Kavaliersdelikt-Liebe ist universell
Augen bewegten sich unruhig, sein Blick huschte über Hendriks Gestalt und er kaute verstohlen an seiner Unterlippe.
„Wirklich gut“, fügte er hinzu und rang sichtlich nach weiteren Worten.
Jetzt kommt bestimmt irgendeine beschissene Entschuldigung für sein Verhalten gestern Abend, vermutete Hendrik. Steck es dir sonst wo hin. Ich will es gar nicht hören, ich will gar nichts mehr von dir hören. Geh doch einfach. Sei doch nicht so verdammt nett zu mir.
„Was willst du noch?“, fauchte er ungeduldig und wich kaum merklich zur Treppe zurück. Wenn Leandro ihn noch länger anstarrte, würde er sein Gesicht bestimmt nicht mehr beherrschen können, er würde die Beherrschung verlieren, die Kontrolle über sich und seine Gefühle. Am liebsten hätte er Leandro angeschrien, endlich zu gehen, doch das hätte seine Mutter natürlich gehört und sich gewundert.
„Naja, ich …“, startete Leandro den nächsten Versuch, strich sich nervös die Haare aus dem Gesicht. Eine vertraute Geste. Hendrik stöhnte innerlich und seine Beine fühlten sich viel zu wackelig an.
Bitte geh doch endlich, flehte er verzweifelt. Was wollte der denn noch?
Leandro gab sich einen sichtbaren Ruck und lächelte schüchtern.
„Ich habe letzte Nacht kaum ein Auge zugetan“, erklärte er zögernd und fuhr hastig fort, als Hendrik den Mund zu einer passenden Antwort öffnete: „Ich musste dauernd daran denken ...“ Hart schluckte Leandro. Sein Blick huschte unstet über Hendriks Gesicht.
„Ich musste an dich denken und an … auf diesem Innenhof ... was wir … der Ku ….“, stammelte er und hob hilflos die Schultern.
„Ich kann es nicht ändern. Das geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf. Dein Lächeln, deine Augen, deine ...“, seufzte Leandro. Abermals brach er ab. Seine Lippen zuckten.
Hendrik stand noch immer mit leicht geöffnetem Mund da, lauschte Leandros stockenden Worten. Leise Hoffnung keimte in ihm auf und er verdrängte sie hastig wieder. Die Enttäuschung war zu hart, zu schwer zu ertragen; er wollte das nicht fühlen. Er hasste dieses Gefühl.
Warum ging Leandro nicht einfach? Warum ließ er ihn nicht endlich in Ruhe?
Tief holte dieser Luft.
„Ich weiß absolut nicht, was mit mir los ist“, flüsterte Leandro plötzlich und trat einen Schritt auf Hendrik zu. „Ich weiß es nicht, aber ich … ich hatte gedacht … also ...“
Er stand nun direkt vor Hendrik, nur einen Schritt entfernt. Dieser konnte ihn riechen, jenen vertrauten, wundervollen Duft einatmen, sehen, wie seine Zunge nervös über die Lippen strich. Leandro war unglaublich schön, so begehrenswert.
„Wollen wir … es vielleicht… noch einmal ... versuchen?“, brachte dieser hervor. Seine Augen nahmen einen eigentümlich flehenden Ausdruck an.
Hendrik stockte der Atem. Er musste sich verhört haben. Ganz bestimmt.
„Was?“ Erstaunt starrte er Leandro an. Das war völlig unmöglich.
„Naja, ich... ich …“, stotterte dieser unsicher, doch er senkte den Blick nicht, sah Hendrik unverwandt an. „Ich habe keine Ahnung. Ich habe dauernd darüber gegrübelt. Die ganze Nacht. Du hast recht: Es war klasse, als ich noch nicht wusste, dass du ... ein Junge bist und … irgendwie ... vermisse ich, was zwischen … uns war. Dich. Ich meine ...“ Erneut holte Leandro Luft und straffte sich.
„Ich bin … war gerne mit dir … zusammen. Es war schön.“ Seine Stimme verlor an Kraft, schwankte und verklang nahezu fragend.
Hendriks Ohren vernahmen seine Worte, doch sein Verstand, sein aufgewühltes, verletztes Herz, wollten nicht glauben dürfen, was sie hörten.
„Aber … aber ich bin doch nur ein Junge“, brachte Hendrik stockend hervor und ergänzte leiser: „Und ich bin schwul.“
„Ja, weiß ich“, erklärte Leandro und trat unruhig hin und her.
„Du nicht“, stellte Hendrik fest. Sein Herz klopfte derart hart, dass es wehtat. Alles tat weh. Er wollte sich nicht mehr so verwirrt fühlen.
Was wollte Leandro damit erreichen? Wie dachte er sich das? Was sollte das? Das war Unsinn.
Ein ganz feines, sehr unsicheres Lächeln hob Leandros Mundwinkel an und er zuckte kaum merklich die Schultern.
„Ich … ich weiß es nicht“, gab er mit zaghafter Stimme zu. Er wirkte viel jünger und verunsicherter als je zuvor. Anders, als ihn Hendrik bisher erlebt hatte.
„Ich weiß nur, dass ich ständig an dich denken muss, ich mich furchtbar nach dir sehne. Dauernd stelle ich mir vor, wie es war, als
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