Kavaliersdelikt-Liebe ist universell
der Antwort. Hendrik starrte ihn fordernd an, Misstrauen im Blick.
„Naja, er ist halt auch schwul und da dachte ich ...“
„Du hast versucht, ihn mit mir zu verkuppeln?“ Hendriks Stimme klang ungläubig und er riss die Augen noch weiter auf.
„Ja. Nun ja ...“, druckste Leandro weiter herum und gab betreten zu: „Ja, irgendwie schon.“
Sekundenlang starrte ihn Hendrik nur an und begann bitter zu lachen.
„Wie praktisch. Da verkuppelt man halt die zwei Schwulen miteinander.“ Wütend und ein wenig hilflos klingend schnaubte er.
Mehr als eine Minute sahen sie sich nur an. Leandro konnte seinem Blick kaum standhalten, unstet huschte sein Blick über das schmale Gesicht.
Er ist hübsch. Kein Mädchen, aber wirklich hübsch.
Oh verdammt. Er war völlig durcheinander. Alles in ihm schrie danach, Hendrik anzufassen, dieses Gesicht mit den Händen zu umschließen, diesen traurigen, resignierten Ausdruck aus ihm herauszuküssen.
„Warum?“, verlangte Hendrik plötzlich zu wissen, sein Blick bohrte sich unerbittlich in Leandros Herz, unmöglich ihm zu entfliehen. „Warum hast du das getan?“
„Du … du hast mir leidgetan“, würgte Leandro durch seine enge Kehle hervor. Hastig senkte er den Blick, vermochte nicht in diese grüne Unendlichkeit zu sehen, wollte die Wahrheit nicht so deutlich sehen. „Und ich dachte, ihr könntet ...“ Nervös leckte er sich über die Lippen und verlagerte sein Gewicht unruhig hin und her. „Ich dachte, er würde … nett zu dir sein, dich trösten.“ Seine Stimme verhallte und er hob vorsichtig den Kopf, wagte es, Hendrik direkt anzusehen.
Himmel noch einmal, sein Herz jagte wie bei einem Sprint und seine Hände waren feucht. Er war aufgeregt, verwirrt und wusste überhaupt nichts mehr.
Tief holte er Luft.
„Verdammt! Mir gehen deine traurigen Augen einfach nicht mehr aus dem Kopf!“, stieß er verzweifelt hervor. „Ich träume ständig davon. Jede Nacht wieder.“ Beinahe hätte sich Leandro in die Lippe gebissen. So viel wollte er nicht verraten. Besonders Hendrik nicht.
„Deshalb wollte ich, dass du wieder glücklich wirst“, fügte er, hilflos die Schultern zuckend, hinzu.
Ungläubig sah Hendrik ihn an. Sein Atem ging mindestens ebenso schnell wie Leandros und seine Lippen bebten noch immer.
„Warum?“, flüsterte er erneut. Unmittelbar darauf verzog sich sein Gesicht.
„Ich bin dir doch scheißegal“, schnaubte er. „Ich bin ja kein Mädchen!“
Leandro öffnete den Mund, wollte protestieren und schloss ihn angesichts des nahezu greifbaren Schmerzes in Hendriks Augen rasch wieder.
„Du warst doch gerne mit mir zusammen, solange du mich für ein Mädchen gehalten hast“, flüsterte dieser mit tränenerstickter Stimme. „Aber als Junge?“ Hendriks Schultern sackten nach vorne, sein ganzer Körper bebte.
„Was ist so verflucht anders? Warum ist es anders?“, stieß er verletzt hervor, neue Tränen glitzerten in den Augen.
Leandro wich kaum merklich zurück. Ihm war heiß, ihm war kalt und sein Magen drehte sich im Kreis.
„Na hör mal, ich stehe nicht auf Jungs“, brachte er lahm hervor. Selbst in seinen Ohren klang es wie eine unglaubwürdige Floskel.
„Du hast mich doch gerne geküsst?“, verlangte Hendrik zu wissen, die Augen unverwandt auf Leandro gerichtet. Dieser wand sich unter seinem Blick.
„Doch, klar“, gab er zu. „Aber da dachte ich ja …“
„Hat es sich falsch angefühlt?“, unterbrach ihn Hendrik rigoros und trat herausfordernd auf ihn zu. „Küsse ich so viel schlechter als ein Mädchen?“
„Nein“, entkam es Leandro, ehe er nachdenken konnte und er wich weiter zurück.
Viel zu nahe. Hendrik kam ihm viel zu nahe. Er konnte ihn berühren, wenn er wollte. Er musste nur seine Hand ein wenig ausstrecken und würde seine warme Haut fühlen ...
Hendrik schniefte kaum hörbar.
„Alles war toll“, flüsterte er, senkte den Blick, starrte auf seine Füße. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. „Wie du mich angesehen hast, wie du mich umarmt hast … du warst so klasse. Deine Hand an meinem Rücken, meinem Hintern, deine Blicke ... es war toll …“ Das Beben seiner Lippen nahm zu, seine Fäuste schlossen und öffneten sich. Kaum hörbar raunte er: „Ich wünschte echt, ich wäre ein Mädchen.“
„Was?“, entkam es Leandro verblüfft.
Langsam hob Hendrik den Blick. Sekundenlang sahen sie sich an.
„Dann würdest du mich … wieder ... küssen und …“, erklärte Hendrik stockend. Leise
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