Kay Scarpetta 16: Scarpetta
Jewish Museum untergebracht. Hilft uns also nicht viel weiter.«
Lucy kannte zwar den genauen Standort, behielt das aber lieber für sich. Berger mochte es nämlich nicht, wenn sie gegen das Gesetz verstieß. Lucy hatte viele Freunde in der Welt der Internet-Provider, von denen sie manche noch aus ihrer Zeit beim FBI oder noch länger kannte. Außerdem verfügte sie über gute Beziehungen. Eigentlich hatte sie nichts anderes getan als Cops, die den Kofferraum eines Autos öffneten, hundert Kilo Kokain darin entdeckten und sich erst anschließend einen Durchsuchungsbeschluss besorgten.
»Außerdem liegt in der Gegend, die als Museum Mile bekannt ist, auch die Hautarztpraxis von Dr. Elizabeth Stuart«, sagte sie.
Auf dem dunklen Rücksitz war Bergers Gesicht ganz nah an ihrem. Ihr Duft hüllte Lucy ein.
»In dieser Gegend?«, wiederholte Berger nun. »Von welcher Entfernung sprechen wir denn?«
»Die Prominenten-Hautärztin hat eine Wohnung, die die gesamte neunundzwanzigste Etage des Hauses einnimmt, in dem sich auch ihre Praxis befindet«, erklärte Lucy. »Die Dame ist über die Feiertage verreist. Die Praxis öffnet erst wieder am Montag, dem siebten.«
27
Scarpetta hatte mit dem Betreten der Bibliothek gewartet, bis sich die Gelegenheit ergab, es allein zu tun. Lucys Anruf lieferte ihr nun den nötigen Vorwand.
Sie ließ Morales und Benton im Schlafzimmer zurück, während Lucy ihr am Telefon von der Nachricht am Schwarzen Brett des John Jay erzählte und sie fragte, ob sie davon wisse. Scarpettas Blick schweifte über die Regale mit antiken psychiatrischen Fachbüchern, als sie verneinte.
»Es tut mir leid, das zu hören«, fügte sie hinzu. »Je mehr ich über diese Angelegenheit erfahre, desto stärker bedauere ich es. Ich wünschte, ich hätte gewusst, dass sie mich erreichen wollte.«
Sie konnte das Buch nicht finden, über das Oscar gesprochen hatte. Die Erlebnisse eines Irrenarztes, in dem er angeblich die CD versteckt hatte. Ihre Zweifel an ihm wuchsen. Ob er wohl doch ein Spiel mit ihr trieb?
»Das Foto, das heute Morgen im Internet war«, fuhr Lucy fort, »wurde in der New Yorker Gerichtsmedizin aufgenommen. Du hast gerade mit Dr. Lester gesprochen. Erinnerst du dich an den besagten Tag?«
»Ich kann mich nicht entsinnen, dass mich jemand dort fotografiert hat, sonst wäre es mir doch beim Anblick des Bildes sofort eingefallen.«
»Schau dir das Foto noch einmal an und denk dir eine Arbeitsfläche, eine Überwachungskamera und einen Monitor dazu. Vielleicht kommst du dann darauf, wo die Person gestanden haben könnte. Es würde dich einen Schritt weiterbringen.«
»Es muss vor einem Autopsietisch gewesen sein. Im Autopsiesaal gibt es drei davon, also war es vielleicht jemand, der einen anderen Fall bearbeitet hat. Ich verspreche dir, mich eingehend damit zu beschäftigen, aber nicht jetzt.«
Im Moment konnte sie nur daran denken, dass sie unbedingt mit Oscar reden und ihm sagen musste, das Buch sei verschwunden. Seine Antwort konnte sie sich bildlich vorstellen. Bestimmt hatten sie die CD gestohlen. Das wäre die Erklärung für den Faden vor seiner Tür gewesen. Sie waren in der Wohnung gewesen. Sicher würde er so reagieren. Scarpetta hatte das Buch und die versteckte CD gegenüber Morales und Benton nicht erwähnt. Sie durfte ihnen weder etwas von der Existenz noch vom Fehlen dieser beiden Gegenstände verraten, denn schließlich war sie Oscar Banes Ärztin, weshalb alle zwischen ihnen stattgefundenen Gespräche innerhalb gewisser Grenzen unter die Schweigepflicht fielen.
»Hast du etwas zum Schreiben da?«, fragte Lucy. »Ich gebe dir Dr. Elizabeth Stuarts Telefonnummern. Das ist die Hautärztin.«
»Ich weiß.«
Lucy erklärte ihr, das Foto sei am 3. Dezember gegen Mittag an Terri Bridges geschickt worden, und zwar von einem Internetcafe gegenüber von Dr. Stuarts Praxis aus. Dann diktierte sie Scarpetta eine Mobilfunknummer und auch die Nummer der Luxussuite im St. Regis in Aspen, die Dr. Stuart nach dem Time-Sharing-Modell gemietet hatte. Sie fügte hinzu, Dr. Stuart steige dort immer unter dem Namen ihres Mannes ab, der Oxford heiße.
»Also frag nach Dr. Oxford. Es ist wirklich erstaunlich, was die Leute einem so alles erzählen. Aber ich habe den anderen nichts davon gesagt. Jaime hat nämlich diese Marotte, dass alles streng nach Recht und Gesetz zugehen muss. Kannst du Morales etwas von mir ausrichten und Benton
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