Kavaliersdelikt-Liebe ist universell
Hoffnung schwang in seinen Worten mit. Und Sehnsucht. Oh, so verdammt viel Sehnsucht.
Zu viel. Viel zu viel und viel zu nahe.
Leandro wich hastig zurück. Sein Herz drohte seine Brust zu sprengen und seine Gefühle machten ihm zunehmend Angst. Das war doch nicht normal.
„Du … du spinnst“, stieß er hervor und wandte sich zögernd um. „Ich … ich gehe jetzt.“
Hinter ihm erklang ein leises Seufzen, vielleicht ein Stöhnen, so voll Verzweiflung, dass es Leandros Herz zu zerreißen drohte. Seine Schritte waren schleppend, seine Füße schienen am Boden festzukleben, sein Rücken brannte unter Hendriks vorwurfsvollem Blick.
Die Kehle so eng, so wenig Luft zum Atmen, Stiche in der Lunge.
Er konnte nicht anders, drehte sich herum und war mit wenigen Schritten bei Hendrik, der überrascht bis an die Wand zurückwich.
„Scheiße, ja, Henny.“ Hart packte ihn Leandro an den Oberarmen, drängte ihn stärker gegen die Ziegelsteinmauer.
„Ja, ich habe dich gerne geküsst“, stieß er hervor, sein Gesicht dicht vor Hendriks. Dessen Atem streifte sein Gesicht, berührte seine hungrigen Lippen.
„Ich habe dich gern gehalten. Ich war gerne mit dir zusammen und es war toll mit dir“, sprudelte es aus ihm hervor. „Wenn du doch nur ein Mädchen wärst. Gott verdammt, was machst du mit mir?“
Unnötig fest schubste er Hendrik von sich. Hart prallte dieser gegen die Steine und gab einen leisen Schmerzlaut von sich. Für einen gefährlich langen Moment war Leandro versucht, ihn zu schlagen. Seine ganze Verwirrung, seine Unfähigkeit, klar zu denken brauchten ein Ventil. Es war Hendriks Schuld, dass er sich derart fühlte, dass er nicht wusste, was er tun sollte, wie er handeln musste. Er wollte diesen Ausdruck in seinen Augen verschwinden sehen. Seine Faust ballte sich. Er hob sie.
„Scheiße!“, brüllte er, machte seinem Ärger Luft. „Scheiße noch einmal, ich weiß gar nicht mehr, was ich denken soll.“ Die Kraft verließ seine Hand. Sie sackte hinab.
Überrascht sah Hendrik ihn an, den Mund mit diesen verdammt verführerischen Lippen ganz leicht geöffnet. Er stieß sich von der Wand ab; ein Schritt und er stand vor Leandro. Ganz nahe, direkt vor ihm. Seine Hand kam hoch, hauchzart legt sie sich an Leandros Wange. Elektrisierend jagte sie Hitze durch dessen Nervenbahnen.
Diese Lippen! Millimeter von seinen entfernt. Verheißungsvoll, köstlich, einladend.
War er es selbst, oder war es Hendrik, der die letzte Entfernung überbrückte?
Weich legten Lippen sich aufeinander. Warm, feucht. Brachten seinen Körper zum Zittern, seine Beine zum Wackeln, sein Herz zum Stillstand, zwangen seinen Verstand in die Knie.
Ein Kuss. Eine Zungenspitze, die gegen seine Lippen stieß, Augen, deren Glut ihn schier verbrannte. Haare so weich und lockig, fühlten sich so gut an, wenn sie seinen Hals streiften. Ein warmer Körper, der ihn verführte, dessen Hände er auf sich spüren wollte, den erkunden, dessen Härte er fühlen wollte.
So richtig, so gut und doch so … falsch.
Keuchend sog Leandro die Luft ein und entließ sie zischend. Benommen drückte er Hendrik von sich. Bedauern durchzog sein klopfendes Herz, ein ruheloser Schmerz. Aber dies hier war doch falsch. Absolut falsch.
Mit aller Macht stieß er Hendrik von sich. Abermals landete dieser an der Wand, starrte ihn mit diesen unglaublich grünen Augen schmerzerfüllt an. Eine Sekunde, zwei, drei. Heftig stieß er sich ab, drängte sich an Leandro vorbei, hastete über den Hof und rannte die Straße entlang davon.
Leandro blieb zurück, starrte ihm hinterher. Seine Finger fanden ganz von alleine den Weg an seine brennenden Lippen.
Hatte Hendrik ihn geküsst, oder hatte er ihn geküsst?
Er konnte es nicht genau sagen. Er wusste gar nichts mehr. Überhaupt nichts mehr.
12 Ein unerwartetes Angebot
Dieser verfluchte Schmerz. Wollte er denn nie enden?
Hendrik wusste sehr wohl, dass er seine Jacke in der Fachschule vergessen hatte, ebenso seine Tasche mit all seinen Sachen darin. Er hatte keinen Schlüssel, keine Geldbörse.
Es war ihm egal, er würde auf gar keinen Fall zurückgehen und riskieren, Leandro abermals zu begegnen.
Sein Name in seinen Gedanken schmerzte. Die Erinnerung an seine Augen tat weh, an seinen Geruch, an den Kuss, den er ihm gegeben hatte.
Ein Kuss, ein einziger noch.
Du Idiot, du gottverfluchter Idiot!
Hatte er wirklich einen verzweifelten Moment lang geglaubt, Leandro würde doch etwas für ihn empfinden? War er denn
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