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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Kay? Wann hast du an diesem Abend den Sender verlassen? «, fragte sie.
      »Unangenehmer Zwischenfall? «, wandte sich Berger an Scarpetta. »Als ob du einen Mordanschlag als unangenehmen Zwischenfall bezeichnen würdest. Wer zum Teufel macht so etwas? Könnte es jemand sein, den du kennst?«
      »Nein«, erwiderte Scarpetta. »Da fällt mir beim besten Willen niemand ein.«
    »Marino?«, fragte Berger.
      »Keine Ahnung. Aber so etwas würde sie nie sagen«, entgegnete dieser, als ob Scarpetta einen Leumundszeugen gebraucht hätte. »Jack war es ganz sicher nicht, falls einer von euch diese Vermutung haben sollte.«
    Er meinte Jack Fielding, den sicher niemand verdächtigte.
    Immerhin war er ein angesehener Gerichtsmediziner und Scarpetta treu ergeben. Andererseits war er Bodybuilder und litt an Stimmungsschwankungen und einer Reihe gesundheitlicher Probleme wie einem erhöhten Cholesterinspiegel und Hautproblemen, weil er jahrelang nicht nur Gewichte gestemmt, sondern sich zusätzlich mit Anabolika vollgestopft hatte. Allerdings wäre es ihm zu viel Aufwand gewesen, sich im Internet als Scarpetta auszugeben, und er war auch nicht gerissen und grausam genug. Wenn Terri Bridges also nicht selbst Scarpetta612 war, musste man davon ausgehen, dass ihr jemand einen bösen Streich gespielt hatte. Zumindest zu Anfang hatte sie Scarpetta vergöttert. Sie hatte alles unternommen, um mit ihr in Kontakt zu kommen. Wie begeistert musste sie gewesen sein, als die vermeintliche Scarpetta sich endlich bei ihr gemeldet hatte - bis ihr Idol anfing, sie zu demütigen.
      »Tante Kay? Als du am Abend des 28. Dezember den Sender verlassen hast, warst du nur zwei Häuserblocks vom John Jay entfernt. Bist du zu Fuß nach Hause gegangen?«, fragte Lucy.
      Die Wohnung befand sich am Central Park West, ganz in der Nähe von CNN und des John Jay.
    »Ja«, erwiderte Scarpetta.
      Am gestrigen Tag war erneut eine E-Mail abgeschickt worden, und zwar wieder von derselben IP-Adresse am John Jay College.
    Datum: Montag, 31. Dezember 2007, 03:14:31 Von: »Scarpetta«
    An: »Terri«
    Terri, sicherlich werden Sie Verständnis dafür haben, dass mein Zeitplan in NY unberechenbar ist. Ich habe nur wenig Einfluss auf meine Termine, weil ich hier nicht die Chefin, sondern nur ein kleines Rädchen im Getriebe bin.
      Ich habe mir überlegt, ob wir uns nicht besser in Watertown treffen sollten, wo ich die Regeln bestimme. Ich zeige Ihnen mein Büro und habe auch nichts dagegen, wenn Sie einer Autopsie beiwohnen oder sonst etwas sehen wollen. Ein frohes neues Jahr. Ich freue mich schon auf Ihren Besuch.
    Scarpetta Lucy leitete die Mail an alle weiter und las sie gleichzeitig laut vor.
      »Ich war gestern Nachmittag nicht in New York«, protestierte Scarpetta. »Also habe ich diese Mail auch nicht vom John Jay abschicken können. Außerdem veranstalte ich keine Besichtigungstouren durch Autopsiesäle.«
      »Diese Betonung, dass du hier in New York nicht die Chefin bist«, wandte Berger ein. »Da will dich jemand gewissermaßen mit deinen eigenen Worten klein machen. Natürlich bleibt die Frage bestehen, ob Terri Scarpetta612 war und sich selbst E- Mails geschickt hat, als wären sie von Scarpetta. Zum Beispiel, um ihre Magisterarbeit aufzuwerten. Was denkst du, Lucy? Gibt es einen Grund, die Möglichkeit, dass Terri dahintersteckt, absolut auszuschließen?«
      Als Lucy Bergers Stimme hörte, glaubte sie, einen warmen Unterton darin zu entdecken.
      Alles war so schnell geschehen. Zu Lucys Überraschung war Berger sich ihrer Sache ganz sicher gewesen und hatte erstaunlichen Mut bewiesen. Als sie dann die Tür geöffnet hatte, um zu gehen, war ein bitterkalter Wind hereingeweht.
    »Die E-Mails an Terri, die angeblich von dir stammen, würden erklären, warum sie dich in ihrer Magisterarbeit zitiert und behauptet, dich zu kennen«, meinte Lucy zu ihrer Tante. »Kay, hat Oscar etwas dergleichen angedeutet?«, erkundigte sich Berger.
      »Ich darf nicht wiederholen, was er mir gesagt hat. Aber ich streite nicht ab, dass es Hinweise darauf gab.«
      »Also doch«, entgegnete Berger. »Er wusste also über diesen Briefwechsel Bescheid. Ob er die Mails selbst gesehen hat, ist eine andere Sache.«
      »Falls Terri nicht die Verfasserin ist«, wandte Marino ein, »wer hat dann die ganzen Mails gelöscht? Und warum?«
      »Genau«, erwiderte Berger. »Nur wenige Stunden vor ihrer Ermordung. Einige Stunden ehe sie Oscar zum Abendessen erwartete.

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