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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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während des Schreibens von Terris Tod erfahren hat. Und dann hat sie die Mail als Entwurf gesichert?«
      »Möglicherweise sollten wir sie ja finden, diesen Schluss ziehen und irgendetwas daraus folgern«, wandte Scarpetta ein. »Vergiss nicht, dass die Person uns wahrscheinlich in eine bestimmte Richtung lenken beziehungsweise in die Irre führen will.«
      »Diesen Eindruck habe ich auch«, stellte Berger fest. »Die Person verfolgt eine bestimmte Absicht und ist klug genug, um zu wissen, dass wir diese E- Mails irgendwann finden würden. Sie will, dass wir sie lesen.«
      »Um uns an der Nase herumzuführen«, ergänzte Marino. »Und es hat geklappt.«
      »Zwei Dinge stehen jedenfalls fest«, sagte Benton. »Als diese E-Mail geschrieben und als Entwurf gesichert wurde, war Terri schon seit mehreren Stunden tot. Oscar saß bereits im Bellevue und hatte keine Gelegenheit, E-Mails zu verfassen. Also kann diese hier nicht von ihm stammen. Liest du bitte vor, Lucy?«
    Lucy folgte der Aufforderung.
    Datum: Montag, 31. Dezember 2007, 20:18:31 Von: »Scarpetta«
    An: »Terri«
    Terri,
    nach drei Gläsern Champagner und ein wenig von dem Whisky, der mehr kostet als Ihre Bücher, werde ich ganz offen zu Ihnen sein. Gnadenlos offen sogar. Gnadenlosigkeit gehört nämlich zu meinen guten Vorsätzen fürs neue Jahr.
      Sie sind zwar klug und würden sicher eine ausgezeichnete forensische Psychologin abgeben, doch ich denke, Sie sollten sich auf die Lehre beschränken, wenn Sie darauf bestehen, in diesem Bereich tätig zu sein. Die traurige Tatsache? Verdächtige, Häftlinge und Opfer würden eine Zwergin niemals ernst nehmen, und was die Reaktion der Geschworenen angeht, bin ich mir auch nicht sicher.
      Könnten Sie sich mit einer Stelle als Assistentin in der Gerichtsmedizin anfreunden, wo Ihr Äußeres keine Rolle spielen würde? Wer weiß? Vielleicht arbeiten Sie ja eines Tages für mich!
    Scarpetta
    »Die IP-Adresse ist nicht die des John Jay«, fügte Lucy hinzu. »Sie ist uns bis jetzt noch nicht untergekommen.«
      »Ein Glück, dass sie diese Mail nie erhalten hat«, sagte Scarpetta bedrückt. »Das ist ja schrecklich. Denn falls sie die Mails nicht an sich selbst geschickt hat, musste sie ja annehmen, dass sie wirklich von mir waren. Oscar ist offenbar dieser Ansicht. Ich bin froh, dass weder Oscar noch Terri sie gelesen haben und dass sie niemals abgeschickt wurde. Wie abscheulich und grausam.«
      »Genau darauf will ich ja hinaus«, sagte Marino. »Der Verfasser ist ein richtiges Arschloch, das uns auslacht und Spielchen mit uns treibt. Diese Mail hat er nur für uns geschrieben, um uns eine lange Nase zu drehen. Wer sonst als die Ermittler im Mordfall Terri Bridges sollte die Mail zu sehen kriegen? Und Doc Scarpetta ist diejenige, der er hauptsächlich damit schadet. Wenn ihr mich fragt, will ihr jemand ernsthaft ans Leder.«
      »Einen Vorschlag, wohin sich die IP-Adresse zurückverfolgen lässt, wenn nicht ans John Jay?«, erkundigte sich Benton bei Lucy.
      »Ich habe hier nur eine Reihe von Nummern des InternetProviders. Da der die Information bestimmt nicht herausrücken wird, werde ich mich wohl einhacken müssen.«
      »Das habe ich nicht gehört«, meinte Berger. »So etwas hast du niemals gesagt.«
     
    25
    Zum ersten Mal seit Marinos Übergriff im letzten Frühjahr war Scarpetta mit ihm allein.
      Nachdem sie ihren Tatortkoffer an der Schlafzimmertür abgestellt hatte, betrachteten sie und Marino die kahle Matratze unter einem mit einem Vorhang versehenen Fenster. Sie musterten die Fotos von dem Bett, wie es beim Eintreffen der Polizei am Vorabend ausgesehen hatte. Aufreizende Kleidungsstücke aus weichen Stoffen waren darauf ausgebreitet gewesen. Da sie nun ohne Zeugen waren, niemand sie belauschen konnte und sie nur wenige Zentimeter voneinander trennte, herrschte eine beklommene Stimmung.
      Marinos großer Zeigefinger tippte auf das Foto von dem ordentlich gemachten Bett mit den Kleidungsstücken.
      »Glaubst du, das könnte der Täter gewesen sein?«, fragte er. »Um nach dem Mord irgendwelche perversen Phantasien auszuleben? Vielleicht hat er sich ja ausgemalt, sie würde für ihn rote Sachen anziehen.«
      »Das bezweifle ich«, erwiderte Scarpetta. »Warum hat er es nicht getan, wenn das seine Absicht war? Er hätte sie doch zwingen können, anzuziehen, was er will.«
      Als sie auf die Kleidungsstücke auf dem Bett deutete, war ihr Zeigefinger kürzer als sein kleiner

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