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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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eine Stinkwut auf die beiden. Und an dem, was sie gerade treibt, ist nur er allein schuld. Jetzt ist sie in irgendeinem Ausbildungslager von Blackwater, ballert in der Gegend herum und stößt Riesenkerlen das Knie in die Nieren, als wäre sie Sylvester Stallone, nur weil sie sich vor zu Hause fürchtet.
      In den letzten Wochen verlor Rose ihre Hemmungen und machte aus ihrem Herzen keine Mördergrube mehr, doch sie redete nie wirres Zeug.
      Richten Sie ihm aus, dass ich ihn schon finden werde, wenn ich erst mal im Jenseits bin, und dann knöpfe ich ihn mir vor, das schwöre ich Ihnen.
      Scarpetta hatte ein Pflegebett aufgestellt und die Terrassentüren geöffnet, damit sie den Garten betrachten und den Gesang der Vögel und das Rauschen der Eichen hören konnten, die schon seit dem Bürgerkrieg dort standen. Sie und Rose unterhielten sich in dem reizenden alten Wohnzimmer mit der malerischen Aussicht, während die Uhr auf dem Kaminsims, tickend wie ein Metronom, den Takt der Zeit vorgab, die ihnen noch blieb. Scarpetta hatte Rose nie im Einzeinen von Marinos Übergriff erzählt. Aber etwas Wichtiges hatte sie Rose mitgeteilt, und zwar ein Detail, von dem sonst niemand wusste.
      Sie kennen doch sicher den Spruch, was man alles anders machen würde, wenn man sein Leben noch einmal führen könnte, hatte sie gemeint.
      Von mir werden Sie den nicht zu hören kriegen, erwiderte Rose. Sie lag aufgerichtet im Bett, dessen Laken in der Morgensonne sehr weiß aussahen. Dieses dumme Geschwätz bringt einen nicht weiter.
      Ich bin ganz Ihrer Ansicht, denn Sie haben völlig recht. Ich würde diese Nacht nicht noch einmal durchleben wollen, wenn ich die Gelegenheit dazu bekäme, denn das würde nichts daran ändern. Ganz gleich, wie sehr ich die Sache auch hin und her drehe, Marino würde sich wieder ganz genauso verhalten. Um ihn zu stoppen, hätte ich schon viel früher etwas unternehmen müssen, vielleicht sogar vor zehn oder zwanzig fahren. Durch meine Unachtsamkeit trage ich einen Teil der Schuld an seinem Verhalten.
      Sie hatte ihm dasselbe angetan wie er und Lucy Rose, als es mit ihr zu Ende ging, nämlich nicht hingeschaut und angeblich nichts davon bemerkt. Sie hatte sich entzogen, indem sie plötzlich zu beschäftigt und selbst mitten in einer Krise von irgendetwas abgelenkt war, anstatt ihn zur Rede zu stellen. Sie hätte sich Jaime Berger zum Beispiel nehmen sollen, die nicht zögern würde, einen hünenhaften Cop mit Marinos Gelüsten und Komplexen zurechtzuweisen, er solle aufhören, in ihren Ausschnitt oder unter ihren Rock zu glotzen. Keine Chance, denn sie würde niemals mit ihm schlafen. Sie habe nicht die Absicht, seine Hure, seine Madonna, seine Frau oder seine Mutter beziehungsweise alles auf einmal zu werden, denn das sei es, was er - wie die meisten Männer - wollte, weil er es nicht besser wüsste.
      Sie hätte Marino reinen Wein einschenken müssen, als sie Chief Medical Examiner in Virgina geworden war. Damals hatte er sich alle erdenkliche Mühe gegeben, ihr auf die Nerven zu fallen, und sich aufgeführt wie ein ungezogener kleiner Junge, der für seine Lehrerin schwärmt. Aber sie hatte befürchtet, ihn zu kränken, denn ihr größter Fehler war es, dass sie Angst hatte, anderen Menschen weh zu tun. Und gerade damit hatte sie ihm, sich selbst und allen anderen Beteiligten große Schmerzen zugefügt.
      Sie hatte sich letztlich eingestehen müssen, dass es selbstsüchtig von ihr gewesen war.
      Ich bin die größte Egoistin, die es gibt, hatte sie zu Rose gesagt. Das kommt daher, dass ich mich immer geschämt habe. Ich war anders als die anderen und weiß, wie es ist, ausgeschlossen, gedemütigt und gemieden zu werden. Deshalb wollte ich nie jemandem so etwas antun. Oder es selbst noch einmal durchmachen. Das, was ich zuletzt gesagt habe, ist sehr wichtig. Es hat etwas damit zu tun, dass ich Unbehagen vermeiden will. Um die anderen geht es mir gar nicht. Es ist schrecklich, zu so einer Erkenntnis über sich selbst kommen zu müssen.
      Sie sind der einzigartigste Mensch, den ich kenne, hatte Rose erwidert. Und ich verstehe, warum die anderen Mädchen Sie nicht mochten, die meisten Leute Sie nicht leiden konnten und Sie vielleicht noch immer unsympathisch finden. Der Grund ist, dass die Leute so kleingeistig sind. Ohne es zu wollen, halten Sie ihnen den Spiegel vor. Und deshalb setzen sie alles daran, Sie ebenfalls kleinzuhalten, als ob sie selbst dadurch größer würden. Sie wissen

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