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Kavaliersdelikt-Liebe ist universell

Kavaliersdelikt-Liebe ist universell

Titel: Kavaliersdelikt-Liebe ist universell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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Rasch stieg Hendrik ein und warf ihm ein: „Danke, du bist echt klasse“, zu. Hannes brummte nur. Er trug wie immer ein viel zu weites, schlabberiges T-Shirt, welches seinen Bauch nur unzureichend kaschierte. Seine Jeans hatte auch schon bessere Tage gesehen, aber Hannes hatte noch nie viel auf sein Äußeres gegeben.
    Innerlich seufzte Hendrik. Kein Wunder, dass Hannes wegen seiner Figur gefrustet war. Nur so würde ihn ganz bestimmt nie ein Mädchen interessant finden. Er fand sich vermutlich selbst nicht einmal attraktiv.
    Minutenlang fuhren sie schweigend durch Harburg. Ab und an warf Hannes ihm verstohlene Blicke zu, doch Hendrik ignorierte sie. Sein Kopf tat ihm weh, sein ganzer Körper und er wünschte sich nur noch ins Bett, wollte schlafen, um alles zu vergessen. Am besten nie wieder aufwachen. In seinen Träumen gehörte Leandro ganz ihm, da konnten sie tun, was sie wollten.
    „Du siehst gar nicht aus wie ein Mädchen“, nuschelte Hannes plötzlich, kaum verständlich.
    „Was?“, fragte Hendrik verwirrt nach und sah zu ihm herüber. Hannes kaute verlegen auf seiner Unterlippe herum.
    „Es stimmt nicht. Du siehst nicht wie ein Mädchen aus, trotz der Haare und so“, wiederholte sein Bruder kaum weniger deutlich, doch Hendrik verstand ihn.
    „Danke“, brachte er perplex hervor. Dies war seit über einem Jahr das erste Mal, dass Hannes etwas Nettes zu ihm sagte.
    „Im Grunde siehst du ganz okay aus“, nuschelte Hannes weiter, umklammerte ganz fest das Lenkrad. Er warf seinem Bruder einen kurzen Blick zu, bevor er sich wieder ganz auf die Straße konzentrierte und ergänzte nachdenklich: „Es stimmt nicht, was mein Kumpel Heini sagt, dass alle Schwuchteln wie Mädchen herumlaufen, sich jedem Kerl an den Hals schmeißen und immer nur auf einen Arschfick aus sind.“ Bedächtig schüttelte er den Kopf.
    „Ein paar schon“, gab Hendrik zu, noch immer verwundert über seinen Bruder.
    „Du aber nicht“, erklärte Hannes entschlossen und schüttelte energisch den Kopf. „Du bist ganz … normal.“
    Schweigend fuhren sie weiter. Hendrik wusste nicht, was er sagen sollte, wie er mit dieser unerwarteten Eröffnung seines Bruders umgehen sollte.
    „Was ist das denn für ein Typ?“, begann Hannes schließlich erneut das Gespräch. Hendrik seufzte vernehmlich, und obwohl es schmerzte, musste er ein wenig schmunzeln.
    „Nun … der“, er betonte das Wort besonders, „hielt mich tatsächlich erst für ein Mädchen. Als er jedoch entdeckt hat, dass ich, wie er, einen Schwanz habe, war er verständlicherweise entsetzt.“
    „Ihr habt … rumgemacht?“, fragte Hannes nach, starrte Hendrik bestürzt an. Sein rundes Gesicht überzog sich mit einem leichten Rotton.
    „Nur ziemlich wild geküsst“, erklärte Hendrik sofort beschwichtigend und versteckte ein Grinsen. „Leider ist mir dabei beinahe schon einer abgegangen und er hat es halt bemerkt. Seiner war schließlich auch ganz schön steif, so wie wir uns geküsst haben.“ Seufzend lehnte er sich zurück und schloss die Augen. „Er hat irre gut geküsst.“
    „Hm“, machte Hannes nur und starrte abermals auf die Straße. Seine Wangen waren eindeutig rötlich verfärbt.
    Immerhin bringt er keinen blöden Spruch, dachte Hendrik. Die Vorstellung, dass ich und ein anderer Junge Sex haben, wird ihn wohl dennoch schocken.  
    „Pass aber auf, ja?“, brummte Hannes undeutlich, ohne seinen Bruder anzusehen. „Nicht ohne … Gummi und so. Will nicht, dass du dich ansteckst. Soll ja bei den Schwulen schnell passieren.“ Hendrik klappte der Unterkiefer herunter und hastig schloss er den Mund, bevor Hannes es bemerken konnte.
    Verwirrt nickte er und musterte verstohlen seinen Bruder.
    Nein, Hannes war wirklich nicht besonders attraktiv, hatte schon immer ein wenig zu Übergewicht geneigt. In der Pubertät waren massig Pickel dazugekommen und er hatte sich immer mehr zurückgezogen, in seine Computerwelt geflüchtet.
    Ihre Eltern hatten es zwar bemerkt, standen der Entwicklung jedoch mehr oder weniger hilflos gegenüber, weil Hannes sich gegen jeden Versuch wehrte, seine heile Kunstwelt zu verlassen.
    Seine schulischen Leistungen lagen hingegen weit über dem Durchschnitt und er hatte sein Abitur mit einem Durchschnitt von 1,2 gemacht. Was er nun studieren wollte, darüber war er sich jedoch noch nicht einig geworden. Hendrik hatte böse vermutet, dass er vor allem seinen gewohnten Tagesablauf - den ganzen Tag vor dem Bildschirm abzuhängen- nicht hatte

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