem Wagen war, während der bremste, ein Mann gesprungen, der jetzt schnell um die Ecke bog und auf Fortuyns Haus zuging. Der Mann trug in der Rechten ein schweres Gepäckstück. Der Wagen hatte das Haus bereits vor ihm passiert, wobei der Chauffeur dreimal stark hupte.
    Als der Fremde jetzt an Fortuyns Haus gekommen war, drückte er den Türgriff nieder. Die Tür war unverschlossen, ging auf. Er trat in den Hausflur.

Weitere Kostenlose Bücher