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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Wohnungstür aus dunklem Holz, Nummer 9B.
      »Wie viele Wohnungen gibt es auf dieser Etage?«, erkundigte sich Scarpetta. »Vier?«
      »Stimmt genau. Seine Nachbarn sind berufstätig und tagsüber nicht zu Hause. Abends sind sie auch viel unterwegs, weil sie allein stehend sind und keine Kinder haben. Bei zweien ist es nur die Zweitwohnung.«
      »Ich brauche ihre Namen«, sagte Morales. »Und außerdem eine Liste aller Hausbewohner.«
      »Aber sicher. Es sind insgesamt vierzig Wohnungen, vier pro Etage. Das hier ist die oberste. Als Penthouse würde ich es aber nicht bezeichnen, weil die Wohnungen auch nicht schöner sind als die anderen. Doch die Aussicht ist besser. Von den hinteren hat man Blick auf den Hudson. Ich muss Ihnen sagen, wie schockiert ich bin. Ich hätte Mr. Bane so etwas nie zugetraut. Allerdings heißt es ja immer, dass man es diesen Leuten nicht ansieht. Und er war in letzter Zeit wirklich recht merkwürdig. Ich gehe jetzt mal nach der Leiter sehen.«
      »Ach, noch etwas, Mann«, hielt Morales ihn zurück. »Mr. Bane steht nicht unter Anklage. Niemand behauptet, dass er seine Freundin umgebracht hat. Also setzen Sie keine Gerüchte in die Welt, okay?«
      Sie standen vor Oscars Tür. Morales zückte einen Schlüssel, der, wie Scarpetta wusste, zu einem ausgesprochen einbruchssicheren Medeco-Schloss gehörte. Im nächsten Moment fiel ihr noch etwas auf, das sie aber nicht in Gegenwart des Portiers erwähnen wollte - ein schwarzer Faden, etwa fünfundzwanzig Zentimeter lang, auf dem Teppich unmittelbar unter dem Türscharnier.
      »Ich bin unten«, sagte der Portier. »Wenn Sie mich brauchen sollten, in der Küche ist ein Haustelefon, ein weißes, das an der Wand hängt. Wählen sie einfach die Null. Bei wem soll ich mich wegen der Leiter melden?«
    Morales gab ihm seine Visitenkarte.
      Der Portier nahm sie widerwillig entgegen und kehrte zum Aufzug zurück. Scarpetta stellte ihren Tatortkoffer ab, öffnete ihn und verteilte Handschuhe. Dann hob sie den Faden auf und betrachtete ihn durch eine Lupe. An einem Ende entdeckte sie einen dicken Knoten, der offenbar mit einem plattgedrückten Stück farblosen Wachses versehen war.
      Sie hatte schon eine Vermutung, welchem Sinn und Zweck dieser verknotete Faden diente. Allerdings war die Tür fast doppelt so hoch wie Oscar groß, so dass er die obere Kante nie ohne Hilfe hätte erreichen können.
    »Was haben Sie da?«, fragte Morales.
      Er griff nach dem Faden und spähte ebenfalls durch die Lupe.
      »Bestimmt«, erwiderte sie, »hat er ihn oben an der Tür befestigt, um herauszufinden, ob sie während seiner Abwesenheit geöffnet wurde.«
      »Ein schlauer kleiner Bursche. Dann sollten wir wirklich in Erfahrung bringen, was aus der Leiter geworden ist. Aber wie ist er an die obere Türkante rangekommen?«
    »Wir wissen, dass er paranoid ist«, bemerkte Benton. Scarpetta verstaute den Faden in einem Asservatenbeutel und beschriftete diesen mit einem Markierstift. Unterdessen schloss Morales die Tür auf und öffnete sie. Sofort begann eine Alarmanlage zu piepsen. Morales betrat die Wohnung, gab einen auf einer Serviette notierten Code ein und machte Licht.
      »Schauen Sie, da hätten wir die nächste Einbrecherfalle«, witzelte er und bückte sich nach einem geradegebogenen Drahtkleiderbügel, der unmittelbar hinter der Tür auf dem Boden lag. »Oder hat Oscar damit vielleicht Marshmallows geröstet? Jetzt fehlt nur noch die Mehlspur auf dem Boden, mit der Durchgeknallte sich vergewissern, dass keine Außerirdischen im Haus waren.«
      Scarpetta musterte beide Seiten des Kleiderbügels und dann das plattgedrückte Stück Wachs im Plastikbeutel.
      »Wahrscheinlich hat er damit den Faden oben 'an der Tür angebracht«, meinte sie. »Er hat den Knoten mit dem Wachs am Kleiderbügel befestigt. Das Wachs weist eine Einkerbung auf, die sich mit dem Durchmesser des Drahtes deckt. Ich werde das rasch überprüfen.«
      Sie zog die Wohnungstür von außen zu. Die Lücke zwischen Tür und Boden war gerade groß genug, dass der Kleiderbügel hindurchpasste. Als Morales die Tür öffnete, schlüpfte sie in die Wohnung.
      »Hier war ein Spinner am Werk«, verkündete er. »Damit meine ich natürlich nicht Sie.«
      Das ordentlich aufgeräumte Wohnzimmer hatte eine männliche Ausstrahlung. An den dunkelblau gestrichenen Wänden hing eine wertvolle Sammlung original viktorianischer Landkarten und Kunstdrucke. Offenbar hatte Oscar eine

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