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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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keiner ist auf den Gedanken gekommen, dass sie vielleicht auf dem Stuhl saß, als sie vor dem Spiegel erdrosselt wurde. Möglicherweise befinden sich an den Stuhlbeinen ja Blut und Gewebereste, weil sie um sich getreten hat. Lass mich mal schauen.« Sie betrachtete den Stuhl mit einer Lupe.
      »Ich kann nichts feststellen. Aber vermutlich ist da auch nichts. Das überrascht mich nicht weiter, denn ihre Verletzungen sind ja vorn an den Beinen und nicht hinten. Trägst du immer noch diese kleinen Taschenlampen mit dir herum, mit denen man Leute blenden kann?«
      Marino kramte die Taschenlampe heraus und reichte sie ihr. Scarpetta ging in die Knie, leuchtete unter den Frisiertisch und entdeckte an der Kante eingetrocknetes Blut, nur sichtbar, wenn man sich auf den Boden legte und ganz genau hinschaute. Weiteres Blut befand sich an der Unterseite der Schublade des Frisiertischs, die aus unlackiertem Pressspan bestand. Marino kauerte sich hin, damit sie es ihm zeigen konnte.
    Sie machte einige Fotos.
      »Ich werde Abstriche davon nehmen«, sagte sie. »Aber nicht von dem Stuhl. Den wickeln wir ein und bringen ihn nach LaGuardia. Könntest du Jaime sagen, dass wir einen Polizisten brauchen, der diesen Stuhl zu Lucys Jet fährt, ihn auf dem Flug begleitet und ihn gegen Quittung am Flughafen von Knoxville einem Dr. Kiselstein aushändigt? Soweit ich weiß, hat Lucy schon alles in die Wege geleitet.«
    Sie betrachtete den Stuhl.
      »Da das Gleitmittel feucht ist, dürfen wir den Stuhl nicht in Pastikfolie verpacken«, meinte sie. »Ich wäre eher für Papier, vielleicht einen großen Sack. Dann stecken wir das Ganze in einen großen Asservatenkarton. Lass dir etwas einfallen. Ich möchte nicht, dass sich Bakterien festsetzen oder etwas an der Oberfläche scheuert.«
      Nachdem Marino hinausgegangen war, nahm Scarpetta eine Spule Bindfaden, eine Rolle blaues Asservatenband und eine kleine Schere aus ihrem Tatortkoffer. Sie stellte den Hocker an die gekachelte Wand und begann, Bindfadenstücke abzumessen, die Oscars und Terris Größe sowie der Länge ihrer Beine und ihres Torsos entsprachen. Während sie die Bindfadenstücke mit dem Klebeband an der Wand befestigte, kehrte Marino in Bergers Begleitung zurück.
      »Gibst du Jaime bitte meinen Notizblock und einen Stift, damit sie sich Notizen machen kann und du die Hände frei hast?«, sagte Scarpetta. »Ich werde euch jetzt zeigen, warum ich Oscar nicht für den Mörder halte. Damit will ich nicht behaupten, dass es unmöglich ist, allerdings sehr unwahrscheinlich. Es handelt sich um einfache Mathematik.«
      Sie deutete auf die Bindfadenstücke an der Wand über dem Stuhl.
      »Alles basiert auf der Theorie, dass Terri auf diesem Stuhl saß. Interessant ist die Länge ihres Torsos, die vierundachtzig Zentimeter beträgt. Ich habe sie in der Gerichtsmedizin vermessen. Wie ihr beide wisst, haben Menschen, die an Achondroplasie leiden, unnatürlich kurze Gliedmaßen, während Kopf und Torso dem eines gesundenen Erwachsenen entsprechen und deshalb viel zu groß wirken. Aus diesem Grund brauchen Kleinwüchsige beim Autofahren keinen erhöhten Sitz, müssen jedoch die Pedale verlängern, damit ihre Füße Gaspedal, Bremse und Kupplung erreichen. Terris Torso hat etwa dieselbe Länge wie Jaimes und meiner. Deshalb habe ich ein Stück Bindfaden an die Wand geheftet« - Scarpetta wies darauf -, »das genau dieser Länge entspricht, und zwar so, dass es an der Sitzfläche beginnt und hier endet.«
      Sie deutete auf das Stück blauen Klebebands, mit dem das obere Ende des Bindfadens an der Wand befestigt war. »Der Abstand zwischen Sitzfläche und Boden beträgt dreiundfünfzig Zentimeter«, fuhr sie fort. »Wenn man also vierundachtzig und dreiundfünfzig addiert, erhält man einen Meter siebenunddreißig. Oscar ist einen Meter achtundzwanzig groß.«
      Sie zeigte auf den Bindfaden, der seine Größe repräsentierte.
      »Also nicht einmal so groß wie Terri, als sie saß«, stellte Berger beim Schreiben fest.
    »Genau«, erwiderte Scarpetta.
      Sie nahm die »Oscar-Schnur«, wie sie sie nannte, von der Wand und hielt sie parallel zum Boden. Dasselbe tat sie mit dem Bindfaden, der der sitzenden Terri entsprach. Dann bat sie Marino, beide Bindfadenstücke gerade und parallel zum Boden auszurichten, und machte weitere Fotos.
    Benton kam mit einem uniformierten Polizisten herein. »Jemand wollte einen Stuhl in einem Privatjet zur Bombenfabrik in Oak Ridge bringen

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