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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Eine elektrische Birne flammte eine Sekunde auf.
    Im Flur stand ein Mann, der den Ankömmling kurz begrüßte und mit sich in ein dunkles Zimmer der Parterrewohnung zog. »Legen Sie Ihre Sachen hier ab!« sagte er mit gedämpfter Stimme.
    Der Angekommene tat, wie ihm gesagt, und wandte sich dann zu dem ersten: »Mein Name ist Erwin Rothe – gestatten Sie.«
    Der andere erwiderte kurz: »Feldmann« und fragte: »Was haben Sie denn da noch mitgebracht?«
    »Werden Sie gleich sehen«, sagte Rothe und zog ein Paar Gummihandschuhe an.
    »Wozu das?« fragte Feldmann.
    »Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Die Polente vom Alex hat mich schon im Album. Sie hätten auch besser getan, sich ein Paar Handschuhe mitzubringen. Oder sind Sie noch nicht drin?«
    Feldmann schüttelte den Kopf.
    »Besser ist besser!« knurrte Rothe und machte die Tasche auf. Er zog daraus ein paar glänzende stählerne Werkzeuge, legte sie beiseite und holte dann eine bauchige Stahlflasche hervor. »Ihre Freunde haben mir das noch mitgegeben«, sagte er. »Sie sollten’s hinter dem Lachgas herschicken.«
    »Was ist das nun wieder?« brummte Feldmann. »Das Lachgas, das ich habe, reicht vollkommen. Der Teufel soll die holen, wenn sie mich in die Bredouille bringen!«

»Die meinten, das Lachgas würde nicht langen, wenn der vielleicht die Tür zu seinem Wohnzimmer auf hat. Deshalb sollen Sie das hier noch dazunehmen. Ihr Freund Karl hat auch gesagt, wie es heißt. Hab’s vergessen. Es war so was von – von Neo...stick ... weiß nicht mehr. Mir wollte es auch zuerst nicht passen. Es ist doch abgemacht, daß dem da oben nichts passieren darf. So was macht Erwin Rothe nicht. Aber die haben mir hoch und heilig geschworen, die Sache wäre ganz harmlos.«
    Feldmann murrte unzufrieden vor sich hin. »Paßt mir gar nicht, die Sache – aber meinethalben!« Er sah nach der Uhr. »Das Licht ging vor einer halben Stunde aus. Zu Bett liegt er. Denke, er wird eingeschlafen sein. Wir wollen anfangen.«
    Sie gingen in das Nebenzimmer, dessen Fenster mit Decken dicht verhängt waren.
    Feldmann deutete nach oben. Aus einem Loch in der Zimmerdecke dicht neben der Wand ragte ein handlanges Stück Glasrohr. »Mündet gerade unter seinem Bett!« Er stieg auf den Tisch und schob einen langen Gummischlauch, dessen anderes Ende zu zwei Stahlflaschen führte, an das Rohr. Vorsichtig drehte er ein Ventil ein wenig auf. Ein leichtes Zischen und Rauschen wurde hörbar.
    »Kommen Sie mit rüber! Wir haben Zeit!« Feldmann ging mit Rothe in das verdunkelte Zimmer. Jeder zündete sich eine Zigarette an. »Die beiden Zylinder hätten vollständig gereicht«, betonte Feldmann noch einmal. »In einer halben Stunde sind sie leer. Dann werden wir ruhig riskieren können, nach oben zu gehen. Haben Sie denn gutes Werkzeug hier?«
    Rothe lachte leise. »Ist doch ‘ne einfache Holztür, wie mir gesagt wurde. Die will ich bald aufhaben! Wenn da wirklich ein starkes Kunstschloß dran ist, sägen wir es einfach raus.«
    Beide sprachen nur wenig miteinander. Ab und zu ging Feldmann in das Nebenzimmer und sah nach den Manometern an den Stahlflaschen. Nach einer Weile meinte Rothe: »Wissen Sie denn mit den Papieren Bescheid, die wir da oben mitnehmen sollen?«
    »Ja!« antwortete Feldmann kurz. Im Halbdämmer des Zimmers konnte Rothe nicht sehen, wie ein dunkler Schatten über Feldmanns Gesicht ging, wie ein bitteres ironisches Lächeln seinen Mund verzerrte. Es war gewiß kein alltäglicher Weg: vom Provisor über den Koksschieber bis zum Komplicen eines Einbrechers ...
    Nach einer Weile prüfte Feldmann wieder die Flaschen. »Sie sind ziemlich leer. Bringen Sie ihren Ballon hier rein!« Einen Augenblick noch stand er zögernd, als könne er sich nicht entschließen. »Verfluchter Kram! Sie können sich nicht mehr erinnern, wie die das nannten?«
    Rothe schüttelte den Kopf. »Neo...stick...oxyd – oder so was.«
    »Neostickoxydul?« murmelte Feldmann vor sich hin. »Kenne das Zeug nicht. Aber Stickstoffoxydul ist ja das andere Zeug – also wird’s irgendeine ähnliche Verbindung sein, die nicht schlimmer ist, nur vielleicht stärker wirkt ... Na, denn mal los!«
    Er schloß die Flasche an. Der Ballon begann auszuzischen. Wieder gingen beide in das dunkle Zimmer zurück, da drang das Klingeln einer Schelle von obenher zu ihnen.
    Einen Augenblick saßen beide wie erstarrt. Was war das? Telefon – nein – der Klang war dunkler gewesen als der einer Telefonglocke. Mit ein paar

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