Kavaliersdelikt-Liebe ist universell
Leandro nicht tun. Aber vielleicht an den nicht vorhandenen Busen?
Oh verdammt, sollte er sich vorsichtshalber etwa ausstopfen? Er könnte von seiner Schwester bestimmt einen BH stibitzen und ihn mit Socken ausfüllen.
Vielleicht würde man den Unterschied nicht wahrnehmen?
Quatsch.
Leandro würde es bestimmt sofort merken. Was für eine beschissene Idee. Hendrik stöhnte.
Warum nur war er ein Kerl? Und warum war Leandro nicht einfach schwul?
Das Leben war schrecklich unfair.
***
Samstagabend stand Hendrik vor dem Kino und biss sich nervös auf die Unterlippe. Leandro war spät dran und daher schaute er immer wieder auf sein Handy. Keine Nachricht.
Vielleicht kam er gar nicht? Oder war ihm etwas dazwischen gekommen? Vielleicht hatte er auch zwischenzeitlich herausgefunden, dass er sich statt mit einem Mädchen, mit einem Jungen verabredet hatte und war stinksauer? War es doch ein Fehler gewesen, ihm seine Handynummer zu geben?
Hendrik strich sich nervös das Haar zurück, klemmte sich eine vorwitzige Strähne hinters Ohr.
Er hatte sich lange überlegt, was er anziehen sollte, ob er sich vielleicht sogar weiblicher geben sollte, als er war. Nach dem fünften Mal Umziehen hatte er indes beschlossen, einfach ein normales Hemd anzuziehen. Darunter konnte man nicht allzu viel erkennen und Leandro würde bereits ahnen, dass seine süße Eroberung ohnehin keine Oberweite wie Barbie hatte. In Wahrheit hatte er ja nicht einmal Kens Oberweite, geschweige denn dessen Muskeln.
Dafür aber eindeutig mehr Kaliber im Schritt, dachte er schmunzelnd und blickte sich verstohlen um.
Ein verliebtes Pärchen küsste sich im Eingang zum Kino und Hendrik blickte ihnen mit ein wenig Eifersucht hinterher.
War es denn zu viel verlangt, dass er nur ein wenig von diesem Glück haben wollte? Zumindest noch ein paar Tage? Wenigstens die Stunden im Kino. Irgendwann würde alles auffliegen, aber bis dahin würde er es genießen.
Endlich tauchte Leandro auf und Hendrik wusste selbst, dass sein Lächeln viel zu viel von seinen Gefühlen verriet, als dessen Gesicht ebenfalls regelrecht erstrahlte.
„Hallo Henny. Entschuldige, ich Schussel habe vergessen, dass der Bus Samstag anders fährt und mein Handy hatte keinen Empfang, sonst hätte ich mich natürlich bei dir gemeldet“, entschuldigte er sich zerknirscht.
„Schon okay. Macht ja nichts, du bist ja noch rechtzeitig da“, wiegelte Hendrik sofort ab und musterte ihn genauer. Leandro sah traumhaft aus. Er hatte sich wahrhaftig in Schale geworfen, trug eine dunkle Hose und ein ebensolches Hemd. Er sah wirklich edel aus. Unglaublich sexy.
Wie es wohl sein würde, ihm diese Hose langsam über den runden Hintern zu ziehen, Küsse darauf zu verteilen und ihn wohlig stöhnen zu hören?
Hendrik presste die Lider fest zusammen und öffnete sie schlagartig wieder. Verfluchte Fantasie.
Leandro riss ihn aus seinen Gedanken, indem er seine Hand ergriff und ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange hauchte, der Hendrik um ein Haar ins Taumeln brachte.
Er hat mich geküsst. Wirklich geküsst.
Leandro war sich wohl selbst nicht sicher, ob er nicht gerade zu weit gegangen war, denn er wandte den Blick hastig ab und zog Hendrik mit den Worten: „Komm, beeilen wir uns, damit wir noch gute Plätze bekommen“, mit sich.
Stolpernd folgte dieser ihm. Seine Wange brannte und er spürte noch immer die flüchtige Berührung. Ein Kuss von Leandro.
Im Foyer blieb dieser vor den Filmplakaten stehen und musterte sie kritisch. Drei Filme standen im Abendprogramm zur Auswahl. Einer dieser kitschigen Vampirfilme, ein Zeichentrickfilm und ein Actionfilm, dessen Plakat Hendrik augenblicklich neugierig musterte. Darauf stand er.
„Wow, klasse. Der klingt echt gut“, meinte er. „Den sollten wir uns anschauen.“
Leandro warf ihm einen irritierten Blick zu.
„Echt? Du willst mit mir da rein?“, fragte er zweifelnd. „Aber das ist ein reiner Actionfilm. Da wird es bestimmt etwas … brutal werden. Wir können uns ja auch diesen Vampir ...“
„Nein“, unterbrach ihn Hendrik hastig. Ein Herzschmerz-Schnulzenfilm. Soweit kam es noch. Selbst mit einem nackten Leandro würde er nicht da rein gehen. Gerade dann nicht.
„Lass uns den anschauen, der ist bestimmt geil“, meinte er. „Alleine die Bilder auf dem Plakat sind doch schon klasse. Schau mal.“ Begeistert deutete er auf die Szene eines explodierenden Autos, aus dem sich der Held gerade rettete. Das war ein Film ganz nach seinem
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