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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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bitten, mich anzurufen? «
    »Ich gehe gerade zu ihnen.«
      »Ich sitze in Terris Treppenhaus und habe mich ins drahtlose Netzwerk eingeloggt, zu dem alle Wohnungen Zugang haben«, erklärte Lucy. »Es sendet auch, was heißt, dass sämtliche Beteiligten es nutzen können. Dazu gibt es eine besondere Vorrichtung.«
      Oscars Heimtrainer stand im Schlafzimmer, in dessen Mitte sich das Bett mit dem Zelt aus Alufolie befand. Benton und Morales waren ins Gespräch vertieft.
    »Was soll ich ihn denn fragen?«, erkundigte sich Scarpetta. Sie konnte verstehen, warum Morales bei Frauen beliebt war, aber ansonsten von allen nur widerwillig respektiert beziehungsweise abgelehnt wurde. Auch von den Richtern. Er erinnerte sie an die Spitzensportler mit Stipendium während ihrer Studienzeit in Cornell, drahtige, übertrieben selbstbewusst auftretende junge Männer, die ihren durchschnittlichen Intellekt mit Muskelkraft, Schlagfertigkeit, einer schnippischen Art und einem prahlerischen Auftreten ausglichen. Sie ließen sich nichts sagen, zeigten der Mannschaft und den Trainern die kalte Schulter, kamen unvorbereitet in die Seminare, aber gewannen Spiele, und die Zuschauer liebten sie. Sympathisch waren sie allerdings niemandem.
      »Frag ihn, ob er weiß, dass es hier eine Kamera gibt«, meinte Lucy.
      »Das kann ich dir auch beantworten«, sagte Scarpetta. »Er hat sie selbst auf dem Dach angebracht. Marino ist darüber im Bilde. Ist Jaime bei dir?«
      Scarpetta waren diese Worte einfach so herausgerutscht, ohne dass sie wusste, warum. Vielleicht hatte sie es schon gespürt, als sie die bei den zum ersten Mal zusammen gesehen hatte. Damals war Lucy - zumindest in Scarpettas Augen fast noch ein Kind gewesen. Berger war gut fünfzehn Jahre älter als sie.
    Warum war das so wichtig?
    Lucy war eindeutig kein Kind mehr.
      Vielleicht war es einfach nur die simple und logische Erklärung, dass eine vielbeschäftigte und einflussreiche Staatsanwältin wie Jaime Berger normalerweise nicht ihre Abende in einem Loft in Greenwich Village verbrachte, um zuzuschauen, wie ein Computer ein Programm ablaufen ließ. Schließlich konnte Lucy ihre Ergebnisse auch telefonisch oder per E-Mail übermitteln. Berger war zwar als zupackend und ausgesprochen engagiert bekannt, wenn es darum ging, Tatorte persönlich zu besichtigen, für die rasche Untersuchung von Beweisstücken zu sorgen und hin und wieder sogar Autopsien beizuwohnen, solange sie nicht von Dr. Lester durchgeführt wurden, doch Computer waren nicht ihre Sache. Sie setzte sich auch nicht in Labors und beobachtete Gaschromatographen oder Mikroskope.
      Berger gab die Marschbefehle und beraumte Sitzungen an, um die Ergebnisse zu besprechen. Der Gedanke, dass Lucy und Berger viele Stunden in diesem Loft miteinander allein gewesen waren, gefiel Scarpetta gar nicht. Ihr Unbehagen war vermutlich Ergebnis der letzten Begegnung der beiden vor fünf Jahren, als Scarpetta unangemeldet in Bergers Penthousewohnung aufgetaucht war.
      Nie hätte sie erwartet, Lucy dort anzutreffen, als sie Berger gerade anvertraute, was in jenem Hotelzimmer im polnischen Stettin wirklich geschehen war. Viele der Einzelheiten kannte Scarpetta bis heute nicht.
      Damals hatte sie das Gefühl gehabt, bei ihrer Nichte nicht mehr im Mittelpunkt zu stehen. Möglicherweise hatte sie auch nur geahnt, dass es eines Tages so weit kommen würde. Sie musste sich eingestehen, dass es Egoismus war.
      Scarpetta teilte Benton mit, dass Lucy mit ihm sprechen wollte. Er zögerte und wartete offenbar auf ein Zeichen, dass alles seine Ordnung hatte.
      »Ich werde in den Schränken nachsehen«, meinte sie, das Signal, das er gebraucht hatte.
      Er sollte das Schlafzimmer verlassen, um unbelauscht zu telefonieren.
      »Ich bin auf dem Flur«, sagte er und wählte dabei eine Nummer.
      Scarpetta spürte, dass Morales sie beobachtete, als sie in Oscars Badezimmer ging. Je besser sie sich mit seinen Lebensverhältnissen vertraut machte, desto mehr bestürzte sie sein offensichtlicher psychischer Verfall. Die Döschen in seiner Hausapotheke zeigten ihr, dass er seine Albträume für real hielt. Das Datum auf einigen der Aufkleber deckte sich genau mit dem fraglichen Zeitraum.
      Sie stieß auf Döschen mit I-Lysine, Pantothenik-Säure, Folsäure, Aminosäure, Knochenkalk, Jod, Algenextrakt und andere Nahrungsergänzungsmittel, normalerweise bestimmt für Menschen, die radioaktiver Strahlung ausgesetzt gewesen waren oder

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