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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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dafür zu bringen ... gegebenenfalls mein Verfahren entsprechend zu ergänzen.«
    Kampendonk machte ein wenig erfreutes Gesicht und sagte kurz: »Wir werden in den nächsten Tagen dazu Stellung nehmen und Sie benachrichtigen, Herr Doktor.«
    Als Moran gegangen war, erklärte Kampendonk: »Den zweiten Punkt der Tagesordnung, die Bestellung eines neuen Direktors für den ausgeschiedenen Herrn Düsterloh, möchte ich mit Rücksicht auf die Erkrankung Herrn Doktor Fortuyns absetzen.«
    Kaum war die Versammlung geschlossen, als der Generaldirektor ans Telefon gerufen wurde. Der Arzt des Krankenhauses teilte mit, daß sich Fortuyns Befinden weiter gebessert habe; die Lähmung der Glieder sei gewichen, der Patient außer Gefahr.
    Kampendonk nahm seinen Hut. Er wollte zur Villa Terlinden, um Johanna einen Besuch zu machen. Als er an Fortuyns Laboratorium vorbeikam, fiel ihm etwas ein. Er trat hinein und fragte nach Fräulein Dr. Gerland.
    Sie saß in Fortuyns Büro. Wittebold stand neben ihr und erzählte von der Nacht.
    »Ich bin natürlich auch schon ein paarmal vernommen worden. Besonders Dr. Wolff setzte mir wegen meines nächtlichen Spazierganges eklig mit Fragen zu. Ich mußte mich drehen und winden, um ihn nicht hinter meine Karten sehen zu lassen. Unsere gute Polizei begnügte sich mit meiner Erklärung, ich hätte noch einmal so spät weggehen müssen, um einen Brief in den Kasten zu werfen.«
    In diesem Augenblick trat Kampendonk ein. Tilly gab Wittebold eine Mappe. »Bringen Sie diese Sachen gleich zur Registratur, Herr Wittebold!«
    Bei der Nennung des Namens wandte sich der Generaldirektor an Wirtebold: »Sie sind also der Mann, der in der letzten Nacht so rechtzeitig zur Stelle war?« Kampendonk stellte noch einige Fragen und entließ dann den Bürodiener mit ein paar freundlichen Worten.
    »Ich wollte Ihnen die Mitteilung machen, Fräulein Gerland, daß es Herrn Fortuyn bedeutend besser geht. Sie können also damit rechnen, daß Sie von seiner Vertretung bald entbunden werden.« Während Kampendonk sprach, fiel sein Blick auf eine offene Mappe, in der Bauzeichnungen lagen. »Womit beschäftigen Sie sich denn da?« forschte er erstaunt.
    Tilly errötete. »Herr Doktor Fortuyn zeigte immer besonderes Interesse für die eventuellen fabrikatorischen Anlagen ... für den Fall, daß sein Verfahren laboratoriumsmäßig abgeschlossen wird ...«
    Der Generaldirektor fiel ihr interessiert ins Wort: »Und da entwirft man hier schon Bauzeichnungen? Ich weiß im Augenblick nicht, was ich dazu sagen soll ... Entweder hat man hier – ich will mal sagen – der Wirklichkeit weit vorauseilende Träume, oder Herr Doktor Fortuyn muß ...« Er sah in Tillys verlegenes Gesicht. »Doch darüber werde ich mit ihm selber sprechen, wenn er wiederkommt.«
    Als Tilly den hohen Chef durch den Laboratoriumssaal begleitete, blieb er bei dem Arbeitstisch Dr. Wendts stehen und gab ihm die Hand. »Kommen Sie, bitte, morgen früh zu mir! Ich habe mit Ihnen über Ihre interessante Arbeit zu sprechen.« Er verließ das Laboratorium.
    »Na, Rudi! Auf wieviel Gehaltszulage rechnen Sie denn?« fragte Tilly scherzend.
    Rudi stellte sich in Positur. »Ich hörte von einem freiwerdenden Direktorposten sprechen. Vielleicht ...«
    »Da scheine ich ja was Schönes angerichtet zu haben!« rief Tilly. »Wenn Sie an Größenwahn sterben, bin ich noch daran schuld!« —
    Auf seinem Weg dachte der Generaldirektor Kampendonk immerfort an die Baupläne in Fortuyns Arbeitszimmer. Als er die Villa Terlinden betrat, war er jedenfalls in glänzender Laune ... trotz allem, was geschehen war.

»Was willst du denn schon wieder in Berlin?« fragte der Kantinier Richard Meyer seinen Bruder Franz. »Die Bestellung kannst du ebensogut schriftlich machen!«
    Franz murmelte ein paar undeutliche Worte vor sich hin. »... Da ist doch auch noch diese alte Differenz in der Rechnung vom Dezember«, sagte er nach einigem Überlegen. »Die muß endlich aus der Welt. Ist schon besser, ich fahre selbst zu Boffin.«
    Sein Bruder knurrte einige wenig schmeichelhafte Worte, wie »unnötig Geld ausgeben ... in Berlin rumtreiben ...«, und ließ ihn stehen.
    Schon als Franz Meyer zum Bahnhof ging, schaute er sich häufig um. Es war ihm seit einiger Zeit immer, als folge ihm ein Schatten. In Berlin nahm er nicht den direkten Weg zu Boffin, sondern raste erst durch verschiedene Warenhäuser, um eventuelle Verfolger abzuschütteln. Als er in Boffins Büro kam, empfing ihn der mit saurem

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