Kavaliersdelikt-Liebe ist universell
los?“, begrüßte ihn Juliane mit hochgezogenen Augenbrauen und auch alle anderen sahen ihn fragend an. Peer grinste, doch darunter erkannte Leandro auch ein wenig Unsicherheit. Nils musterte Leandro nachdenklich.
„Nichts“, erklärte dieser, platzierte Hendriks Sachen neben seinem Stuhl und ergriff sein Glas. Hastig trank er es aus, hoffte inbrünstig, weiteren Fragen zu entgehen.
„Kanntest du den etwa?“, wollte Juliane irritiert von ihm wissen.
„Ja.“ Leandro vermied es, Nils oder Peer anzusehen.
„Bisschen empfindlich, der Kleine. Wir haben nur ein wenig geküsst und halt rumgemacht“, kommentierte Peer. Es klang, als ob er sich rechtfertigen wolle. „Ich habe gar nicht viel gemacht.“
„Klar, deshalb ist er auch abgehauen“, warf Nils ein, bevor Leandro wütend auffahren konnte. „Du bist ihm voll an die Hose gegangen. Ich habe es doch gesehen.“
Betroffen sahen die anderen Peer an, der sich unwillkürlich kleiner machte. Marita kicherte betreten. Peer hingegen zuckte in einer lässigen Geste die Schultern und griff nach seinem Glas.
„Ist doch nichts dabei“, erklärte er. „Der war doch auch schwul.“ Seine Stimme verriet allerdings seine Unsicherheit. Leandro schnaubte ärgerlich.
„Einem Mädchen grapscht man auch nicht einfach an die Brust“, erklärte er mühsam beherrscht. Am liebsten hätte er seinen ganzen Ärger an Peer ausgelassen. Wenn der ihm nur einen Grund gab, würde er ihm eine verpassen. Dies hier war seine Schuld. Wenn er Hendrik nicht so bedrängt hätte … dann … dann.
Erschrocken erstarrte Leandro. Die Erkenntnis traf ihn hart: Er wollte gar nicht, dass Peer etwas mit Hendrik anfing. Alles in ihm sträubte sich dagegen. Seine Wut resultierte nicht daraus, dass sein komischer Plan, Hendrik und Peer zu verkuppeln, fehlgeschlagen war. Er war wütend auf sich und auf Peer. Allerdings eher, weil dieser Hendriks Gefühle verletzt, weil er ihn geküsst, ihn berührt hatte. So wie er selbst es getan hatte … und gerne wieder tun würde.
Er war eifersüchtig. Was wiederum nur einen weiteren Schluss zuließ: Er empfand etwas für Hendrik. Viel mehr, als er für einen Jungen empfinden sollte.
Gott verdammt, was war nur mit ihm los? Er konnte sich doch nicht wahrhaftig in einen Jungen verknallt haben?
„Was hast du denn mit dem zu schaffen?“, unterbrach Juliane seine, sich überschlagenden Gedanken. „Mit einem Schwulen?“
Alle Augen richteten sich auf Leandro. Bis auf Nils wirkten alle erstaunt und neugierig. Dieser hingegen maß ihn interessiert und nickte ihm mit einem winzigen Lächeln auf den Lippen zu. Leandro irritierte sein Ausdruck, machte ihn noch ärgerlicher.
„Warum darf ich mit einem schwulen Jungen nichts zu tun haben?“, schnappte er zornig zurück. „Mit wem ich befreundet bin, ist doch meine Sache. Ich habe nichts gegen Schwule.“ Peer starrte ihn verunsichert an, die anderen noch perplexer. Seine heftige Reaktion überraschte sie.
„Wir ja auch nicht“, meinte Carsten zögernd, warf Peer einen sichernden Blick zu. Maik nickte zustimmend und wandte sich achselzuckend ab. Für sie schien das Thema erledigt zu sein. Sie waren vermutlich befremdet von Leandros überzogen wütender Reaktion und wollten ihn nicht weiter provozieren. Lediglich Julianes Gesicht blieb angespannt, während sie stockend ihre Gespräche aufnahmen.
Leandro blieb schweigsam. Zu vieles ging ihm durch den Kopf. Dutzende von Fragen. Sein Gehirn produzierte dauernd neue und er konnte sich kaum auf die Gespräche konzentrieren. Ständig schweiften seine Gedanken zu Hendrik.
Wie der jetzt wohl nachhause kommen würde? Maschen lag nicht eben um die Ecke, und wenn Leandro richtig vermutete, war seine Fahrkarte in der Tasche. Unruhig rutschte er hin und her. Ob Hendrik doch wieder herkommen würde? Was dann? Wie konnte er ihm nun gegenübertreten?
Er musste sich bei ihm entschuldigen, er musste … Dinge klären, Fragen beantwortet haben.
„Was ist denn mit dir los?“, erkundigte sich eine sichtlich genervte Juliane. „Du bist irgendwie voll komisch, seit der Schwule abgehauen ist.“ Sie maß ihn mit einem vorwurfsvollen Blick und seufzte tief. „Den Abend hatte ich mir anders vorgestellt.“
Leandro fühlte sich genötigt, den Arm um sie zu legen und versöhnt kuschelte sie sich an ihn. Er fühlte sich schlecht dabei. Wie ein Verräter, denn er wünschte sich plötzlich so sehr, Hendrik an sich zu ziehen, ihm zu sagen, dass es ihm leidtat, dass er sich blöd
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