Kay Scarpetta 16: Scarpetta
etwas damit zu tun zu haben«, ergänzte Scarpetta. »Ich wollte dich eigentlich nur fragen, welche Stromversorgung ihre Laptops haben.«
Eines von Terris E-Mail-Konten war leer. Lucy hatte es sich für zuletzt aufgehoben, in der Annahme, dass sie es zwar eingerichtet, aber keine Gelegenheit mehr gehabt hatte, es zu nutzen. Als Lucy den Papierkorb anklickte, blieb ihr vor Staunen der Mund offen stehen.
»Mann!«, rief sie. »Ich fasse es nicht. Sie hat gestern Morgen alles gelöscht. Einhundertsechsunddreißig E- Mails, eine nach der anderen.«
»Ein Kabel mit Magnetanschluss? Was wurde denn gelöscht? «, erkundigte sich Scarpetta.
»Moment«, erwiderte Lucy. »Bleib dran. Dann schauen wir es uns gemeinsam an. Du könntest mich auf Raumlautsprecher schalten, damit Jaime, Benton und Marino auch etwas mitkriegen.«
Bei den E-Mails handelte es sich um einen Schriftwechsel zwischen Terri und einer Benutzerin mit dem Namen Scarpetta612.
6-12. Der 12. Juni war Scarpettas Geburtstag.
Die Adresse des Providers war dieselbe wie bei den anderen achtzehn Konten, die vermutlich Terri gehörten. Allerdings war Scarpetta612 nicht im Verlauf aufgeführt. Das Konto war nicht mit diesem Laptop eingerichtet, die Mails auch nicht mit ihm abgeschickt worden. Sonst hätte Scarpetta612 laut der Daten der E-Mails, die Lucy bereits gelesen hatte, zusammen mit den anderen achtzehn Konten im Verlauf auftauchen müssen.
Bis jetzt gab es also keinen Beweis dafür, dass Terri das Konto Scarpetta612 eingerichtet hatte.
»Scarpetta612«, sagte Lucy und blätterte den Text durch. »Eine Person mit diesem Benutzernamen hat Terri geschrieben. Kannst du Jaime und Marino holen, damit wir das Passwort für dieses Konto kriegen?«
»Jeder X-Beliebige kann meinen Namen verwendet haben, und mein Geburtsdatum ist kein Geheimnis«, erwiderte ihre Tante.
»Gib Jaime einfach den Benutzernamen. Scarpetta und daran angehängt die Zahlen sechs, eins, zwei.«
Lucy nannte den Namen des Providers und wartete. Sie hörte Scarpetta mit jemandem sprechen. Vermutlich Marino. »Sie kümmern sich drum«, meinte Scarpetta zu Lucy. »Jetzt sofort?«, gab Lucy zurück.
»Ja, jetzt sofort. Mich würde noch interessieren, ob einer der Laptops über einen Magnetstecker ans Netz angeschlossen wird.«
»Nein«, antwortete Lucy. »Eine normale Buchse, Leistungsaufnahme des Netzteils fünfundachtzig Watt. Der Anschluss, den du meinst, ist nicht mit Terris Laptops kompatibel. Die IP-Adresse von Scarpetta612 lässt sich in die Tenth Avenue Nummer 899 zurückverfolgen. Ist das nicht das John Jay College für Kriminalistik?«
»Was für eine IP-Adresse? Ja, das stimmt. Was hat denn das John Jaydamit zu tun? Was macht Benton gerade?«, fügte sie, an Berger und Marino gewandt, hinzu.
Lucy hörte Berger im Hintergrund sagen, dass Benton mit Morales telefonierte. Sie wusste nicht, warum es sie störte, dass Berger Morales' Namen erwähnte. Vielleicht lag es ja an ihrem Verdacht, er könnte ein Auge auf Berger geworfen haben und mit ihr ins Bett wollen. Wie sie vermutete, fand er meistens einen Weg, seinen Willen auch durchzusetzen.
»Wer auch immer an Terri geschrieben und sich für dich ausgegeben hat, hat das von dieser IP-Adresse am John Jay aus getan«, stellte Lucy fest.
Sie studierte weiter die gelöschten E-Mails, deren Verfasser angeblich ihre Tante war.
»Ich werde euch einige davon schicken«, schlug sie vor. »Ihr alle solltet sie lesen. Und dann brauche ich das Passwort. Die letzte Mai! von Scarpetta612 an Terri wurde vor vier Tagen abgeschickt, also am 28. Dezember kurz vor Mitternacht. An dem Tag, als Benazir Bhutto ermordet wurde und du bei CNN darüber gesprochen hast, Tante Kay. Du warst hier in NewYork.«
»Das stimmt. Aber ich habe das nicht geschrieben. Es ist nicht meine E- Mail- Adresse«, beharrte Scarpetta.
Der Text lautete:
Datum: Freitag, 28. Dezember 2007, 23:53:01 Von: »Scarpetta«
An: »Terri«
Terri,
ich muss mich noch einmal bei Ihnen entschuldigen. Sicher haben Sie Verständnis. Es ist eine schreckliche Tragödie geschehen, und ich wurde bei CNN gebraucht. Ich kann es Ihnen nicht zum Vorwurf machen, dass Sie mich für wortbrüchig halten, doch wenn ein Mensch stirbt oder sonst ein unangenehmer Zwischenfall passiert, muss ich meinen Zeitplan eben umwerfen. Wir versuchen es ein andermal!
Scarpetta
PS: Haben Sie das Foto bekommen?
Lucy las die Nachricht am Telefon vor. »Tante
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